Lichtblick nach der Krise
Nach sieben Jahren Spar- und Reformkurs in Griechenland legt die Wirtschaftsleistung 2017 erstmals wieder leicht zu. Auch die Schulden sind nicht weiter gewachsen. Nun hofft die junge, gut ausgebildete Generation auf den Neustart. Es wird mühsam.
Grüne Wiesen unter üppig wachsenden Bäumen. Im Park an der Athener U-Bahn-Station Evangelismos sorgen Wassersprenkler für Wohlfühl-Atmosphäre. Hier treffen Touristen auf Büroangestellte in der Mittagspause, Bettler auf Straßenkünstler, wohlhabende Bewohner des noblen Stadtteils Kolonaki auf Ladenbesitzer, die mit ihren Familien im benachbarten Pangrati gerade mal so über die Runden kommen.
An der Metro-Station verschmilzt vieles, was das Leben im immer-noch-Krisenland Griechenland ausmacht: Im Norden und Süden des Parks: viel Verkehr auf breiten Straßen, und im Westen das heimliche Wahrzeichen dieser trubeligen Ecke der Stadt: das Hilton-Hotel, in dem monatelang die sogenannten "Institutionen" über die Zukunft Griechenlands verhandelt haben.
Ein gutes Drittel wohnt wieder bei Eltern
Mitten auf der Kreuzung, mit Blick auf das große Luxus-Hotel, wirbelt und arbeitet Dimitris. Er hat knapp 40 Sekunden Zeit, in der Rotphase der Ampel alles zu geben und dafür ein wenig Geld zu bekommen. Dimitris ist Jongleur und das, was man ein typisches Opfer der Krise nennen kann.
Früher, sagt er, sei es ihm mal recht ordentlich gegangen:
"Ja - das war in alten Zeiten, aber jetzt sind wir so was wie nichts mehr."
Dimitris legt Wert darauf, dass er als Straßenkünstler sein Geld verdient. Wenn ihm die Leute fürs Jonglieren spenden, sei das in Ordnung. Betteln wolle er nicht. Er ist wieder bei seinen Eltern eingezogen, wie ein gutes Drittel aller jungen Griechen.
"Ich lebe jetzt wieder bei meiner Familie. Ein paar Jahre habe ich allein gelebt oder mit meiner Freundin. Die Gründe, warum ich wieder bei meinen Eltern wohne? Das ist natürlich wegen der Krise so."
Trotz guter Ausbildung keine Anstellung
200 Meter weiter, im Stadtteil Pangrati, sitzt Valia Georgiadi in ihrem kleinen Laden und wartet auf Kundschaft. Selbstgenähte, hochwertige Kleider, eine eigene, selbstdesignte Baden-Moden-Kollektion und ausgewählte Souvenirs - eine Ich-AG auf knapp 20 Quadratmetern. Valia ist Architektin, hat aber trotz guten Studienabschlusses und überdurchschnittlichen Engagements im Moment keine Aussicht auf Anstellung in ihrem eigentlichen Beruf.
"Wir waren eine glückliche Generation, weil uns unsere Eltern mit hervorragender Ausbildung ausgestattet haben. Das war für mich zur Studienzeit enorm wichtig. Einfach gut war das, bekannte Universitäten besuchen zu können."
Ärmel hochkrempeln und optimistisch bleiben. Das fällt Valia seit Monaten immer schwerer. Immer länger wartet sie auf Kunden. Ihre Mutter springt ein, wenn Valia ihr Kind versorgen muss. Der kleine Laden gehört der Familie – Nebenkosten fallen also so gut wie keine an. Trotz aller Schwierigkeiten, trotz ihres bescheidenen Lebens, hadert sie nicht mit ihrem Schicksal. Irgendwann müsse es doch mit Griechenland wieder aufwärts gehen, sagt die selbstbewusste junge Frau:
"Es ist der wichtigste Punkt: Meine Ausbildung ist wirklich sehr gut. Und das habe ich immer im Hinterkopf - egal was passiert. Ich habe sehr viele Möglichkeiten."
