Grönemeyer goes Golden Gate

Von Arndt Peltner |
Mit 57 Jahren wollte es Herbert Grönemeyer noch einmal wissen und erfüllte sich einen lang gehegten Traum. Der Musikstar gönnte sich eine US-Tournee - einmal quer über den Kontinent. Dass er vor allem vor Deutschen spielte, störte ihn dabei wenig.
Tief im Westen, gleich am Golden Gate war es für Herbert Grönemeyer ein Heimspiel. Am vorletzten Tag seiner ersten US Tournee durch zwölf Städte, machte der deutsche Superstar Halt in San Francisco. "Bimbo’s”, ein alter, traditionsreicher Club in North Beach, war mit rund 600 Gästen nahezu ausverkauft. Und wie eigentlich überall auf der Tour, waren rund 80 Prozent im Publikum Deutsche, die ihren "Herbert” mal live und aus der Nähe sehen wollten:

Grönemeyer tourte durch die USA um für seine englischsprachige Platte "I walk” zu werben. Er wolle eine neue Herausforderung, mit seiner Musik neue Hörer erreichen, meinte er in einem Interview mit Radio Goethe im Vorfeld der Tour. Ihm sei aber durchaus klar, dass Amerika nicht auf ihn und seine Musik gewartet habe.

"Ich glaube nicht, dass die Amerikaner auf uns oder auf mich gewartet haben. Es geht eher um uns, deswegen wegen wollen wir diese Herausforderung"

Herbert Grönemeyer lieferte ein schweißtreibendes Programm ab, Altbekanntes wechselte sich mit Songs der neuen Platte ab, er unterhielt das Publikum, erklärte, für die wenigen Amerikaner, einige Songs wie "Flugzeuge im Bauch”…

"When a plan is starting, rather than… well it's a bit like lashi-bashi bushy-woushy… so Flugzeuge im Bauch!"

Dann änderte er auch mal spontan die Setlist für ein Ehepaar, dass extra aus Kanada angereist kam, um ihn live zu sehen. Im Restaurant vor dem Konzert sprachen sie ihn an und erzählten, sie hätten zu "Halt mich” geheiratet

"But in this restaurant there was a couple, coming actually from Canada, that said there was a song of mine, I was very touched, that they played for their wedding. "

Grönemeyer sang vor allem auf Englisch, ließ sich dabei auch nicht von den regelmäßigen Rufen "Sing Deutsch” aus der Fassung bringen. Die größte Stimmung kam jedoch immer dann auf, wenn "Uns Herbert” wirklich Deutsch sang. "Was soll das?” oder der Ewigklassiker "Bochum” waren Selbstläufer im Kreis der deutschen Gemeinde, die vom deutschen Generalkonsul bis hin zu Praktikanten der High Tech Unternehmen, im Silicon Valley reichte.

Grönemeyer selbst findet das gar nicht schlimm, dass er hier in den USA vor allem vor Deutschen spielt:

"Nö, aber es natürlich ganz schön. Meistens war es oft so, dass Deutsch-Amerikaner ihre Partner mitgebracht haben, die dann zum Teil amerikanisch sind. Nein, das ist doch wunderschön, dass die da sind. Das sind ja genauso Amerikaner wie alle anderen auch. Ja, wir kommen bestimmt nächstes Jahr wieder, denk ich. Wir sind selber überrascht, wie schön das ist für uns. Und wir kommen auf jeden Fall jetzt regelmäßig zurück."

Herbert Grönemeyer kann sich diese Ausflüge in die USA leisten. Ob es sich finanziell lohnt, kann ihm egal sein, doch so nah war er seinem Publikum schon lange nicht mehr.
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