Griechenland

Mit einem Linksbündnis aus der Krise?

Syriza-Vorsitzender Alexis Tsirpas bei einer Pressekonferenz am 14. September 2014.
Hoffnungsträger für Griechenland? Der Chef des greichischen Linksbüdnisses Syriza Alexis Tsirpas © dpa / picture-alliance / Sotiris Barbarousis
Niels Kadritzke im Gespräch mit Sonja Gerth |
Mit einem Wahlsieg der Linkspartei Syriza habe Griechenland die Chance, seine Klientelpolitik im öffentlichen Dienst abzubauen, glaubt der Griechenlandexperte Niels Kadritzke. Geschehe dies, müsse die EU dem Land aber beim Schuldenerlass entgegenkommen.
Der Journalist und Griechenlandexperte Niels Kadritzke sieht in dem möglichen Wahlsieg der griechischen Linkspartei Syriza eine Chance für das Land, sich wirtschaftlich wieder zu erholen.
Dies gelte insbesondere für den Abbau der Klientelpolitik, der die zentrale Voraussetzung dafür sei, dass das Land wieder auf die Beine komme, sagte Kadritzke. Die Umsetzung des Ziels erfordere jedoch große Anstrengungen von der Partei.
"Das heißt, sie muss Versprechungen zurücknehmen, sehr viele neue Stellen im öffentlichen Dienst zu schaffen", so Kadritzke. Die Partei müsse erklären, dass im öffentlichen Dienst qualitative und quantitative Verbesserungen und starke Reformen nötig seien. "Und ob das die Wähler schlucken, ist noch sehr die Frage."
Auch sei die Suche nach einem Koalitionspartner "ein Riesenproblem", so Kadritzke. Laut aktuellen Umfragen ziehe die To Potami als einzige Partei sicher ins Parlament ein, diese definiere sich als "Partei der radikalen Mitte".
Kadritzke: "Es wird für die Parteiführung [der Syriza] ziemlich schwierig sein, eine Koalition gerade mit dieser Partei gegenüber auch dem linken Parteiflügel durchzusetzen." Daher sei die Gefahr, dass es noch einmal zu Neuwahlen kommt, durchaus gegeben.
Scharfe Kritik an Ministerpräsident Samaras
Allerdings müsse Europa unbedingt honorieren, wenn im öffentlichen Dienst des Landes ernsthafte Reformen durchgeführt werden, erklärte Kadritzke. Denkbar wäre ein neuer Deal zwischen Griechenland und der EU: Die EU ermäßigt Griechenland die Schulden, im Gegenzug setzt das Land die zugesagten Reformen um. "Das wäre, glaube ich ein Geschäft, bei dem beide nur gewinnen könnten."
Scharf verurteilte Kadritzke, dass Griechenlands Ministerpräsident Andonis Samaras den Terroranschlag von Paris für seinen Wahlkampf nutze. Samaras habe mit Blick auf den Charlie-Hebdo-Anschlag erklärt: In Frankreich werden zwölf Menschen ermordet und hier in Griechenland gibt es welche, die wollen die Migranten hereinholen. "Das ist eine absolut skandalöse Anleihe bei den Rechtsradikalen in Griechenland. Und die europäischen Partner sollten sich, glaube ich, sehr genau angucken, mit wem sie es da eigentlich zu tun haben."
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