Genauso wie Valia machen es zigtausend Griechen seit Jahren. In der Nachbarschaft hocken noch spätabends Schneiderinnen vor Kleiderbergen in engen Buden. Spärliches Neonlicht beleuchtet Kleinbäckereien mit schmalem Sortiment. Polsterer arbeiten tagelang an einem neu zu beziehenden alten Sofa. Und in Künstlerateliers versuchen Menschen, anscheinend gut gelaunt, den Mangel auszusitzen.
Rente von 950 auf 700 Euro gekürzt
Charis, der Chef eines kleinen Herrenausstatters, erzählt, wie sein Sortiment, das bis vor wenigen Jahren noch hauptsächlich mit guter Qualität aus Deutschland und England bestückt war, immer kleiner geworden ist. Die Kapital-Verkehrskontrollen haben es schwieriger gemacht, Ware zu ordern, weil Zulieferer Angst haben, ihre Lieferung könnte viel zu spät oder gar nicht bezahlt wird. Und schließlich sei die Nachfrage eingebrochen.
"Vor der Krise lag die Durchschnittsrente etwa bei 950 Euro. Jetzt beträgt sie um die 700 Euro. Gleichzeitig sind die Dinge, die jeder täglich aus dem Supermarkt braucht, teurer geworden, allein durch die Steuererhöhungen. Rentner können nicht mehr wie früher konsumieren. Sie kaufen einfach immer weniger ein."
Trotzdem, sagt Charis, könne und wolle er seinen Laden in guter Innenstadtlage in Athen nicht einfach so zumachen. Er müsse durchhalten, spornt er sich an. Viele Menschen in Griechenland allerdings haben die Geduld, die sich manche Geschäftsleute in bewundernswerter Weise bewahrt haben, verloren. Resignation, Hoffnungslosigkeit und auch Wut sind immer dann zu spüren, wenn Gewerkschaften zu einer größeren Demonstration aufzurufen.
Die Müll-Werker haben ihre Wut ausgerechnet während der ersten Hitzewelle dieses Sommers in einem mehrtägigen Streik zum Ausdruck gebracht. In Athen und Thessaloniki stank es bestialisch – gut zehn Tage lang.
Und ebenso wütend wie die Müllwerker sind die Rentner, die weitere Sparbeschlüsse aushalten müssen.
Zusätzliche Rentenkürzungen waren die Bedingung für ein "Ja" der Eurogruppe zur mutmaßlich letzten Milliarden-Rettung für Griechenland. "Das Geld fließt nicht in meine Tasche. Keinen einzigen Euro wollen sie uns Rentnern geben. Stattdessen wandert das Geld zurück in die Taschen derer, die es uns geliehen haben. So läuft das."
Aufschwung laut Ökonomen in Sicht
Woher soll die Nachfrage kommen, wenn Renten weiter gekürzt werden, manche neu beantragte Rente nicht voll ausbezahlt wird, wenn Löhne und Gehälter ebenso sinken und sich eine Stimmung im Land verfestigt, die allen Menschen zeigt, wie wirtschaftsschwach ihre Heimat tatsächlich geworden ist?
Der Athener Wirtschaftsprofessor Panagiotis Petrakis behandelt solche Fragen immer wieder in Seminaren und auf Fachtagungen. Er sieht Griechenland auf keinem schlechten Weg, weil die Rahmenbedingungen gut seien: Die Jugend sei hervorragend ausgebildet, viele wollten im Land bleiben, meint Petrakis. Obwohl es momentan vielen Menschen an Einkommen fehlt, ist der Professor in seinem Büro wenige hundert Meter vom Athener Parlament entfernt ziemlich optimistisch bei der Wirtschaftsprognose.
"Wir sehen fiskalisch durchaus einen Spielraum in Griechenland. Natürlich ist das noch Fiktion. Aber die makroökonomischen Voraussetzung ist sehr gut. Natürlich ist es die Situation noch nicht, in der die meisten Leute stecken."
Die Wirtschaftsprognose von Ilias Siakontaris basiert hauptsächlich auf aktuellen Zahlen und Tendenzen auf dem Finanzmarkt. Siakontaris, ein Finanzanalyst, verweist auf den erfolgreichen Testlauf Griechenlands, mit Staatsanleihen neues Geld auf dem privaten Kapitalmarkt zu holen und somit wieder unabhängig von EU-Hilfsgeldern zu werden.
