Theaterstücke wolle er jetzt keine mehr schreiben, kündigte Volker Ludwig an, als er sich 2016, nach fast 50 Jahren als künstlerischer Leiter des Berliner Grips Theaters, offiziell verabschiedete. An diesen Vorsatz habe er sich gehalten, sagt Ludwig, denn: "Das Stücke-Schreiben ist doch eine ziemliche Quälerei." Und nach 37 Stücken reiche es im Übrigen auch. Volker Ludwigs Bühnenstücke wurden in 54 Ländern nachinszeniert, in 47 Sprachen.

Seit zweieinhalb Jahren beschäftigt Ludwig sich nun mit seinem eigenen Leben und schreibt an einer Autobiographie. Als Kabarettautor hat er mit der Arbeit für die Bühne begonnen: 1965 gründete er das Berliner Reichskabarett, die satirische Stimme der Studentenbewegung. "Ich wollte eigentlich nie Kindertheater machen", verrät Ludwig. "Das sind immer Zufälle gewesen."

Besonders beeindruckt hat ihn, wie offen und direkt sich Kinder als Publikum verhielten. Nach der Vorstellung hätten sie immer gesagt, worum es als nächstes gehen sollte: "Im Grunde haben die Kinder bestimmt, worüber wir schreiben". Von vielen Kritikern sei realistisches Theater, das vom Publikum ausgeht, erst einmal furchtbar zerrissen worden, sagt Ludwig: "weil sie diese Art von Theater nicht gewohnt waren."

"Beim zweiten Stück haben wir die Kritiker in die letzte Reihe gesetzt und nur Kinder eingeladen", erinnert sich Ludwig. "Da haben die Kritiker gemerkt, dass die Kinder ganz anders reagieren als die Erwachsenen. Und von da an, waren die Kritiken gut."

Als Lied-Autor ist Volker Ludwig dem Grips Theater weiter verbunden. Im Moment schreibt er die Lieder für das Stück "Zum Glück viel Geburtstag" von Milena Baisch. "Das Schlimme ist", findet Ludwig: "Es gibt kaum Autoren, die Songs schreiben." Beim Grips Theater gehöre das aber einfach dazu. "Deswegen mache ich das eben einfach weiter." Und wie gelingt es dem 85-Jährigen, noch Lieder für Kinder zu schreiben? Dabei komme es doch auf den Kopf an, nicht auf den Kalender, sagt Ludwig.

In den 1950er-Jahren begann Volker Ludwig als Songschreiber im Schlager-Fach. "Mit Schlagern habe ich Handwerk gelernt", sagt er. Der spätere Dirigent der Bundeswehr-Band Günter Noris habe ihn dazu gebracht, die Songs für ein Musical mit den Schlager-Stars René Kollo und Gitte Haenning zu schreiben. "Das war ganz wunderbar, und die werden zum Teil heute noch gespielt", freut sich Ludwig.

(mfied)