Gründerin der ersten deutschen Mädchengymnasien
Für Hedwig Kettler war das Recht auf Bildung und freie Berufswahl ein Menschenrecht. Dafür schrieb sie Zeitungsartikel, hielt Vorträge, gründete den Frauenverein "Reform" und richtete Petitionen an den Reichstag, die Landtage und Ministerien. 1893 konnte sie in Karlsruhe das erste deutsche Mädchengymnasium eröffnen.
Von den Amazonen bis zur Berliner Range
braust ein Ruf wie Donnerhall daher:
Was die Männer können, können wir schon lange
und vielleicht ne ganze Ecke mehr.
Dass Frauen dasselbe können wie Männer, war der Sängerin Claire Waldoff schon mit vierzehn Jahren klar.
Ich beabsichtige Medizin zu studieren."
Schrieb sie 1899 an Hedwig Kettler und bewarb sich als Schülerin für deren neues Mädchengymnasium in Hannover. Für Mädchen wie die Gelsenkirchener Gastwirtstochter die gleichen Bildungs- und Berufschancen zu erkämpfen, wie sie sich Jungen boten, war Hedwig Kettlers großes Ziel. Dabei war sie radikal wie kaum jemand sonst im Kaiserreich: die Idee einer natürlichen Bestimmung zur Mütterlichkeit, die Frauen auf pädagogische und soziale Berufe beschränkte, beherrschte selbst die Frauenbewegung - Hedwig Kettler ließ sie nicht gelten.
"Wir glauben, dass kein Mensch das Recht hat, seinem Nebenmenschen, auch wenn dieser eine Frau ist, vorzuschreiben: Bis hierher entwickelst du dich, aber um keine Linie weiter; bis hierher denkst du, aber um keinen Gedanken weiter! - Und wir glauben, dass kein Mensch das Recht hat, seinem Nebenmenschen aus Prinzip das größte Glück des Lebens zu rauben: befriedigende Arbeit in einem selbst erwählten, einem nicht aufgezwungenen Berufe."
Die Männer haben alle Berufe,
sind Schutzmann und sind Philosoph,
sie klettern von Stufe zu Stufe,
in der Küche stehen wir und sind doof.
Die 1851 geborene Hedwig Kettler hatte eine der Schulen besucht, in denen höhere Töchter Sprachen, Musik und etwas Geschichte lernten, damit, wie eine Rektorenkonferenz verlautbarte,
"… der deutsche Mann nicht an dem häuslichen Herde gelangweilt werde."
Für Hedwig Kettler war das Recht auf Bildung und freie Berufswahl ein Menschenrecht. Dafür schrieb sie Zeitungsartikel, hielt Vorträge in vielen Städten und gründete den Frauenverein "Reform".
"Der Verein erstrebt Zulassung des weiblichen Geschlechtes zum Besuch deutscher Universitäten und in logischer Folge daher auch die Einrichtung von Mädchengymnasien."
Hartnäckig überzog sie den Reichstag, die Landtage und Ministerien der Bundesstaaten mit Petitionen, die allesamt abgelehnt oder ignoriert wurden. Nur im liberalen Baden zeigte man sich aufgeschlossener, und 1893 konnte Hedwig Kettler in Karlsruhe das erste deutsche Mädchengymnasium eröffnen, organisiert und finanziert von ihrem Verein. Erst sechs Jahre später wurde eine zweite Schule in Hannover genehmigt. Zum Studium mussten die Abiturientinnen zunächst ins Ausland gehen. Von Finnland bis Spanien hatten fast alle europäischen Länder die Universitäten für Frauen geöffnet, aber deutsche Professoren leisteten erbitterten Widerstand:
"Man denke sich nur die junge Dame im Seziersaal vor der gänzlich entblößten männlichen Leiche sitzen - man stelle sich das einmal so recht lebhaft vor! Ich sage nein und abermals nein!"
Ohnehin seien Frauen von Natur aus nicht für die Wissenschaft geeignet, sie hätten noch nie bedeutende Leistungen erbracht!
"Zwei Pflanzen, die man in die Sonne gestellt hat, kann man miteinander vergleichen. Aber zwei Pflanzen, von denen man die eine in die Sonne und die andere in den Schatten gestellt hat, die kann man nicht miteinander vergleichen. Denn wenn eine Pflanze, die man in die Sonne stellte, eine schönere Blüte treibt als eine andere, die im Schatten stand, hat sie dann bewiesen, dass sie eine kräftigere Pflanze ist als diese' Mir scheint, sie hat ganz einfach bewiesen, dass ihr die Sonne besser bekommen ist, als der anderen Pflanze der Schatten."
Gut ausgebildete Frauen würden den Männern Stellen wegnehmen!
"Wer kann sagen, dass sie nicht das Recht dazu hätten? Heute nimmt der Mann jede Waffe, die gut dünkt, wenn er in diesen Kampf zieht. Der Frau giebt er eine Nähnadel in die Hand und sagt ihr voll brüderlicher Zärtlichkeit: ‚Nun wehr dich tapfer'."
Absolventinnen der von Hedwig Kettler gegründeten Schulen studierten Medizin, Mathematik, Architektur oder Jura. Erst nach und nach wurden Frauen auch an deutschen Universitäten zugelassen.
Es weht durch die ganze Historie
ein Zug nach Emanzipation.
Vom Menschen bis zur Infusorie
überall will das Weib auf den Thron.
