Modest Mussorgskij
"Die Nacht auf dem Kahlen Berge" (Originalfassung)
Daníel Bjarnason
Konzert für Schlagzeug und Orchester „Inferno“
Sergej Prokofjew
Suite aus dem Ballett "Romeo und Julia" (zusammengestellt von Andris Poga)
Martin Grubinger beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
Martin Grubinger besitzt über tausend Schlaginstrumente aus aller Welt und ist ein Schlagwerk-Star, der nun seine Karriere mit einem Paukenschlag beendet. © Simon Pauly
Bühnenabschied mit infernalen Klängen
Der Multiperkussionist Martin Grubinger hört mit 40 Jahren auf zu konzertieren. In Berlin verabschiedete er sich mit dem fulminanten Konzert von Daníel Bjarnason. Dazu gab es unter anderem noch die Schlagwerk-kräftige Ballettmusik „Romeo und Julia“ von Sergej Prokofjew.
Der Konzertabend beginnt mit der Originalfassung der verwunschenen "Nacht auf dem Kahlen Berge". Modest Mussorgsky gehört zu den sehr eigenwilligen Künstlern aus der Ära der russischen Spätromantik. Sein Orchesterstück „Johannisnacht auf dem Kahlen Berge“ ist voller musikalischer Zumutungen, wie es das Thema heraufbeschwört.
Wenn die Hexen toben
Zur Johannisnacht Ende Juni geschieht in Osteuropa auf baumlosen Hügeln und Bergen das, was im deutschen Sprachraum „Hexensabath“ oder Walpurgisnacht genannt wird. Dirigent Andris Poga dirigiert ausschließlich die Urfassung, nie die polierte Version von Rimsky Korsakow.
„Es ist ziemlich offensichtlich, dass Mussorgsky mit seiner provokativen Schreibweise seiner Zeit ein bisschen voraus war. Deshalb blieb das Stück unaufgeführt. Mussorgsky hat es selbst nie gehört. Der Dirigent behält deshalb auch immer Thema des Stückes im Blick: "Ein Hexensabath! Es ist Musik über beängstigende Ereignisse. Und deshalb soll die Musik auch beängstigend klingen.“
Für Grubingers Können komponiert
Daniel Bjarnason hat für Martin Grubinger ein Schlagzeugkonzert mit dem Titel „Inferno“ komponiert hat. Der Titel kam später hinzu, aber wohl nicht nur deshalb, weil das Stück höllisch schwer ist.
Andris Poga hört viel Lokalkolorit darin. „Er ist ein isländischer Komponist, er kommt also aus der nordischen Musikkultur. Auch wenn das Werk wirklich viele rhythmische virtuose Herausforderungen für alle Mitwirkenden bietet, gibt es doch eine nordische Klangsprache. Und ich spüre die karge baumlose Landschaft Islands mit den Felsen und Geysiren. Es gibt eine Rauheit in der Musik.“
Paukenwahl
Neben allen nordischen Eindrücken gibt es noch mindestens drei fest verortete Klangfarben, die Daniel Bjarnason in sein Konzert für Martin Grubiner hineinkomponiert hat. Grubinger liebt die Wiener Kesselpauken, andere Pauken spielt er gar nicht, vor allem keine modernen Pedalpauken.
Der gesamte Mittelsatz von Bjarnasons Konzert ist den urwüchsigen Wiener Pauken gewidmet. Außerdem taucht das gewaltige baskische Stabspiel Txalaparta auf, es besteht aus großen Klangbalken, die senkrecht bespielt werden. Nicht zu vergessen ein Set japanischer Taiko-Trommeln, das der Solist aber nur ansatzweise bespielt. Es war ein fulminanter Abschied mit einem brandneuen Musikstück.
Drama für den Konzertsaal
Sergej Prokofjews erstes großes Werk nach seiner Rückkehr aus dem Westen in die Sowjetunion war die Ballettmusik „Romeo und Julia“. Das ist grandiose Musik, die dennoch nicht in einer festgefügten Form überliefert ist. Im Konzertsaal haben sich die Suiten etabliert, die Prokofjew aus den drei Akten des Balletts nach dem Liebesdrama Shakespeares zusammengestellt hat. Die Besetzung sieht dabei großes Schlagwerk vor.
Aufzeichnung vom 29.01.2023 in der Philharmonie Berlin
Martin Grubinger, Schlagzeug
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Andris Poga