Hilflosigkeit, Abschottung und Hass
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Die Hilfsbereitschaft vieler Inselbewohner ist umgeschlagen in Überforderung, bei einigen sogar in Hass. Auf Lesbos randaliert ein rechter Mob. Die griechische Regierung reagiert mit Härte - allerdings gegenüber neuankommenden Flüchtlingen.
Acht Grad, die Hände sind klamm, der Boden matschig und aufgeweicht. Einst standen hier Olivenbäume – jetzt tausende Zelte und selbstgebaute Hütten. Die Unterkunft für Kinder und Familien, die keinen Platz mehr haben im völlig überfüllten Camp Moria.
Auch die 17-jährige Sahra aus Afghanistan haust hier in einem Verschlag aus Holzpaletten, Plastikplanen und Pappkartons. Sie kocht gerade Nudeln – auf einem alten Aluminiumbehälter. Mit Brennholz. Sie erzählt: "Wir suchen im Dschungel nach Holz. Wir haben hier keinen Strom, kein Gas. Wir nehmen also Äste von den Bäumen. Mein Vater und mein Verlobter sammeln jeden Tag Holz. Aber es wird oft gestohlen, auch andere Sachen werden gestohlen, ich weiß nicht, was ich tun soll."
Gefährlicher Alltag
In Moria – im Südosten der griechischen Insel Lesbos – sei nichts und niemand sicher, sagt auch der 27-jährige Abdullah aus Somalia. Er ist nur noch mit Freunden unterwegs, zu groß sei seine Angst, sagt er: "Nachts gehe ich nicht mehr auf die Toilette. Die sagen dir: Gib mir dein Handy. Wenn du sagst, ich habe kein Handy, können sie dich umbringen. Sie haben schon meinen Freund mit einem Messer erstochen. Es gibt keine Polizei. Ich bin nach Europa gekommen, um mich sicher fühlen zu können, nicht, damit ich umgebracht werde."
Über 20.000 Menschen leben in Moria, viele von ihnen geflüchtet vor dem Krieg in ihren Ländern. Sie kommen vor allem aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und Kongo. Das Camp ist aber nur für 3000 Geflüchtete ausgelegt. Kein Wunder, dass hier jeder um die viel zu knappen Ressourcen wie einen Schlafplatz oder Holz kämpft.
Gewalt und Kriminalität gehen inzwischen auch von Rechtsextremen auf der Insel aus. In den vergangenen Tagen wurden Autos von Hilfsorganisationen angesteckt und Straßensperren errichtet: für Ausländer, Geflüchtete und Hilfsorganisationen. Aus Angst um ihre Sicherheit haben mittlerweile viele Helfer die Insel verlassen.
Christos Liakopoulos ist noch da. Er ist fester Mitarbeiter im Camp Moria. Der 52-Jährige betreut seit drei Jahren unbegleitete Minderjährige. Bevor sie einen der wenigen Plätze bekommen, seien die Kinder und Jugendlichen auf sich allein gestellt.
"Einen Platz zu bekommen, grenzt an ein Wunder", erzählt er. "Denn wir können nur 360 Kinder aufnehmen von den über 1000, die warten. Viele umarmen uns, wenn sie reinkommen und weinen. Sie haben zum ersten Mal das Gefühl, dass sich jemand um sie kümmert, dass sie gerettet werden."
"Diese Kinder müssen hier raus"
Liakopoulos zeigt auf weiße Wohncontainer hinter dem Zaun. Hier seien die Kinder und Jugendlichen untergebracht, sagt er. Viele wollen zu ihren Familien in andere EU-Länder, im Rahmen der Familienzusammenführung, sagt der Camp-Mitarbeiter, doch das dauert.
"Sie müssen lange warten, sieben, acht, zwölf Monate – oder auch länger", erzählt er. "Viele Kinder verlieren ihre Lebenslust, wollen Selbstmord begehen... Diese Kinder müssen hier raus und da müssen alle Länder Verantwortung übernehmen: Deutschland, aber auch Ungarn, Österreich, alle."