"Es gibt Anzeichen am Kapitalmarkt und an der Börse, dass viele internationale Investoren verstanden haben, dass Griechenland die Krise hinter sich lässt, dass eine Art neues Zeitalter anbricht. Das wird nicht gleich von heute auf morgen Riesen-Erträge bringen. Aber wir haben Grund zur Hoffnung, dass nach sieben Krisenjahren jetzt doch endlich Kapital von Investoren ins Land fließt, das uns helfen wird."
Wie kann das Land den Krisen-Modus verlassen?
Was sind die Voraussetzungen für einen echten Wandel in Griechenland – wie kann das Land schneller als bisher und nachhaltig den Krisen-Modus verlassen?
Menschen wie Bürgermeister Konstantinos Chatziemmanouil sind wichtig. Er leitet die Inselverwaltung von Thassos, einer Insel, die vor allem vom Tourismus lebt, aber auch vom Honig, vom Olivenanbau und einigen anderen gut entwickelten Nischen der Landwirtschaft.
Auf Thassos scheinen besonders viele Menschen bereit zu sein zu echter Veränderung: Jeden Abend zeigt sich das dort, wo die Straßenbeleuchtung bereits umgerüstet wurde vom teuren Normalbetrieb auf energiesparende LED-Lampen:
"Wir werden bald auf der ganzen Insel auf LED umstellen. Und wenn wir alle Dörfer und alle Strände mit der neuen Technik ausgestattet haben, dürften wir um die 60 Prozent Strom sparen."
Der Bürgermeister von Thassos hat es dank des florierenden Tourismusgeschäfts vielleicht etwas leichter als andere, "ja" zu sagen zu Innovationen. Noch in diesem Jahr wird es ein Erasmus-Austausch-Projekt mit dem schwäbischen Metzingen geben, bei dem unter anderem eine Kampagne gegen die Plastiktüten-Flut neue Impulse setzen soll.
Martin Schuster, einer der Gäste auf der Insel, wirbt für weitere Investitionen. Er war für ein großes Energieunternehmen auf Thassos und auch auf anderen griechischen Inseln unterwegs. Mit einem bezahlbaren Alternativ-Energie-Konzept im Gepäck musste er erfahren, dass viele Inselbewohner die aus deutscher Sicht schlüssige Energie-Spar-Idee ablehnen, weil man das Leben eben genauso weiter leben will wie bisher. Aus Sicht der Ingenieure klingt das nicht sehr schlau:
"Wir waren auf einer Insel, wo jeden Tag 9.000 Liter Diesel verfeuert werden, um Strom zu erzeugen. Der Diesel wird über zehn Stunden mit Schiffen transportiert. Die Stromkosten pro Kilowatt sind dadurch in der Größenordnung von etwa zwei Euro pro Kilowattstunde. Mit einem System, wie wir das anbieten, wären wir bei unter 20 Cent."
Vielleicht, so hofft der schwäbische Energie-Experte, machen die positiven Beispiele Schule, die bereits erfolgreich eingefädelt sind. Auf Kreta zum Beispiel hat die deutsch-griechische Versammlung ein Klima-Spar-Programm initiiert, bei dem vor allem größere Hotels ihre Klima-Technik modernisieren wollen. Durch alternative Energie sollen viel Geld gespart und dabei auch noch Arbeitsplätze geschaffen werden.
Griechenland drittgrößter Reisproduzent Europas
Rüttelsiebe und allerlei Transport-Bänder rattern unter den Riesen-Silos der Firma Kanakas am westlichen Stadtrand von Thessaloniki. Hier, nicht weit entfernt vom Hafen, werden jedes Jahr 60.000 Tonnen Reis verarbeitet. Reis von nordgriechischen Feldern. Die Firma Kanakas ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich im Krisenland Griechenland manches entwickelt hat. Das Reis-Unternehmen Kanakas beschäftigt immerhin knapp 100 Mitarbeiter. Theodoros Kanakas, der Juniorchef, trifft immer wieder auf Kunden, die das wundert:
"Als ich auf meiner ersten Messe in Deutschland erklärt habe, was die Großbuchstaben G und R heißen, nämlich Greek Rice, da haben es einige Leute zunächst mal nicht glauben können, dass dieser Reis tatsächlich aus Griechenland kommt. Wir machen viel Werbung in Europa, um zu zeigen, dass es sehr guten Reis aus Griechenland gibt."
