Wie eine Stadtwiese die Hitze ausbremst
04:37 Minuten
Kommunen müssen ihre Grünflächen schützen, sonst heizen sich Innenstädte immer weiter auf. Am Großen Ochsenkopf in Heidelberg wird deutlich, wie eine Wiese die Temperatur regulieren und zum Ressort für Pflanzen und Tiere werden kann.
Cornelia Wiethaler vom Naturschutzbund NABU läuft durchs duftende Heu und ist zufrieden: Beste Biotop-Pflege hat der vom Grünflächenamt beauftragte Heidelberger Bauer hier geleistet und damit artenreiches Grünland mitten in der Stadt gesichert:
"Hier ist die frisch gemähte Wiese, alles liegt schön mit einem Balkenmäher geschnitten nebeneinander in Reihen mit langen Halmen", erklärt Wiethaler. "Es ist nicht gehäckselt und nicht gemixt, sondern die Insekten konnten hier gut überleben. Und hier sehen wir noch eine Flockenblume, die unten schon nachwächst und wieder Licht bekommen hat. Die Wiese stand einen Meter hoch und war voll von verschiedenen Gräsern und Blühpflanzen."
"Hier ist die frisch gemähte Wiese, alles liegt schön mit einem Balkenmäher geschnitten nebeneinander in Reihen mit langen Halmen", erklärt Wiethaler. "Es ist nicht gehäckselt und nicht gemixt, sondern die Insekten konnten hier gut überleben. Und hier sehen wir noch eine Flockenblume, die unten schon nachwächst und wieder Licht bekommen hat. Die Wiese stand einen Meter hoch und war voll von verschiedenen Gräsern und Blühpflanzen."
Eine Wiese voller Wildblumen und Insektenverstecke
Die können noch aussamen, bevor der Bauer das Heu zur Eigenverwertung abtransportiert. "Dadurch werden Nährstoffe entzogen und kann eine größere Vielfalt wachsen. Die bunten Blumenwiesen in den Alpen zum Beispiel - das sind alles Magerstandorte."
Blau-violetter Natternkopf und Wiesensalbei, rosafarbenes Seifenkraut, roter Klatschmohn, gelbes Leinkraut und kleine Königskerze – nur ein paar von 200 Pflanzenarten, die Naturschützer auf der nährstoffarmen, also mageren Baumwiese zählten. Jede Blühpflanze zieht wiederum zehn Insektenarten an. Schmetterlinge wie Distelfalter und Kleiner Fuchs. Gefährdete Wildbienen, hebt Rainer Zawatzky vom BUND hervor.
"Außerdem haben die hier hervorragendes Terrain für Erdlöcher, weil die Wildbienen ja Solitärbienen sind, die keine Staaten bilden und Einzelnester machen."
Blau-violetter Natternkopf und Wiesensalbei, rosafarbenes Seifenkraut, roter Klatschmohn, gelbes Leinkraut und kleine Königskerze – nur ein paar von 200 Pflanzenarten, die Naturschützer auf der nährstoffarmen, also mageren Baumwiese zählten. Jede Blühpflanze zieht wiederum zehn Insektenarten an. Schmetterlinge wie Distelfalter und Kleiner Fuchs. Gefährdete Wildbienen, hebt Rainer Zawatzky vom BUND hervor.
"Außerdem haben die hier hervorragendes Terrain für Erdlöcher, weil die Wildbienen ja Solitärbienen sind, die keine Staaten bilden und Einzelnester machen."
Grashüpfer und Gottesanbeterinnen mitten im Stadtgebiet
"Oh, hier sieht man kleine Grashüpfer, die vor uns weghüpfen", ruft Cornelia Wiethaler. Zu Dutzenden. Eine Eidechse huscht durchs Heu, auch eine Fangschrecke hat Cornelia Wiethaler hier gesichtet, Insekt des Jahres 2017: "Ja, ich habe eine Gottesanbeterin gesehen, die ist direkt vor mir aufgeflogen und übern Weg rüber, da drüben auf den Baum."
