Griechenland-Krise

Verhalten optimistisch für drittes Hilfspaket

EU-Flagge mit Eurosymbol und einer kleinen griechischen Flagge vor dem Parlament in Athen
EU-Flagge mit Eurosymbol und einer kleinen griechischen Flagge vor dem Parlament in Athen © dpa / picture alliance / Fotis Plegas G.
Von Annette Riedel |
Bis spätestens zum 20. August sollen die Gespräche über ein drittes Hilfspaket für Griechenland abgeschlossen sein, sonst droht dem Land erneut die Zahlungsunfähigkeit. Bis dahin muss jedoch noch viel auf den Verhandlungstisch - allen voran die Forderung des IWF nach einem erneuten Schuldenschnitt.
"Kommissionspräsident Juncker hat in einem Interview gesagt, dass die Verhandlungen zufriedenstellend verlaufen. Er hat auch gesagt, dass es möglich ist, vorzugsweise noch vor dem 20. August zu einer Vereinbarung zu kommen. Das ist ein ambitionierter aber machbarer Zeitplan, wenn sich jeder an die Verabredungen vom Euro-Sonder-Gipfel am 13. Juli hält."
Diese Verabredungen gingen ungewöhnlich detailgenau für Gipfel-Beschlüsse auf konkrete Reformvorhaben ein, die von Athen als Gegenleistung für über 80 Milliarden Euro an Hilfskrediten in den kommenden drei Jahren erwartet werden. Aber da der Teufel bekanntlich oft gerade in den kleinsten Details liegt, sind die Verhandlungen keinesfalls schon so gut wie gelaufen. Es geht um Fristen für die Umsetzung von bereits als verabredet Geltendem; es geht um genaue Zahlen; es geht um Mitspracherechte der Geldgeber.
Wer soll das letztentscheidende Wort haben?
Etwa beim Privatisierungsfonds: In welchem Umfang soll dieser bis wann welche Erlöse aus Verkauf oder Verpachtung von griechischem Staatsbesitz zu erwirtschaften haben? Und wer soll das letztentscheidende Wort beim Fonds haben - die Griechen oder die Geldgeber? Zudem wird aktuell über die dringend notwendige Re-Kapitalisierung griechischer Banken verhandelt. Aber, wie gesagt, man käme gut voran, heißt es in Brüssel. Anderslautende Einschätzungen, wie sie nach einer Zeitungsmeldung deutsche Regierungsmitglieder haben wollen, entbehrten der Grundlagen, wies sie die Kommissionssprecherin zurück.
"Es ist Sache von EU-Kommission, Europäische Zentralbank, ESM-Rettungsschirm und dem Internationalen Währungsfonds die Verhandlungen mit Athen zu führen und die Fortschritte zu bewerten. Unsere Teams sind vor Ort, sehen zufriedenstellende Fortschritte und ich wüsste nicht, wer einen besseren Überblick haben könnte."
Als Klangkulisse gewissermaßen spielt im Hintergrund der Verhandlungen die klare Ansage des IWF, dass Griechenland Erleichterungen bei seiner angehäuften Schuldenlast brauche, die der Wirtschaftskraft des Landes in nicht darstellbarer Weise gegenüberstehe.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde.© AFP / Thierry Charlier
"Griechenland braucht glaubwürdig Schuldentragfähigkeit. Wir als Währungsfonds verleihen das Geld unserer 188 Mitglieds- Länder - von den ärmsten bis zu den reichsten. Wir sind ihnen Rechenschaft schuldig."
Betont IWF-Chefin Lagarde immer wieder. Sie fordert von den europäischen Geldgebern, für Griechenland noch einmal erheblich weiter gehende Schuldenerleichterungen zu organisieren, als ohnehin mit der Senkung von Zinsen und Streckung der Rückzahlungen ohnehin schon umgesetzt wurden.
Der IWF seinerseits ist zu Vergleichbarem nicht bereit oder nicht in der Lage. Unter seinen Mitgliedern - darunter die Entwicklungsländer und die Schwellen-Länder - ist der Wille nicht sehr ausgeprägt, ausgerechnet einem Land auf dem reichen europäischen Kontinent, auch noch Schulden zu erlassen, nachdem man es schon überproportional stark unterstützt hat.
Bundesregierung will auf den IWF im "Rettungsboot" nicht verzichten
Die Crux ist, dass etwa Deutschland sich gegen einen weiteren Schuldenschnitt ausspricht. Der scheint aber für den IWF inzwischen unabdingbar, wenn er sich - über Frühjahr 2016 hinaus - an der Griechenland-Rettung beteiligen soll. Dann müsste die IWF-Beteiligung erneuert werden. Die Bundesregierung will aber auf den IWF im "Rettungsboot" nicht verzichten.
"Eine der ganz zentralen Bedingungen ist, dass der Internationale Währungsfonds mit dabei ist. Wenn der IWF nicht mehr dabei ist, dann gibt es ein richtiges Problem."
Hatte CDU-CSU-Bundestagsfraktionschef Kauder nach dem Griechenland-Sondergipfel der Euroländer im Juli gesagt. Das "richtige Problem" wäre, dass im Bundestag eine Mehrheit für ein ausgehandeltes dritte Hilfspaket her müsste.
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