Hedwig Kettler erlebte noch, dass der Frauenanteil an den Studierenden in den Zwanzigerjahren auf ein Fünftel stieg – aber auch, wie die Nationalsozialisten die Frauen wieder aus Universitäten und akademischen Berufen vertrieben. Am 5. Januar 1937 starb sie in Berlin.
braust ein Ruf wie Donnerhall daher:
Was die Männer können, können wir schon lange
und vielleicht ne ganze Ecke mehr.
Dass Frauen dasselbe können wie Männer, war der Sängerin Claire Waldoff schon mit vierzehn Jahren klar.
Ich beabsichtige Medizin zu studieren."
Schrieb sie 1899 an Hedwig Kettler und bewarb sich als Schülerin für deren neues Mädchengymnasium in Hannover. Für Mädchen wie die Gelsenkirchener Gastwirtstochter die gleichen Bildungs- und Berufschancen zu erkämpfen, wie sie sich Jungen boten, war Hedwig Kettlers großes Ziel. Dabei war sie radikal wie kaum jemand sonst im Kaiserreich: die Idee einer natürlichen Bestimmung zur Mütterlichkeit, die Frauen auf pädagogische und soziale Berufe beschränkte, beherrschte selbst die Frauenbewegung - Hedwig Kettler ließ sie nicht gelten.
"Wir glauben, dass kein Mensch das Recht hat, seinem Nebenmenschen, auch wenn dieser eine Frau ist, vorzuschreiben: Bis hierher entwickelst du dich, aber um keine Linie weiter; bis hierher denkst du, aber um keinen Gedanken weiter! - Und wir glauben, dass kein Mensch das Recht hat, seinem Nebenmenschen aus Prinzip das größte Glück des Lebens zu rauben: befriedigende Arbeit in einem selbst erwählten, einem nicht aufgezwungenen Berufe."
Die Männer haben alle Berufe,
sind Schutzmann und sind Philosoph,
sie klettern von Stufe zu Stufe,
in der Küche stehen wir und sind doof.
Die 1851 geborene Hedwig Kettler hatte eine der Schulen besucht, in denen höhere Töchter Sprachen, Musik und etwas Geschichte lernten, damit, wie eine Rektorenkonferenz verlautbarte,
"… der deutsche Mann nicht an dem häuslichen Herde gelangweilt werde."
Für Hedwig Kettler war das Recht auf Bildung und freie Berufswahl ein Menschenrecht. Dafür schrieb sie Zeitungsartikel, hielt Vorträge in vielen Städten und gründete den Frauenverein "Reform".
"Der Verein erstrebt Zulassung des weiblichen Geschlechtes zum Besuch deutscher Universitäten und in logischer Folge daher auch die Einrichtung von Mädchengymnasien."
Hartnäckig überzog sie den Reichstag, die Landtage und Ministerien der Bundesstaaten mit Petitionen, die allesamt abgelehnt oder ignoriert wurden. Nur im liberalen Baden zeigte man sich aufgeschlossener, und 1893 konnte Hedwig Kettler in Karlsruhe das erste deutsche Mädchengymnasium eröffnen, organisiert und finanziert von ihrem Verein. Erst sechs Jahre später wurde eine zweite Schule in Hannover genehmigt. Zum Studium mussten die Abiturientinnen zunächst ins Ausland gehen. Von Finnland bis Spanien hatten fast alle europäischen Länder die Universitäten für Frauen geöffnet, aber deutsche Professoren leisteten erbitterten Widerstand:
"Man denke sich nur die junge Dame im Seziersaal vor der gänzlich entblößten männlichen Leiche sitzen - man stelle sich das einmal so recht lebhaft vor! Ich sage nein und abermals nein!"
Ohnehin seien Frauen von Natur aus nicht für die Wissenschaft geeignet, sie hätten noch nie bedeutende Leistungen erbracht!
"Zwei Pflanzen, die man in die Sonne gestellt hat, kann man miteinander vergleichen. Aber zwei Pflanzen, von denen man die eine in die Sonne und die andere in den Schatten gestellt hat, die kann man nicht miteinander vergleichen. Denn wenn eine Pflanze, die man in die Sonne stellte, eine schönere Blüte treibt als eine andere, die im Schatten stand, hat sie dann bewiesen, dass sie eine kräftigere Pflanze ist als diese' Mir scheint, sie hat ganz einfach bewiesen, dass ihr die Sonne besser bekommen ist, als der anderen Pflanze der Schatten."
Gut ausgebildete Frauen würden den Männern Stellen wegnehmen!
"Wer kann sagen, dass sie nicht das Recht dazu hätten? Heute nimmt der Mann jede Waffe, die gut dünkt, wenn er in diesen Kampf zieht. Der Frau giebt er eine Nähnadel in die Hand und sagt ihr voll brüderlicher Zärtlichkeit: ‚Nun wehr dich tapfer'."
Absolventinnen der von Hedwig Kettler gegründeten Schulen studierten Medizin, Mathematik, Architektur oder Jura. Erst nach und nach wurden Frauen auch an deutschen Universitäten zugelassen.
Es weht durch die ganze Historie
ein Zug nach Emanzipation.
Vom Menschen bis zur Infusorie
überall will das Weib auf den Thron.
Hedwig Kettler erlebte noch, dass der Frauenanteil an den Studierenden in den Zwanzigerjahren auf ein Fünftel stieg – aber auch, wie die Nationalsozialisten die Frauen wieder aus Universitäten und akademischen Berufen vertrieben. Am 5. Januar 1937 starb sie in Berlin.