Dass zum Beispiel Deutschland nun bereit ist, unter Voraussetzungen unbegleitete Minderjährige aufzunehmen, findet der Camp-Mitarbeiter gut. Die Hilfe müsste sich aber auch auf andere Gruppen ausweiten, sagt Liakopoulos. Auch die Erwachsenen und die Familien müssten raus und auf ganz Europa verteilt werden.
Bis die EU-Staaten Entscheidungen treffen, geht der Alltag in Camp Moria mühsam weiter. Einige Geflüchtete haben inzwischen auf dem Feld selbstgehämmerte Buden errichtet und verkaufen dort Lebensmittel. So auch der 16-jährige Junes aus Afghanistan mit seiner Familie.
"Das Essen im Camp ist sehr schlecht und du musst lange in der Schlange anstehen", erzählt er. "Also kaufen viele bei uns ein. Die Leute hier haben nicht viel Geld, deswegen haben wir niedrige Preise. Die Kartoffeln kosten ein Euro, und Tomaten und Mandarinen verkaufen wir für 90 Cent. Auch Äpfel haben wir. Wir kaufen das Obst in der Innenstadt und verkaufen es hier weiter. Am Ende des Tages mache ich zehn oder 20 Euro Gewinn."
Einziger Lichtblick – eine Schule
Sogar eine Schule haben die Flüchtlinge in Moria gegründet: Für Kinder und Erwachsene. Ihr Name: "Wave of Hope for the Future"- "Welle der Hoffnung für die Zukunft". In geräumigen Holzhütten lernen die Geflüchteten hier Englisch und Deutsch, auch Musik- und Kunstunterricht gibt es.
Die 17-jährige Fereshte aus Afghanistan, ein hübsches Mädchen mit schwarzem Kopftuch – selbst eine Geflüchtete – unterrichtet Englisch, jeden Abend zwischen 20 und 22 Uhr. Die Lehrerin sagt: "Weißt du, Bildung ist wichtiger als Essen. Wir hoffen, dass alle Menschen hier eines Tages ihr Ziel erreichen und weiterkommen. Bis dahin sollten wir aber nicht unsere Zeit verschwenden. Nur Warten und Nichtstun, das kann einen verrückt machen."
Das Leben in Moria habe schon viele depressiv gemacht, sagt Fereshte. Ein Nachbar habe sich so das Leben genommen. Sie selber will aber durchhalten, bis sie Moria verlassen kann. Und wer weiß, vielleicht schafft sie es eines Tages nach Schweden, so ihre Hoffnung, wo schon längst zwei ihrer Geschwister leben.
Durchhalten und hoffen, dass es einen Ausweg aus Moria gibt. Viel mehr bleibt den meisten, die hier gestrandet sind, nicht. Unterdessen versuchen tausende neue Flüchtlinge aus der Türkei, es bis nach Griechenland zu schaffen.
Ein Land im Abwehrmodus
Seit knapp zwei Wochen, seit dem 28. Februar, ist Griechenland in einer Art Ausnahmezustand. An jenem Tag erklärte der türkische Präsident Erdogan, die Grenzen zur EU seien geöffnet. Seither verteidigen griechische Polizisten und Soldaten die Staatsgrenze mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Flüchtlinge.
Oder wie es der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas ausdrückt: Es sei eine aktive, ernste, schwere und asymmetrische Bedrohung der nationalen Sicherheit Griechenlands. Die Migranten, so der Regierungssprecher weiter, würden "gelenkt und angestiftet durch die Türkei".
Militär und Polizei verteidigen die griechische Grenze. Gleichzeitig sind auf den Inseln der Ägäis rechte Schlägertrupps und selbst ernannte Bürgerwehren aktiv. Sie machen Jagd auf Flüchtlinge, auf Journalisten und auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.
Brandstiftung durch rechten Mob?
Am vergangenen Wochenende brannte auf Lesbos eine Schule für Flüchtlingskinder aus. Es gab keine Verletzten, aber: die Klassenzimmer, die Teestube, die Bibliothek – alles wurde vom Feuer zerstört, was die Schweizer Hilfsorganisation "One happy family" hier aufgebaut hatte.
