Großes Schweigen
Die Stiftung Berliner Schloss hat nun endgültig den Weg frei gemacht für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses und den Plänen des Architekten Franco Stella offiziell den Segen erteilt. Doch viele Fragen bleiben weiterhin offen, erst recht die der Finanzierung.
Wer – wie heute die Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum – Baupläne an den Haushaltsausschuss des Bundestags zur Debatte überweist, der sollte sich sehr sicher sein, das die Pläne die richtigen, die Konzepte, die hinter den Plänen stehen, die idealen sind. Und das die Finanzierung steht. Denn der Haushaltsausschuss ist für die sachgerechte und sparsame Ausgabe von Steuergeldern zuständig, nicht aber für die Glückseligkeit von Berliner Schlossfassadenfans.
Kann sich also die Schlossstiftung dieser Perfektion sicher sein, jenseits der Rhetorik, das alles wunderbar sei, der Architekt ein klasse Planer, die Kosten im Rahmen und das die Kooperationspartner – also die Staatlichen Museen, die Berliner Zentralbibliothek und die Humboldt-Universität – inniglich zusammenarbeiten?
Keineswegs. So hat vor einigen Wochen eine internationale Gruppe von Fachberatern die Konzepte der Berliner Museen für die Ausstellungen im Humboldt-Forum freundlich, aber sehr bestimmt auseinandergenommen. Ihre wichtigsten Fragen waren: Wo bleibt die Bürgerbeteiligung? Warum ist das Museum für Europäische Kulturen kein Teil des Humboldt-Forums – soll hier etwa die seit dem 19. Jahrhundert in Museen übliche, aber historisch absurde Trennung zwischen Europa und Außereuropa, Kunst und Kulturgeschichte weiter zelebriert werden? Und wieso sollen die islamisch geprägten Kulturen an zwei Stellen gezeigt werden, im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel und eben im Humboldt-Forum? Wäre es nicht viel sinnvoller, sie zusammen zuführen? Genau das ist für die Sammlungen zu den ostasiatischen Künsten und Kulturen geplant. Was unterscheidet diese von den islamischen Sammlungen?
Und es bleiben noch mehr Fragen: Kann die Zentralbibliothek in den ihr zugestandenen knapp 4000 Quadratmetern überhaupt angemessen arbeiten, sollte sie sich nicht besser auf einen eigenständigen Neubau konzentrieren? Und wer übernimmt eigentlich die ständig steigenden Kosten? 554 Millionen Euro hat der Bundestag 2007 bewilligt. Inzwischen sind wir, ohne das auch nur ein Stein verlegt wurde, schon bei 600 Millionen.
Die einzige Antwort der Schlossstiftung, ihrer Kooperationspartner und der schlossbegeisterten Politiker auf alle diese Fragen: Weiter wie bisher. Dabei gibt es immer noch keine Bürgerbeteiligung. Immer noch muss man skandalös unpraktische Grundrisse für die Bibliotheken auf den Plänen sehen, viel zu schmale, unflexible Ausstellungsräume für die Museen, schlichtweg gigantische Flächen, die nur der Repräsentation dienen sollen.
Zur Finanzierung der Kostensteigerungen wird gleich ganz vornehm geschwiegen. Dabei ist vom Bundestag gesagt worden, wer die Kosten erwirtschaften muss: Das Bundesbauministerium. Um es ganz klar zu machen: Für das Berliner Schloss werden nach derzeitigem Stand der Dinge die Bundesetats für Denkmalpflege, Schulen- und Universitätsbau, Stadtentwicklung, Straßen- oder Schienenanlagen leiden müssen. Mancher Oberbürgermeister dürfte die Folgen der Berliner Konzeptionslosigkeit bald empfindlich spüren.
