"Geliebt, gehasst, geduldet" - Groschenhefte in der DDR
10. Juni – 18. Oktober 2020
Stadtmuseum Gera
Sozialistische Helden in Massenauflage
07:29 Minuten
Der Boom des Groschenromans in Deutschland begann in den 1950er-Jahren. Im Westen begeisterten die Hefte genauso wie im Osten, jedoch mit einer anderen Art von Helden. Das Stadtmuseum Gera widmet ihrer Geschichte nun eine Ausstellung.
Der Star des Westens hieß Perry Rhodan. Bereits vor Neil Armstrong ist er ins All geflogen, als Kultfigur des westdeutschen Groschenromans.
In den Ostheften gab es solche Helden wie im Westen nicht, erklärt Matthias Wagner, Kurator der Ausstellung "Geliebt, gehasst, geduldet - Groschenhefte in der DDR".
Helden der Arbeit - und der sozialistischen Gesinnung
"Es sind mehr Alltagshelden, die auftauchen. Helden, die in der sozialistischen Brigade leben. Helden, die vielleicht auch erst mal auf den falschen Weg geführt worden und dann doch auf die richtige Seite zurückgefunden haben."
In der äußerlichen Form seien die Hefte der DDR stark dem westlichen Vorbild angepasst worden, das könne man deutlich am Stil der Illustrationen und an der Sprache erkennen, erklärt Wagner.
Kalter Krieg auf billigem Papier
Der Inhalt jedoch hätte sich oft stark unterschieden. Zu stark ideologisch gefärbte Geschichten wären aber bei der Leserschaft auch nicht gut angekommen. Solche Heftreihen seien schnell wieder verschwunden.
"Für mich haben diese Groschenhefte schon einen starken Hintergrund. Es ist deutsch-deutscher Konflikt, der vor allem in den ersten Jahren zum Vorschein kommt, es ist ein Stück Kalter Krieg, der zum Ausdruck kommt", so Wagner. Solche Hintergründe will er in der Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele beleuchten.
Die Auflage der Groschenhefte in der DDR war extrem hoch. Allein im Jahr 1966 seien mit sieben Reihen rund zehn Millionen Hefte publiziert worden. "Ich bin mir sicher, dass das ein Großteil der Bürger noch im Hinterkopf hat und das Ganze ein Aha-Erlebnis ist", sagt Matthias Wagner.
(nho)