War es Brandstiftung? – Noch ist das unklar, aber überall auf Lesbos wird genau dieser Verdacht geäußert.
Nur eine Woche zuvor brannte auf Lesbos eine andere Einrichtung für Flüchtlinge. Boris Cheshirkov vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, sagt: "Unser Zentrum für Neuankommende ist am Sonntag voriger Woche bei einem Feuer völlig zerstört worden: Dort hatten Flüchtlinge trockene Kleidung bekommen, sie konnten sich aufwärmen und heißen Tee trinken. Es ist völlig niedergebrannt."
Doch es bleibt nicht bei Gewalt gegen Sachen. Der deutsche Foto-Journalist Michael Trammer wurde auf Lesbos angegriffen, von Rechtsradikalen, wie er sagt. Sie schlugen ihn zusammen, bis er am Kopf blutete, und sie warfen seine Kamera ins Meer.
Feindselige Stimmung von oben geschürt
Apostolos Veizis von der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" gibt der griechischen Regierung eine Mitschuld an dieser Gewalt. Die Regierung habe Solidarität und Hilfe kriminalisiert. Immer wieder, so Apostolos Veizis, würden Politiker der Regierung Falschinformationen über die Arbeit der Hilfsorganisationen verbreiten.
"Die sagen, wir seien verantwortlich für Lage auf den Inseln", sagt er. "Und jetzt verlangt die griechische Regierung plötzlich, dass sich alle Nichtregierungsorganisationen, die auf Lesbos arbeiten, registrieren lassen müssen - mit genauen Listen von allen Mitarbeitern. Wir spüren da eine Bedrohung gegen alle, die solidarisch sind."
Die Stimmung gegen Hilfsorganisationen sei feindselig, und das werde von höchster Stelle geschürt, beklagt Apostolos Veizis.
"Ärzte ohne Grenzen" betreibt direkt neben dem Lager Moria eine Kinderklinik. Nur hier finden Eltern aus dem Lager Rat und Hilfe, wenn ihre Kinder krank sind. Im Lager selbst gibt es keinen Kinderarzt, Eltern und Kinder werden in ihrer Not allein gelassen.
Auch diese Klinik von "Ärzte ohne Grenzen" ist bedroht. "Haut ab hier", hören die Ärzte, wenn sie in den Straßensperren der Bürgerwehren auf dem Weg nach Moria festgehalten werden.
In der vergangenen Woche blieb die Kinderklinik aus Sicherheitsgründen zwei Tage lang geschlossen. Inzwischen ist sie wieder geöffnet, die kranken Kinder aus dem Lager bekommen wieder Hilfe. "Und das ist das Wichtigste", sagt der Arzt Apostolos Veizis.
"Kinder, die kein Bett zum Schlafen haben"
Denn es sei eine Schande für Europa, unter welchen Umständen die 7000 Kinder im Lager Moria leben müssen, sagt er. "Wir sehen dort Kinder, die nicht zur Schule gehen, wir sehen Kinder, die kein Bett zum Schlafen haben. Wir sehen Kinder, die nichts Ordentliches zum Essen bekommen."
Vor allem aber, und das erschüttert den erfahrenen Mediziner - sie sehen Kinder, die sagen nur zwei Sätze, wenn sie zu ihm, dem Arzt kommen: "Ich will sterben. Ich will nicht zurück ins Lager."
Kinder, die sich selbst Verletzungen zugefügt haben und sich dann "mit ihren noch blutenden Händen an den Arzt klammern und sagen: Bitte schick mich nicht zurück ins Lager".
Die medizinische Versorgung in Moria sei eine einzige Katastrophe. Hilfsorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" könnten nur helfen, die schlimmste Not zu lindern. Die griechische Regierung weiß um diese Not in den Flüchtlingslagern. Migrationsminister Notis Mitarakis verspricht deshalb: "Die offenen Lager, die zurzeit die Inseln so schwer belasten, werden endgültig im Sommer dieses Jahres schließen. Diesen Plan werden wir umsetzen."
