Die Zeichen stehen auf Erneuerung
Die Wahlpartys der Grünen und der FDP in NRW trennt nur gut ein Kilometer. Die Stimmungen allerdings könnten unterschiedlicher nicht sein: Trauer hier, Jubel dort. Dabei gibt es bei beiden Parteien einige Gemeinsamkeiten, wenn auch nicht politischer Art.
Zwischen Trauer und Freude liegt an diesem Abend in Düsseldorf nur gut ein Kilometer. Grüne und FDP, sie feiern beide am Rhein, wobei bei der Wahlparty der Grünen, der noch amtierenden Regierungspartei, nach der Veröffentlichung der ersten Hochrechnung eher Ernüchterung herrscht.
"Die Stimmung ist ganz klar in Richtung Trauer. 6 Prozent ist schwierig zu verkraften von dem, was Grüne in dieser Landesregierung durchgesetzt haben."
"Natürlich sind wir erleichtert, dass wir im Landtag vertreten sein werden, aber natürlich auch sind wir sehr enttäuscht."
"Das ist ein bitterer Abend und jetzt ist das Ergebnis da, das Flimmern im Bauch ist weg, trotzdem wird es nicht besser von der Stimmung."
Dennoch: Als kurz nach den ersten Wahlergebnissen Sylvia Löhrmann, die grüne Spitzenkandidatin und NRW-Bildungsministerin zum Rednerpult geht, kommt kurz so etwas wie Kampfesstimmung auf.
"Dann sage ich Euch eins, und da liegt die Zuversicht, da liegt die Kraft nach vorn. 2005 hatten wir 6,2 Prozent, aber danach hat eine grüne Landtagsfraktion dafür gesorgt, dass nach fünf Jahren die Grünen wieder mitregiert haben, mitgestaltet haben und daran werden wir arbeiten, das ist das Versprechen, das ich Euch geben kann."
Auf Wahlparty der Grünen wird heftig diskutiert
Löhrmann fordert einen Erneuerungsprozess – und übernimmt für das schlechte Wahlergebnis mit die Verantwortung. Sie werde nicht nach weiteren Parteiämtern streben, kündigt sie an. Vor allem die jungen Parteimitglieder begrüßen ihre Entscheidung.
"Das war ein richtiger Schritt, den sie da mutig nach vorne angetreten ist…"
"Ich rechne das Sylvia Löhrmann wirklich hoch an, dass sie heute so klar ihren Rückzug verkündet hat. Ich glaube aber, dass es jetzt auch darauf ankommt, in der Partei zu schauen, und zwar sich die gesamte Regierungsarbeit anzuschauen, woran es denn eigentlich lag."
Ja, woran hat’s gelegen? An den Stehtischen der Grünen direkt am Rhein nahe der Düsseldorfer Altstadt wird heftig diskutiert. Die Schulpolitik sei schwer vermittelbar gewesen, andere Aspekte, wie innere Sicherheit, hätten die grünen Kern-Themen Umwelt und soziale Gerechtigkeit verdrängt. Aber: Auch der politische Gegner wird mitverantwortlich gemacht für das eigene Scheitern.
"Die aktuelle politische Stimmung der letzten Monate war natürlich hart, zu gerne hätten Laschet und Lindner gesehen, wie wir als Grüne aus dem Landtag rausfliegen."
Die Spitzenkandidaten von CDU und FDP, Armin Laschet und Christian Lindner, hatten im Wahlkampf unter anderem hohe Umweltauflagen in NRW, Chaos in der Bildungspolitik, steigende Armut und Kriminalität kritisiert – Vorwürfe, auf die die Grünen offenbar nicht zufriedenstellend reagiert haben.
Den politischen Gegner freut’s wie sich etwas weiter den Rhein hinauf, bei der Wahlparty der FDP, zeigt.
"Die Stimmung ist natürlich grandios, ob wir das Ziel geschafft haben, das wissen wir noch nicht, für mich war aber ganz wichtig, dass die Grünen weg sind."
"Ich bin auch super super happy…"
"Ja, die Stimmung ist wunderbar, wir haben das beste Ergebnis erzielt und ich hoffe, das geht jetzt so weiter."
Die FDP ist wieder wer
Als hier, mitten im Düsseldorfer Medienhafen und nur einen Steinwurf vom Landtag entfernt, der FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner auf die Bühne tritt, gibt es im Saal kein Halten mehr.
"Meine Freunde…"
Die FDP ist wieder wer – so der Grundtenor bei vielen, und das muss gefeiert werden. Tatsächlich gibt es mit den Grünen einige Gemeinsamkeiten, wenn auch nicht politischer Art.
"Wer hätte diesen Abend im Herbst 2013 für möglich gehalten. Wer hätte das geglaubt…"
Auch die FDP war mal am Boden – und ist wieder aufgestanden.
"Ihr Lieben, ich versteh’s …"
In seiner Rede dankt Lindner den Parteimitgliedern für die harte Arbeit an der Basis – und die Mitglieder selbst sind stolz darauf.
"Super Stimmung, tolles Ergebnis, die FDP ist wieder dabei."
"Da haben wir ganz ganz viel Offenheit für die FDP bekommen, was wir vor fünf Jahren gar nicht hatten. Viele Menschen haben gesagt: Ich werde zum ersten Mal FDP wählen und diesen Schwung wollen wir natürlich mitnehmen."
Und jetzt könnten es die Freidemokraten sogar schaffen, kleiner Koalitionspartner zu werden – und damit die Grünen in dieser Position ablösen.