Dort, wo sich am Rande der Wiese ein großer Obst- und Gemüsegarten erstreckt, den seit 140 Jahren dieselbe Familie bewirtschaftet. Cornelia Wiethaler findet den Großen Ochsenkopf mit 200 Bäumen, mit Büschen und Hecken, die Vögeln reichlich Nistplatz bieten, auch stadtklimatisch unverzichtbar für Heidelberg. Obwohl oder gerade weil die Wiese zwischen dem Autobahnzubringer Richtung Mannheim und der Privatbahntrasse nach Weinheim liegt, zwischen dem dicht bebauten Bergheim und der neuen Bahnstadt. Auf deren Spielplatz hat Wiethaler regelmäßig bis zu fünf Grad höhere Temperaturen gemessen als am Walnussbaum der Ochsenkopf-Wiese.
Dort, wo sich am Rande der Wiese ein großer Obst- und Gemüsegarten erstreckt, den seit 140 Jahren dieselbe Familie bewirtschaftet. Cornelia Wiethaler findet den Großen Ochsenkopf mit 200 Bäumen, mit Büschen und Hecken, die Vögeln reichlich Nistplatz bieten, auch stadtklimatisch unverzichtbar für Heidelberg. Obwohl oder gerade weil die Wiese zwischen dem Autobahnzubringer Richtung Mannheim und der Privatbahntrasse nach Weinheim liegt, zwischen dem dicht bebauten Bergheim und der neuen Bahnstadt. Auf deren Spielplatz hat Wiethaler regelmäßig bis zu fünf Grad höhere Temperaturen gemessen als am Walnussbaum der Ochsenkopf-Wiese.
Kinder und ältere Menschen vertragen die Hitze nicht
"Es geht ja darum, dass Kinder und ältere Menschen diese Hitze nicht vertragen, die brauchen Kühlungsflächen", erklärt Wiethaler. "Da muss man die Bäume, die man hat, schützen und behalten. Das ist die größte zusammenhängende Grünfläche innerstädtisch von Heidelberg - die mit dem größten ökologischen und klimaökologischen Potenzial. Die Wiese hat den Vorteil, dass sie nachts schneller abkühlt. Es ist nachts ein Kaltluftentstehungsgebiet. Und die Bäume geben tagsüber Schatten. Wir brauchen ja beides."
"Wir machen hier mal einen schönen Kreis."
Genug Schatten und Kühle für Yoga auch an den heißesten Sommertagen. Ruben Allister-Bamberger macht mit. Der Jugend- und Heimerzieher ist als Fridays-for-Future-Aktivist einer der jüngsten, die weiter für das Biotop kämpfen. Den Gemeinderäten, die im Oktober entscheiden sollen, empfiehlt er, den Ort zu erhalten:
"Wir machen hier mal einen schönen Kreis."
Genug Schatten und Kühle für Yoga auch an den heißesten Sommertagen. Ruben Allister-Bamberger macht mit. Der Jugend- und Heimerzieher ist als Fridays-for-Future-Aktivist einer der jüngsten, die weiter für das Biotop kämpfen. Den Gemeinderäten, die im Oktober entscheiden sollen, empfiehlt er, den Ort zu erhalten:
Bäume haben Grundwasserkontakt
"…weil er sich super anbietet, um Vorbild für andere Städte zu sein, was Nachhaltigkeit angeht, Biodiversität fördern, Waldgärten, ein schöner Stadtgarten, mit dem man Touristen anlocken kann."
Wild und pflegeleicht - die Bäume haben Grundwasserkontakt. Mehr als die sommerliche Mahd (Mähvorgang) braucht der Große Ochsenkopf in Heidelberg nicht.
Wild und pflegeleicht - die Bäume haben Grundwasserkontakt. Mehr als die sommerliche Mahd (Mähvorgang) braucht der Große Ochsenkopf in Heidelberg nicht.