Groß und avantgardistisch
Die neue, avantgardistisch gestaltete Synagoge von Mainz wurde schon vor der Eröffnung als einer der "wichtigsten Entwürfe jüdischer Gegenwartsarchitektur" bezeichnet. Für die etwas mehr als 1000 Mitglieder der Mainzer Jüdischen Gemeinde soll die Synagoge ein vielgestaltiges religiöses Zentrum werden.
Die kleine Großstadt Mainz ist wahrlich nicht arm an Architekturdenkmälern: Der tausendjährige Dom, ein römisches Theater, das umstrittene moderne Betonrathaus des dänischen Star-Architekten Arne Jacobsen, nicht zuletzt die Kirche St. Stephan mit den weltberühmten Fenstern von Marc Chagall.
Doch die neue jüdische Synagoge wird sofort ganz vorne auf der Liste der herausragenden Gebäude der Stadt firmieren. Davon ist nach der heutigen Einweihung nicht nur Walter Schumacher überzeugt, der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär.
"Ja, das ist eine Architektur, die glaube ich auch Menschen, die nicht-jüdischen Glaubens sind, die vielleicht gar nicht gläubig sind, hierher ziehen wird. Das ist ein Architekturdenkmal, würde ich jetzt schon sagen, das auch ein bisschen an das jüdische Museum in Berlin erinnert in der Gestaltung. Ich weiß nicht, ob der Architekt das als sein Vorbild hatte, aber es war jedenfalls eine ganz große Herausforderung für die Handwerker und für die Unternehmen, die das gebaut haben und man hat auch gesehen, wie stolz sie waren, das bauen zu dürfen."
Unverkennbar, dass Manuel Herz, der Architekt der Mainzer Synagoge, ein Schüler von Daniel Libeskind ist. Dennoch ist neue Synagoge am Rhein beileibe keine Kopie des von Libeskind geschaffenen Jüdischen Museum Berlin.
Die vielgliedrige Fassade des Gebäudes ist symbolisch aufgeladen, die Architektur selbst soll bereits eine Botschaft aus der jüdischen Kulturgeschichte vermitteln. Die Mainzer Synagoge ist ganz der Bedeutung der Schrift im Judentum gewidmet, einzelne Gebäudeteile bestehen aus haushohen hebräischen Buchstaben. Überzogen ist der Stahlbeton mit glasierter Keramik. Architekt Manuel Herz:
"Das Muster dieser glasierten Keramik ist so angeordnet, dass es quasi Perspektiven erzeugt, die dann auch noch mal auf die Objekthaftigkeit oder skulpturale Qualität der Schrift eingehen."
Schriftlichkeit in der jüdischen Geschichte und Kultur - das ist in Mainz das zentrale Thema des Architekten Manuel Herz. Schreiben ist für ihn im Judentum eine Form der Heimat, das spiegelt die Fassade genauso wie etwa die Hebräischschule, die im Gebäudeinneren ihren Platz findet.
Ein kegelförmiger Bau, der noch einmal aus dem Synagogenkomplex herausragt, ist für Herz eine Auseinandersetzung mit dem hebräischen Begriff "Keduschah" – Erhöhung.
"Keduscha steht für Erhöhen. In dem Ablaufen oder in dem Benutzen des Gebäudes soll aus einem an sich ja normalen Gebäude ein erhöhtes Gebäude entstehen."
Idealtypisch soll die Auseinandersetzung mit Texten das Gemeindeleben in der neuen Mainzer Synagoge da anknüpfen lassen, wo es im Mittelalter schon mal war.
Schum-Städte wurden Mainz, Speyer und Worms einst genannt- Schum steht für die drei hebräischen Anfangsbuchstaben dieser Orte, die im Hochmittelalter gemeinsam das geistige Zentrum jüdischen Lebens in Mitteleuropa bildeten.
Politiker aller demokratischen Parteien, die christlichen Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen in Mainz engagierten sich fast zwei Jahrzehnten für den gut zehn Millionen Euro teuren Synagogenneubau der jüdischen Gemeinde, die inzwischen wieder auf über tausend Mitglieder gewachsen ist.
Auch der aus Mainz stammende Johannes Gerster, Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, hält es für richtig, jüdische Geschichte am Rhein wieder über die Auseinandersetzungen mit der NS-Zeit hinaus sichtbar zu machen. Gleichzeitig reiche es im Alltag nicht aus, die große, mittelalterliche Schum-Tradition zu beschwören, wenn jetzt die Räume fürs Gemeindeleben fehlen, so Johannes Gerster. Bis heute stand der jüdischen Gemeinde von Mainz lediglich eine Synagoge für 70 Personen zur Verfügung. Das neue Gebäude bietet einen Versammlungssaal für mehr als 400 Gläubige, freuen sich zur Eröffnung der CDU-Mann Gerster und der SPD-Kulturpolitiker Walter Schumacher:
"Ich hielt es für eine Schande, dass eine Schum-Stadt wie Mainz eine Synagoge hat, das ist praktisch ein besseres Wohnzimmer. Mainz war inzwischen wieder so aufgebaut, da musste auch ne Synagoge wieder her."
"Die neue Synagoge ist ein Zeichen dafür, das Mainz im Mittelalter eine der Hauptstätten, eine der wichtigsten Stätten der Gelehrsamkeit gewesen ist, man sprach vom Jerusalem am Rhein, Mainz, Worms, Speyer. Also eine große jüdische Tradition und sie wird jetzt durch den Bau einer Synagoge in Speyer, ein kleinerer Synagogenbau und durch den großen in Mainz fortgesetzt."
