Wirtschaftsexperte fordert "Sicherheitsnetz" für Athen
Auch bei einem Wahlsieg der Syriza-Partei wird Athen weiter mit der EU verhandeln müssen. Das sagt Athanassios Kelemis von der Deutsch-Griechischen Handelskammer. Um die Herausforderungen der nächsten Monate meistern zu können, müsse Athen mit der Troika ein "Sicherheitsnetz" aufbauen.
Nach Ansicht von Athanassios Kelemis, dem Geschäftsführer der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer in Athen, müsste sich Alexis Tsipras, Chef der linksgerichteten griechischen Syriza-Partei, unmittelbar nach einem möglichen Wahlsieg mit der EU zusammensetzen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Zusammen mit Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank müsse ein "Sicherheitsnetz" aufgebaut werden, sagte Kelemis Deutschlandradio Kultur am Samstag, damit die EZB im Notfall „wieder einspringen kann" - es bestehe nämlich die Gefahr, dass die Finanzmärkte Griechenland ab dem Frühjahr nur noch "zu ganz teuren Konditionen" Geld leihen werden.
Kelemis: Syriza muss nach Lösung "innerhalb der Euro-Zone" streben
Die Ankündigungen von Tsipras, bei einem Wahlsieg den Sparkus zu beenden und einen Schuldenschnitt zu fordern, hält Kelemis für "Rhetorik". Schon die derzeitige Regierungskoalition habe sich beklagt, "dass die Reformen von außen erzwungen werden", sagte der Wirtschaftsexperte. Doch je näher der Wahltermin gerückt sei, desto mehr seien diese Positionen aufgeweicht worden. "Die Syriza-Partei wird innerhalb der Euro-Zone, innerhalb des europäischen Kontextes nach einer Lösung streben", sagte Kelemis, wobei diese Lösung "mit Sicherheit viele soziale Elemente beinhalten" werde.
Große Herausforderungen für die griechische Politik
Unmittelbar nach der Wahl werde die künftige Regierung zwei große Herausforderungen zu meistern haben: "Das unterbrochene Verhandlungsprogramm mit der Troika muss wieder aufgenommen werden - das ist ja unterbrochen worden wegen des Wahltermins - und man muss sehr zügig, und hier hat die Troika einen ganz klaren Termin gesetzt, Ende Februar, die Verhandlungen und die Evaluation zur letzten Reformphase abschließen."
Das Problem bestehe darin, dass nach dieser Evaluation die letzte europäische Kredit-Tranche an Griechenland in Höhe von sieben Milliarden Euro fließen werde und sich Griechenland anschließend "ganz frei" über die Finanzmärkte finanzieren müsse. Syriza-Führer Tsipras und alle anderen Parteien wüssten aber, dass dies "im Grunde genommen unmöglich" sei, denn im Sommer würden sehr viele Staatsanleihen fällig.