Grünes Licht für NS-Dokumentationszentrum

Von Renate Heilmeier |
Nach langem Hin und Her wurde beschlossen, dass eine zentrale Dokumentationseinrichtung die Geschichte Münchens als Hauptstadt der NS-Bewegung darstellen soll. Sie wird ihren Platz nahe vom Königsplatz finden, wo im so genannten "Braunen Haus" die NSDAP-Reichsleitung ihren Sitz hatte.
Vor einem Jahr hieß es noch: Weder das Kuratorium noch der Beirat sind berufen. Fragen des Standorts, der Finanzierung, die Form der Trägerschaft sind offen. Nun legten sich am 24. November sowohl Stadt als auch Land fest, dass in München ein NS-Dokumentationszentrum entstehen wird. Der Freistaat Bayern stellt das entsprechende Grundstück für das gemeinschaftliche Projekt zur Verfügung.

Theo Waigel, der Vorsitzende des Kuratoriums zum NS-Dokumentationszentrum, verwies dennoch auf den Bund, der sich ebenfalls zu einem Drittel an den Investitionskosten beteiligen soll. Schließlich soll ein Ort für die Öffentlichkeit entstehen mit einem Museumsbereich, der bereits vorhandene Dokumentations- und Gedenkstätten beispielsweise in Nürnberg und Dachau ergänzt. Angelika Baumann vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München:

" Wichtig wird sein, dass das Haus Schwerpunkt legt auf vermittelnde Funktionen. Und: Wie entsteht eine Terror-Diktatur, das wird Thema und Frage sein, die im Rahmen des Dokumentationszentrums beantwortet werden muss – und wie wir das museologisch Öffentlichkeit vermitteln."

Dieser aktuellen Entscheidung war ein langes Hin und Her vorausgegangen. Zwischen Stadt und Land. Zwischen dem grundsätzlichen Ja zu einer umfassenden Aufarbeitung von Münchens Geschichte als Hauptstadt der Bewegung in einem Dokumentationszentrum, das es vonseiten der Stadt bereits seit 2001 gibt, und der Hängepartie, wie dies auch praktisch auszugestalten sei.

Bereits in den 80er Jahren hatte es Bestrebungen für ein "Haus der Zeitgeschichte" gegeben. Wer sich greifbar mit den Schrecken des NS-Regimes auseinander setzen wollte, musste bisher mit der S-Bahn nach Dachau fahren. Zum Ort der Opfer. Dass in München, wo die Täter ihre Macht aufbauten, so lange gezögert wurde, das Projekt tatsächlich in Angriff zu nehmen, hat diverse Gründe – und zahlreiche Interessen im Hintergrund. Die Öffentlichkeit aber hat sich in den letzten Jahren verstärkt engagiert und durch den Zusammenschluss zu einem Initiativkreis NS-Dokumentationszentrum das Projekt entsprechend gepusht. Dr. Angelika Baumann vom Kulturreferat:

" Ich glaub, die Auseinandersetzung mit Geschichte und auch NS-Geschichte läuft immer in Phasen ab, und dieser Schrei danach, dass es wirklich jetzt passieren muss, erst in letzen Jahren stärker geworden. (…) Und was unserer Ansicht auch wichtig gewesen ist. Sehr viel guter Druck vonseiten der Münchener Bürger, das auf den Weg zu bringen. "

Im direkten Umfeld von Königsplatz und in der Nähe der Pinakotheken soll nun am Ort, wo während des Nationalsozialismus im so genannten "Braunen Haus" die NSDAP-Reichsleitung ihren Sitz hatte. Das Haus selbst wurde im Krieg zerstört, der Ort ist symbolisch, wenn es darum geht, die Entstehung des Nationalsozialismus und auch seine Rolle in der Münchner Stadtgeschichte aufzuarbeiten. Die Grundsteinlegung ist bereits zum 850. Stadtjubiläum im Jahr 2008 geplant.

" Ich glaube, für alle Beteiligten, für Stadt von Anfang an, war klar, dass es ein Grundstück in der Nähe des Königsplatzes sein muss, aufgrund der Bedeutung als Parteiviertel und so die Frage, ob es woanders eingerichtet werden könnte gar nicht stellte. "


Das Gespräch zum Thema mit der Vorsitzenden der israelitischen Gemeinde in München, Charlotte Knobloch, können Sie bis zu acht Wochen nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.
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