In den neuen Lagern soll es genügend Wohncontainer für alle Flüchtlinge geben, besseres Essen und mehr Ärzte. Was dem Minister besonders wichtig ist: Die neuen Lager sollen geschlossen sein. Nur tagsüber und nur mit Genehmigung sollen die Insassen die Lager verlassen dürfen, damit die Inselbewohner wieder mehr Ruhe haben.
Proteste von allen Seiten
Doch von allen Seiten schlägt der Regierung Widerstand entgegen: Flüchtlinge demonstrieren, weil sie nicht eingesperrt sein wollen. Hilfsorganisationen befürchten, ausgesperrt zu werden und gar nicht mehr helfen zu können. Inselbewohner protestieren, weil sie gar keine Lager mehr auf ihren Inseln haben wollen.
Schüler des Gymnasiums Kollini auf Lesbos marschieren durch die Straßen und rufen "Keine Lager auf den Inseln". Eine Passantin am Straßenrand stimmt ihnen zu und sagt: "Die Lage ist völlig außer Kontrolle. Unser Alltag, unser Leben, das Leben unserer Kinder, alles hat sich geändert."
Das beklagt auch Wassilikí Kaltákis. Sie wohnt auf der Insel Samos: Früher, so sagt sie, sei sie mit ihrer Enkeltochter immer auf den Spielplatz gegangen. Doch das gehe jetzt nicht mehr, weil der immer voll ist mit anderen Kindern: Kindern aus dem Flüchtlingslager. Auf der Schaukel, am Klettergerüst, auf der Wippe – überall afghanische oder syrische Kinder – da trauten sich die griechischen Kinder nicht mehr hin.
Der Hauptort der Insel Samos hat 7000 Einwohner. Im Lager direkt am Stadtrand sind mittlerweile noch einmal 7000 Menschen – Bürgermeister Giorgos Stantzos erzählt: "Wir haben hier ein Verhältnis 1:1. Das geht nicht. Die Lage ist zwar im Moment ruhig, aber gleichzeitig schwierig. Es könnte jederzeit etwas passieren."
Völlig überlastete öffentliche Einrichtungen
Alle öffentlichen Einrichtungen von Samos-Stadt sind völlig überlastet – nicht nur die Spielplätze, auch das Krankenhaus. Die Einheimischen müssen länger auf einen Termin warten, weil die Ärzte auch viele Patienten aus dem Lager behandeln. Das geht nun schon seit vier Jahren so. Die Geduld der Inselbewohner wird auf eine harte Probe gestellt.
Die Inselbewohnerin Wasilikí Kaltákis erzählt: "Wir mussten neulich wegen meines Mannes zur Behandlung ins Krankenhaus nach Samos-Stadt, da war das halbe Krankenhaus geschlossen wegen einer ansteckenden Krankheit."
Sie schüttelt den Kopf, sie habe regelrecht Angst – und fügt hinzu: "Oben auf dem Berg, da ist ein schönes Ferienhaus. Da sind sie rein und haben den Boden rausgerissen, als Brennmaterial. Also: Du fühlst dich in deinem eigenen Zuhause nicht mehr sicher."
Tausende Flüchtlinge im Lager müssen sich monatelang ohne Heizung durchschlagen. Klar, dass manche in ihrer Not überall rund ums Lager nach Brennbarem suchen.
"Unser Leben ist zu 100 Prozent anders geworden"
Adriána Panagopoúlou, sie lebt ebenfalls auf Samos, fürchtet um ihre Existenz. In vierter Generation führt ein Schuhgeschäft in der Fußgängerzone, nur zehn Minuten Fußweg vom Lager entfernt. Touristen kommen nicht mehr. Einheimische meiden die Innenstadt, Migranten haben kein Geld zum Einkaufen, klagt die Ladenbesitzerin.
Es sei furchtbar, es sei erdrückend, sagt sie: "Unser Leben ist zu 100 Prozent anders geworden. Wir können unsere Insel nicht wiedererkennen. Es ist eine Katastrophe für die Händler."
"Lesbos people, we are sorry" – "Bürger von Lesbos – es tut uns leid", rufen Flüchtlinge. Sie wissen, dass sie zu einer Belastung für die Bewohner von Lesbos geworden sind. Lieber heute als morgen möchten sie die Insel verlassen – und irgendwo hin aufs griechische Festland oder in ein anderes EU-Land.
