Campen im Herzen von Paris
Übernachten in Paris kann ein kleines Vermögen kosten. Doch es gibt jetzt eine günstige Alternative: Besucher können ab 8 Euro auf einer Hängematte oder im Zelt schlafen. Der Zeltplatz ist Teil eines urbanen Projekts, das Wohnungslose, Künstler, Handwerker, Anwohner und Reisende zusammenbringen will.
Es gibt einen Ort in Paris, da könnte man von einem Hahnschrei geweckt werden. Nein, es handelt sich nicht um einen Bauernhof. Dieser Ort ist ein kleiner Campingplatz. Und der ist wiederum nicht im Grünen, sondern auf dem Gelände eines stillgelegten Krankenhauses mitten in der Stadt.
Rund 30 blaue Iglu-Zelte sind hier in Doppelreihe aufgebaut. In einem davon haben die 20-jährige Spanierin Sandra und ihre Freundin die letzten fünf Nächte verbracht, für 110 Euro, also 22 Euro pro Nacht. Für Paris unschlagbar. Gebucht hatten sie spontan über’s Internet.
Sandra aus Madrid: "Eigentlich wollte ich bei meiner Freundin übernachten. Aber die hat spontan ihren Job aufgegeben und hatte keine Wohnung mehr. Dann haben wir diesen Ort gefunden, der tatsächlich sehr günstig ist. Und man hat hier alles, was man braucht."
Noch günstiger, nämlich schlappe acht Euro pro Nacht, dafür auch ein wenig unbequemer, sind die sechs bunt gestreiften Hängematten, die nebeneinander in einem Verschlag befestigt sind. Insgesamt 110 Schlafplätze gibt es auf Campingplatz. Auch ein paar liebevoll gestaltete Holzhütten mit echten Matratzen. Laure aus dem nordfranzösischen Amiens ist mit ihrem Mann für einen Kurztrip nach Paris gekommen. In der Decke ihrer Hütte ist ein Guckloch eingebaut, um Sterne zu beobachten.
Zähneputzen Open Air
Laure: "Man übernachtet hier quasi im Freien. Dass das mitten in Paris möglich ist, ist toll!"
Auch das Zähneputzen ist openair. Genauso wie die Duschen, die nur durch einen tunnelartigen Vorhang abgeschirmt sind.
"Das ist alles sehr kreativ hier", ist Laures Mann begeistert.
Der Campingplatz ist Teil einer Initiative, die das 3,5 Hektar große Gelände des stillgelegten Krankenhausese momentan nutzen darf. In den alten Gebäuden haben 600 Menschen, die sich in sozialen Schwierigkeiten befinden, Wohnunglose und Migranten ein Dach über dem Kopf gefunden. Dazu mehr als 130 Vereine, Künstler und Handwerker und kleine Unternehmen. In der alten Wäscherei befindet sich ein Café. Es gibt Bienenstöcke und eben auch ein Hühnergehege. Nachhaltigkeit ist hier eines der obersten Prinzipien, betont Florie Gaillard, die das Projekt mit ihrem Verein betreut:
Florie Gaillard: "Wir haben versucht so viel wie möglich von dem zu benutzen, was noch vom alten Krankenhaus übrig war. Waschbecken zum Beispiel. Genauso wie wir ja dieses Gelände nutzen, dass sonst jahrelang leer gestanden hätte."
Das Ganze ist allerdings nicht für die Ewigkeit gedacht. Ab Mitte des nächsten Jahres will die Stadt Paris auf das Gelände ein Öko-Wohnviertel bauen. Der Camping-Platz geht schon im Oktober in Winterpause.
Buchen kann man sein Zelt auf dieser Webseite.