Griechenland ist der drittgrößte Reisproduzent Europas – nach Spanien und Italien. 260.000 Tonnen jährlich. 2.500 Landwirte leben laut Kanakas vom Reisanbau nördlich von Thessalonki. Früher blieb in Griechenland nicht viel mehr als der Gewinn aus dem Export nach Italien hängen. Tonnenweise wurde der frisch geerntete Reis per Container nach Italien geliefert. Inzwischen wird das Getreide nicht mehr unverarbeitet außer Landes gebracht. Jetzt wird er rundum vermarktet. Juniorchef Kanakas fischt stolz eine Handvoll Körner aus seinen Rüttelsieben:
"Erst wird der Reis getrocknet, damit er gut zu verarbeiten ist und haltbar wird. Dann kommt er in die Silos, unsere wichtigen ganzjährigen Vorratslager für die Produktion. Dann muss er in die Mühle, die Schale muss weg, er muss gereinigt und gebleicht werden, und dann wird er nochmals in anderen Maschinen gereinigt, bevor er endlich verpackt werden kann."
Kanakas träumt von leichtem Wachstum. Er hält es für realistisch, dass es bald noch mehr sichere Arbeitsplätze in Nordgriechenland geben wird.
Agrarökonom verkauft Orangen an Rentnerinnen
In Thessaloniki, ein paar Kilometer entfernt von der Reisfirma Kanakas, steht ein junger Mann, der zeigt, wie weit entfernt die Aussicht auf schnellen Fortschritt, auf sichere Arbeitsplätze für nicht wenige Griechen immer noch ist.
Nikos Ioannidis ist an diesem Sonntag mitten in der Nacht aufgestanden und etwa 400 Kilometer aus seinem Heimatdorf bei Arta in West-Griechenland in die zweitgrößte Stadt des Landes gefahren. Fast jeden Sonntag steht er mit seinem kleinen Lieferwagen auf einem kleinen Platz am Rande der Altstadt.
Er braucht kein Megaphon, um kistenweise leckere Orangen zu verkaufen. Frisch von seinen Plantagen im Westen des Landes. In Thessaloniki wachsen kaum welche, deshalb lohnt sich die Tour.
"Um zwei Uhr heute Nacht bin ich aufgestanden. Wie immer habe ich meinen Wagen vollgepackt mit frischen Früchten. Fünf Stunden dauert meine Tour, um die Ware zu den älteren Leuten zu fahren. Die kaufen gerne nach dem Gottesdienst ein. Ganz traditionell."
Es sind tatsächlich vor allem ältere Frauen, die bei Nikos auch an diesem Sonntag mit Orangen prall gefüllte Plastiktüten kaufen. Zwei Kilo für einen Euro. Guten Kunden stopft der junge Orangenbauer noch ein paar Extra-Früchte in die Taschen:
"Unsere älteren Menschen sind die einzigen, die noch Geld haben. Meine Geschäftsidee ist einfach: Ich gebe unser Obst direkt den Menschen in Thessaloniki."
Nikos hat studiert. Agrarökonomie. Aber die Arbeit, für die er studiert hat, die gibt's für ihn nicht, und zu Hause in West-Griechenland seien Orangen eigentlich kaum etwas wert. Also muss er weit fahren zur Kundschaft.
"Um ehrlich zu sein, haben wir gar keine andere Wahl, als direkt zu verkaufen. Der Großhandel macht das dicke Geld, weil er kaum was für das Obst zahlt. Und es gibt einfach viel zu viele studierte junge Menschen, die auch ohne Job sind. Also habe ich mich entschieden, das Glück so zu finden – mit meiner eigenen Orangen-Produktion."
Nikos wirkt zumindest an diesem Sonntag ganz mit sich im Reinen und erzählt stolz, dass er viele verschiedene Orangensorten anbaut. Merlin und Valencia heißen zum Beispiel zwei Sorten. Sie werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif. Das bedeutet, dass er Orangen von September bis Juni ernten kann, also fast ein ganzjähriges Einkommen hat.
