Aufnahmen der Gruppe Neue Musik "Hanns Eisler", Leipzig
(1/3) Herkunft und Kern-Repertoire
Hanns Eisler
Präludium und Fuge über B-A-C-H, op. 46 (1934)
für Streichtrio (Studie über eine Zwölftonreihe)
Ruth Zechlin
"Katharsis" (1981)
für Oboe, Violoncello und Schlagwerk
Friedrich Schenker
"Die Friedensfeier" (1982)
Aria di bravoura für Tenor und Instrumente
Paul-Heinz Dittrich
Kammermusik VI (1980)
Klangtexte nach Carlfriedrich Claus
Gruppe Neue Musik "Hanns Eisler"
(Teil 2 am 29.07.2021)
Avantgarde aus der DDR
Der Komponist und Posaunist Friedrich Schenker und der Oboist Burkhard Glaetzner gründeten 1970 das erste Spezialensemble für Neue Musik in der DDR. Zunächst beargwöhnt, entwickelte sich die Gruppe schnell zu einem wesentlichen Impulsgeber.
Der Namenspatron Hanns Eisler war mit Bedacht gewählt: Unangreifbar als Kommunist und Komponist der DDR-Hymne, stand der Schönberg-Schüler doch für ein Musikverständnis, das über den Sozialistischen Realismus weit hinausging. Seine Stücke fanden sich ebenso auf den Programmen der Gruppe Neue Musik "Hanns Eisler" wie die in der DDR gut etablierter Komponisten wie Ruth Zechlin, die erste Kompositionsprofessorin an einer deutschen Hochschule. Und natürlich waren die Stücke von Friedrich Schenker, die dieser für sein Ensemble schrieb, in den 23 Jahren seines Bestehens zentral.
Musikalische Pionierarbeit
Schenker, aufmüpfig und bekannt für seinen bissigen Spott, bildete gemeinsam mit Paul-Heinz Dittrich, Friedrich Goldmann und Georg Katzer das Kern-Repertoire der Eisler-Gruppe, mit dem diese auch schon bald bei Festivals im westlichen Ausland gefragt war. Diese Komponisten hatten ihre Ausbildung bereits an DDR-Hochschulen erhalten und sagten sich endgültig los von Vorstellungen eines Sozialistischen Realismus, wie er in den frühen Jahren der DDR noch verbindlich war. 1971 war diese Ästhetik nach entsprechenden Aussagen von Erich Honecker auch offiziell obsolet.