Ein neues "Jerusalem am Rhein" wird Mainz auch mit der spektakulären neuen Synagoge von Manuel Herz nicht so schnell wieder werden. Doch mit diesem Gebäude wird ein dickes Ausrufungszeichen hinter das Faktum gesetzt, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder sichtbar wird.
Doch die neue jüdische Synagoge wird sofort ganz vorne auf der Liste der herausragenden Gebäude der Stadt firmieren. Davon ist nach der heutigen Einweihung nicht nur Walter Schumacher überzeugt, der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär.
"Ja, das ist eine Architektur, die glaube ich auch Menschen, die nicht-jüdischen Glaubens sind, die vielleicht gar nicht gläubig sind, hierher ziehen wird. Das ist ein Architekturdenkmal, würde ich jetzt schon sagen, das auch ein bisschen an das jüdische Museum in Berlin erinnert in der Gestaltung. Ich weiß nicht, ob der Architekt das als sein Vorbild hatte, aber es war jedenfalls eine ganz große Herausforderung für die Handwerker und für die Unternehmen, die das gebaut haben und man hat auch gesehen, wie stolz sie waren, das bauen zu dürfen."
Unverkennbar, dass Manuel Herz, der Architekt der Mainzer Synagoge, ein Schüler von Daniel Libeskind ist. Dennoch ist neue Synagoge am Rhein beileibe keine Kopie des von Libeskind geschaffenen Jüdischen Museum Berlin.
Die vielgliedrige Fassade des Gebäudes ist symbolisch aufgeladen, die Architektur selbst soll bereits eine Botschaft aus der jüdischen Kulturgeschichte vermitteln. Die Mainzer Synagoge ist ganz der Bedeutung der Schrift im Judentum gewidmet, einzelne Gebäudeteile bestehen aus haushohen hebräischen Buchstaben. Überzogen ist der Stahlbeton mit glasierter Keramik. Architekt Manuel Herz:
"Das Muster dieser glasierten Keramik ist so angeordnet, dass es quasi Perspektiven erzeugt, die dann auch noch mal auf die Objekthaftigkeit oder skulpturale Qualität der Schrift eingehen."
Schriftlichkeit in der jüdischen Geschichte und Kultur - das ist in Mainz das zentrale Thema des Architekten Manuel Herz. Schreiben ist für ihn im Judentum eine Form der Heimat, das spiegelt die Fassade genauso wie etwa die Hebräischschule, die im Gebäudeinneren ihren Platz findet.
Ein kegelförmiger Bau, der noch einmal aus dem Synagogenkomplex herausragt, ist für Herz eine Auseinandersetzung mit dem hebräischen Begriff "Keduschah" – Erhöhung.
"Keduscha steht für Erhöhen. In dem Ablaufen oder in dem Benutzen des Gebäudes soll aus einem an sich ja normalen Gebäude ein erhöhtes Gebäude entstehen."
Idealtypisch soll die Auseinandersetzung mit Texten das Gemeindeleben in der neuen Mainzer Synagoge da anknüpfen lassen, wo es im Mittelalter schon mal war.
Schum-Städte wurden Mainz, Speyer und Worms einst genannt- Schum steht für die drei hebräischen Anfangsbuchstaben dieser Orte, die im Hochmittelalter gemeinsam das geistige Zentrum jüdischen Lebens in Mitteleuropa bildeten.
Politiker aller demokratischen Parteien, die christlichen Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen in Mainz engagierten sich fast zwei Jahrzehnten für den gut zehn Millionen Euro teuren Synagogenneubau der jüdischen Gemeinde, die inzwischen wieder auf über tausend Mitglieder gewachsen ist.
Auch der aus Mainz stammende Johannes Gerster, Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, hält es für richtig, jüdische Geschichte am Rhein wieder über die Auseinandersetzungen mit der NS-Zeit hinaus sichtbar zu machen. Gleichzeitig reiche es im Alltag nicht aus, die große, mittelalterliche Schum-Tradition zu beschwören, wenn jetzt die Räume fürs Gemeindeleben fehlen, so Johannes Gerster. Bis heute stand der jüdischen Gemeinde von Mainz lediglich eine Synagoge für 70 Personen zur Verfügung. Das neue Gebäude bietet einen Versammlungssaal für mehr als 400 Gläubige, freuen sich zur Eröffnung der CDU-Mann Gerster und der SPD-Kulturpolitiker Walter Schumacher:
"Ich hielt es für eine Schande, dass eine Schum-Stadt wie Mainz eine Synagoge hat, das ist praktisch ein besseres Wohnzimmer. Mainz war inzwischen wieder so aufgebaut, da musste auch ne Synagoge wieder her."
"Die neue Synagoge ist ein Zeichen dafür, das Mainz im Mittelalter eine der Hauptstätten, eine der wichtigsten Stätten der Gelehrsamkeit gewesen ist, man sprach vom Jerusalem am Rhein, Mainz, Worms, Speyer. Also eine große jüdische Tradition und sie wird jetzt durch den Bau einer Synagoge in Speyer, ein kleinerer Synagogenbau und durch den großen in Mainz fortgesetzt."
Ein neues "Jerusalem am Rhein" wird Mainz auch mit der spektakulären neuen Synagoge von Manuel Herz nicht so schnell wieder werden. Doch mit diesem Gebäude wird ein dickes Ausrufungszeichen hinter das Faktum gesetzt, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder sichtbar wird.