Wie lange Nikos dieses Leben so führen will, kann er nicht sagen. Stolz zeigt er auf die Uni, an der er studiert hat. Wer weiß, meint er, wenn die Krise überstanden ist, könnte es ja bald anders werden.
Ministerpräsident: Extrem hoher Wachstumsschub
Träumen vom Ende der Krise. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hätte im Moment keine Chance, dass ihm viele Wähler bei diesem Traum abermals folgen würden. Seine Umfragewerte sind miserabel, doch Tsipras Statements klingen ganz so, als könne er Kritik und schlechtes Image weiter locker abschütteln.
"Die aktuellen Vorhersagen für die griechische Wirtschaft sprechen von einem extrem hohen Wachstumsschub, nach vielen Jahren der Rezession. Es wird der größte Schub innerhalb der Eurozone."
Alexis Tsipras wurde in den vergangenen Monaten immer wieder politisch totgesagt, aber er weiß, dass die Mehrheit im Land gegen Neuwahlen ist. Die einen, weil sie hoffen, dass aus dem gegenwärtig leichten Wirtschaftswachstum ein kräftiges, stabiles Wachstum wird.
Die anderen, weil sie mit Regierung und der Politik überhaupt abgeschlossen haben. Was hat sich tatsächlich verändert in Griechenland? Wo hat der Staat seine Hausaufgaben gemacht, die ihm die Geldgeber-Länder verordnet hatten?
"Die Deutschen müssen toleranter werden"
Im mächtigen Rathaus von Thessaloniki sitzt mit Blick aufs weite Meer Giannis Boutaris, der kantige Bürgermeister der Stadt. Vor sechs Jahren hat er sein hoch angesehenes Weingut seinen Kindern übergeben und sich einen ungewöhnlichen Wunsch erfüllt, nämlich noch einmal in die Politik zu gehen. Er sitzt lässig auf einem bequemen Sessel, hat sein Hemd hochgekrempelt, sodass man seine tätowierten Unterarme sieht, und zählt auf, was er an wichtigen Reformen in den vergangenen Jahren durchsetzen konnte.
"Als ich 2011 mein Amt antrat, haben für die Stadt Thessaloniki 5.500 Menschen gearbeitet. Jetzt sind es noch 3.500. Ich habe meinen Job gemacht, auch wenn mich viele fragen, wie sollen wir mit weniger Personal besser wirtschaften? Wir müssen effektiver arbeiten, heißt meine Antwort. Das kann doch kein Problem sein."
Beim Gespräch mit dem Bürgermeister sitzen auch seine persönliche Assistentin und einer seiner wichtigsten Referenten im Zimmer. Beide heben hervor, dass Griechenland viele Opfer für das Reformprogramm bringen musste und dass viele Deutsche gar nicht wüssten, wie hart die meisten Menschen in Griechenland arbeiteten, damit das Land Erfolg beim Sparen und beim Sich-Verändern hat.
Erfolg im Sinne der Geldgeber. Stichworte, die Bürgermeister Boutaris gern aufnimmt. Er hat viel Erfahrung gesammelt im Umgang mit Beratern und Partnern aus deutschen Städten und Gemeinden. Viele Monate lang wurde beispielsweise verhandelt, um die Müll-Entsorgung in Thessaloniki moderner zu machen und um in Sachen Flughafen die Partnerschaft mit der deutschen Fraport AG zu besiegeln. Bürgermeister Boutaris sagt, das deutsch-griechische Verhältnis könnte noch besser sein.
"Ich liebe die Deutschen, aber ich hasse ihre Besserwisserei. Wie sie arbeiten, mag ich. Sie sind nun mal die Anführer in Europa, aber sie müssen wissen, dass die anderen EU-Länder niemals deutsch werden. Und die Deutschen werden niemals so sein wie wir Südländer. Die Deutschen müssen da toleranter werden, und die anderen Länder akzeptieren, wie die sind. Ich rate dazu, nicht immer nur das zu tun, was die Deutschen wollen. Wir müssen gemeinsam entscheiden. Dann klappt das besser mit dem EU-Kollektiv."