Schickt die Affen auf die Insel
Auch Affen haben Anspruch auf Freiheit, auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit. Das findet die Initiative "animal public". Sie will erreichen, dass die Zoohaltung von Menschenaffen beendet wird. Die Tiere würden dabei psychisch krank.
Es sei an der Zeit, den rechtlichen Status unserer allernächsten Verwandten zu ändern. Und deshalb sollten - wie es wörtlich heißt - die Personenrechte von Menschenaffen in Artikel 20a des Grundgesetzes verankert werden. Die Initiative, die heute diese Forderung aufstellte, besteht aus Tierschützern, Psychologen und Ethikwissenschaftlern.
Bei den Grundrechten für Menschenaffen denken sie vor allem an einen Rechtsanspruch auf persönliche Freiheit, auf Leben und auch auf körperliche Unversehrtheit. Laura Zimprich ist Vorsitzende der Organisation "animal public".
"Wir glauben, dass das einfach ein wichtiger symbolischer Schritt ist. Man erkennt somit an, dass die Grenze zwischen Mensch und Tier eine willkürliche ist, die der Mensch einmal gezogen hat. Ähnlich willkürlich, wie früher die Grenze zwischen Mann und Frau oder auch Schwarz und Weiß. Wir müssen anerkennen, dass diese Tiere Bedürfnisse haben und auch so weit entwickelt sind, dass sie eigentlich wie schutzbedürftige Menschen angesehen werden müssen."
Zu den Menschenaffen gehören beispielsweise der Gorilla oder Orang-Utan, ebenso der Schimpanse oder der Bonobo. Doch stehen die Menschenaffen längst auf den sogenannten roten Listen, sie sind in ihren Populationen stark bedroht.
Hyper-Aggressivität aufgrund der Haltung im Zoo
Parallel zur Forderung einer Verankerung von Grundrechten für Menschenaffen wurde heute auch eine Studie über die Haltungsbedingungen in deutschen Zoos veröffentlicht. Einzelfälle haben längst bundesweit Schlagzeilen gemacht. Colin Goldner ist Leiter der deutschen Sektion des "Great-Ape"- Projekts. Der Sachbuchautor Goldner hat in den vergangenen zwei Jahren 38 deutsche Zoos besucht und sich dort die Haltungsbedingungen angesehen. Sein Fazit: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, seien diese Bedingungen eine Katastrophe, die vor allem zu Verhaltensstörungen bei den Menschenaffen führen würden.
"Die Tiere schaukeln mit dem Oberkörper, sie werfen den Kopf hin und her. Oder sie gehen innerhalb ihrer Gehege im Kreis immer dieselben, kleinen Distanzen ab. Hyper-Aggressivität, gelegentlich auch Hyper-Sexualität gehören dazu, hinzu kommen auch Apathie, Lethargie oder Essstörungen."
Die Initiative fordert nun, künftig auf Nachzuchten in den zoologischen Gärten zu verzichten, auch keine Neuimporte mehr zuzulassen und somit die Haltung auslaufen zu lassen. Eine Forderung, die natürlich bei den Betreibern der zoologischen Gärten auf Widerspruch stößt. Manfred Niekisch ist Direktor des weltberühmten Zoos in Frankfurt am Main. Er spricht von falschen Darstellungen der Tierschutz-Initiative:
"Auch, dass die Menschenaffen unter Psychopharmaka gesetzt werden, damit sie den Stress überhaupt aushalten und sich nicht gegenseitig verletzen - das ist eine völlig falsche Behauptung. Und auch Importe von Menschenaffen aus dem Freiland gibt es schon lange nicht mehr. Auch nicht für Zoologische Gärten oder wissenschaftliche Zwecke. Das ist für Deutschland absolut sicher."
Die Affen könnten auf einer griechischen Insel leben
Die Forderung nach Grundrechten für Menschenaffen hält Niekisch für abenteuerlich. Mögliche Missstände, wenn es sie denn irgendwo gäbe, könnten auch die Vorschriften des Tierschutzgesetzes regeln. Seit 2002 ist der Tierschutz im Grundgesetz verankert.
Tierrechtler Colin Goldner hingegen hat seine Beobachtungen nun als Buch herausgebracht. Titel: "Lebenslänglich hinter Gittern". Und er hat auch schon eine Idee, wie künftig bessere Lebensbedingungen der Menschenaffen aussehen könnten.
"Meine Utopie wäre eine Insel, etwa in Griechenland oder auch Kroatien, wo die Tiere das ganze Jahr über weitgehend eigenverantwortlich leben könnten. Auch im Winter keine energieintensiven Warmhäuser brauchen, die ja immer beengt sind und zu neuem Leiden führen."