"Fast alles ist noch möglich"
Wie sein Aufenthaltsstatus in vier Monaten sein wird, weiß "Grüffelo"-Zeichner Axel Scheffler nicht. Der Deutsche lebt seit Jahrzehnten in Großbritannien und könnte nach dem Brexit ohne klaren Aufenthaltsstatus sein. Doch wegziehen will er noch nicht.
Die britische Regierung hat sich bei Axel Scheffler bisher nicht gemeldet. Wie sein Aufenthaltsstatus sein wird, wenn Großbritannien die Europäische Union Ende März verlässt, weiß der Zeichner deshalb nicht. "Einerseits geht mein Leben weiter wie bisher, anderseits leben wir alle in dieser großen Ungewissheit", sagt Scheffler. "Man kann sich auf nichts verlassen."
Scheffler hatte 1999 mit der britischen Schriftstellerin Julia Donaldson den Grüffelo erfunden – ein leichtgläubiges Monster, dessen Geschichte weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft wurde. Der Zeichner war 1982 nach Großbritannien gezogen, um dort zu studieren. Seit 1986 lebt er in London. Im vorvergangenen Jahr sagte er deshalb:
"Der Grüffelo existiert nur, weil Großbritannien ein Teil der Europäischen Union ist."
Auch weiterhin könnte Großbritannien Mitglied der EU bleiben, sagt Scheffler: "Fast alles ist hier noch möglich."
Hoffnungsvoll sei er dennoch nicht:
"Ich finde es überaus traurig, was passiert ist. Ich finde, dieses Stadium des totalen Chaos ist sehr erschreckend. Ich bin besorgt über den wachsenden Nationalismus, über den Populismus, der hier blüht und die große Spaltung des Landes, die eigentlich früher nicht da war."
Lange habe er in einer kosmopolitischen Blase gelebt, sagt Scheffler:
"Wir haben uns vielleicht alle getäuscht, dass Großbritannien liberaler ist. Es gibt in Großbritannien eine Tradition der Toleranz und des Aufnehmens von Flüchtlingen und Auswanderern, doch das scheint irgendwie umgekippt zu sein."
Dennoch: Großbritannien zu verlassen, darüber habe er bisher nicht nachgedacht, sagt Scheffler. "Soweit bin ich noch nicht."
(nsc)