Dabei gibt es Einsparpotenzial noch und noch. Europa und den Islam zum Teil des Humboldt-Forums werden zu lassen, könnte etwa den Neubau für das Museum für Europäische Kulturen und den höchst umstrittenen teuren Radikalumbau des Pergamonmuseums überflüssig machen. Sogar der Neubau einer Gemäldegalerie könnte sich erübrigen. 200, 250 Millionen, gar 300 Millionen Einsparpotenzial? Keiner weiß es. Die Schlossstiftung und die Berliner Museen verweigern bisher jede Debatte über Einsparmöglichkeiten und dafür notwendige neue Konzepte. Sie setzten in schlechter alter Berliner Tradition darauf, dass der Bund schon zahlt.
Kann sich also die Schlossstiftung dieser Perfektion sicher sein, jenseits der Rhetorik, das alles wunderbar sei, der Architekt ein klasse Planer, die Kosten im Rahmen und das die Kooperationspartner – also die Staatlichen Museen, die Berliner Zentralbibliothek und die Humboldt-Universität – inniglich zusammenarbeiten?
Keineswegs. So hat vor einigen Wochen eine internationale Gruppe von Fachberatern die Konzepte der Berliner Museen für die Ausstellungen im Humboldt-Forum freundlich, aber sehr bestimmt auseinandergenommen. Ihre wichtigsten Fragen waren: Wo bleibt die Bürgerbeteiligung? Warum ist das Museum für Europäische Kulturen kein Teil des Humboldt-Forums – soll hier etwa die seit dem 19. Jahrhundert in Museen übliche, aber historisch absurde Trennung zwischen Europa und Außereuropa, Kunst und Kulturgeschichte weiter zelebriert werden? Und wieso sollen die islamisch geprägten Kulturen an zwei Stellen gezeigt werden, im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel und eben im Humboldt-Forum? Wäre es nicht viel sinnvoller, sie zusammen zuführen? Genau das ist für die Sammlungen zu den ostasiatischen Künsten und Kulturen geplant. Was unterscheidet diese von den islamischen Sammlungen?
Und es bleiben noch mehr Fragen: Kann die Zentralbibliothek in den ihr zugestandenen knapp 4000 Quadratmetern überhaupt angemessen arbeiten, sollte sie sich nicht besser auf einen eigenständigen Neubau konzentrieren? Und wer übernimmt eigentlich die ständig steigenden Kosten? 554 Millionen Euro hat der Bundestag 2007 bewilligt. Inzwischen sind wir, ohne das auch nur ein Stein verlegt wurde, schon bei 600 Millionen.
Die einzige Antwort der Schlossstiftung, ihrer Kooperationspartner und der schlossbegeisterten Politiker auf alle diese Fragen: Weiter wie bisher. Dabei gibt es immer noch keine Bürgerbeteiligung. Immer noch muss man skandalös unpraktische Grundrisse für die Bibliotheken auf den Plänen sehen, viel zu schmale, unflexible Ausstellungsräume für die Museen, schlichtweg gigantische Flächen, die nur der Repräsentation dienen sollen.
Zur Finanzierung der Kostensteigerungen wird gleich ganz vornehm geschwiegen. Dabei ist vom Bundestag gesagt worden, wer die Kosten erwirtschaften muss: Das Bundesbauministerium. Um es ganz klar zu machen: Für das Berliner Schloss werden nach derzeitigem Stand der Dinge die Bundesetats für Denkmalpflege, Schulen- und Universitätsbau, Stadtentwicklung, Straßen- oder Schienenanlagen leiden müssen. Mancher Oberbürgermeister dürfte die Folgen der Berliner Konzeptionslosigkeit bald empfindlich spüren.
Dabei gibt es Einsparpotenzial noch und noch. Europa und den Islam zum Teil des Humboldt-Forums werden zu lassen, könnte etwa den Neubau für das Museum für Europäische Kulturen und den höchst umstrittenen teuren Radikalumbau des Pergamonmuseums überflüssig machen. Sogar der Neubau einer Gemäldegalerie könnte sich erübrigen. 200, 250 Millionen, gar 300 Millionen Einsparpotenzial? Keiner weiß es. Die Schlossstiftung und die Berliner Museen verweigern bisher jede Debatte über Einsparmöglichkeiten und dafür notwendige neue Konzepte. Sie setzten in schlechter alter Berliner Tradition darauf, dass der Bund schon zahlt.