"Freedom" – Freiheit, das wollen sie. Sie träumen von einem ganz normalen Leben, wollen sich eine Existenz aufbauen, ihre Kinder zur Schule schicken, irgendwo in Europa. Aber sie dürfen nicht weg. Sie dürfen die Insel nicht verlassen bis klar ist, ob sie Anspruch auf Asyl haben oder nicht. Und diese Prüfung dauert. Manchmal länger als ein Jahr. Solange sind die Flüchtlinge dazu verdammt, auf den Inseln auszuharren.
Folgen der Aussetzung des Asylrechts
Noch hoffnungsloser ergeht es den Flüchtlingen, die seit dem 2. März auf Lesbos angekommen sind, dem Tag, an dem die griechische Regierung das Asylrecht aussetzte – als Reaktion auf Erdogans einseitige Grenzöffnung.
Flüchtlinge, die es seither mit einem Schlauchboot nach Lesbos geschafft haben, kommen nicht ins Lager Moria. Sie wurden zunächst in einem abgesperrten Bereich im Inselhafen festgehalten.
Über die Zäune hinweg konnten sie dort ihren Landsleuten etwas zurufen, die schon seit Monaten auf der Insel sind, die im Lager Moria leben und bei einem Spaziergang am Hafen vorbeikamen. Einige rufen: " Wie ist es im Camp in Moria?" Die Antwort kommt prompt: "Schlecht. Wie geht es Euch?"
Plötzlich marschiert ein Polizist den Zaun entlang, er schreit: "Ich werde es nicht nochmal sagen. Ich hab gesagt: zurück! - Verstanden? Zum letzten Mal. Zurück!"
Die Polizei schottet die neu angekommenen Flüchtlinge ab. Sie werden weggesperrt – auf Lesbos in einem Schiff der griechischen Marine, das im Hafen festliegt. Das Schiff soll die etwa 500 Flüchtlinge zu einem geschlossenen Lager aufs Festland bringen. Von dort aus will die griechische Regierung die Flüchtlinge in ihre Heimatländer abschieben.
Sie werden wie Gefangene behandelt, dürfen keinen Asylantrag stellen. Boris Cheshirkow vom UNHCR mahnt, Griechenland breche mit dieser Praxis geltendes Recht.
Er sagt: "Wir sehen weder in der Flüchtlingskonvention noch in den EU-Gesetzen eine rechtliche Grundlage dafür, die Annahme von Asylanträgen auszusetzen. Griechenland hat sich durch internationale Abkommen dazu verpflichtet, Asylanträge anzunehmen. Wer griechischen Boden erreicht, hat das Recht auf ein faires Asylverfahren. Wir erwarten, dass Griechenland dieser Tradition treu bleibt und dieses Recht auch weiterhin gewährt."
Was passiert ab dem 2. April?
Einen Monat lang, also vom 2. März bis zum 1. April, kann niemand in Griechenland einen Asylantrag stellen. Und danach? Dürfen die Flüchtlinge, die jetzt gekommen sind und am 2. April noch hier sind, dann einen Asylantrag stellen?
Boris Cheshirkow weiß es nicht und er bezweifelt, ob es die griechischen Asylbehörden selbst wissen: "Ich weiß es nicht. Wir kennen noch keine Details. Wir stehen in engem Kontakt mit den Behörden. Wir beobachten die Entwicklung, aber noch wissen wir es nicht."
Die griechische Regierung aber ist fest entschlossen, ihren harten Kurs fortzusetzen: Die Landgrenze im Nordosten mit Stacheldraht und Tränengas verteidigen. Und alle Flüchtlinge, die trotzdem durchkommen, abschieben.
Mehr als 1000 Menschen sitzen bereits in griechischer Abschiebehaft. 42.000 Flüchtlinge harren weiterhin in den Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln aus.
Der Arzt Apostolos Veizis mahnt, hinter all diesen Zahlen die Kinder, die Menschen nicht zu vergessen. Er sagt: Wir müssen in diesen Zahlen Kinder, Frauen und Männer sehen.