"Ich habe das Gefühl, dass sie gut vorbereitet ist"
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Günter Verheugen sieht die nächste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor einer "ungeheuren Aufgabe". Den Top-Job traut er ihr nichtsdestotrotz zu - denn sie habe verstanden, dass es darum gehe, das Vertrauen in Europa wieder herzustellen.
Ursula von der Leyen hat es geschafft. Als erste Frau in der Geschichte der EU wird sie Präsidentin der EU-Kommission. Die bisherige Bundesverteidigungsministerin erzielte bei der Wahl im Europaparlament allerdings nur eine denkbar knappe Mehrheit. 383 Abgeordnete stimmten in Straßburg für sie - das waren nur neun Stimmen mehr als nötig.
Keine stabile Mehrheit im Parlament
Nun steht die CDU-Politikerin vor einer "ungeheuren Aufgabe". So formuliert es Günter Verheugen, ehemals der Vizepräsident der EU-Kommission. Der SPD-Politiker sagte im Deutschlandfunk Kultur, trotz des knappen Ausgangs der Wahl starte von der Leyen nicht beschädigt. Sie habe aber keine stabile Mehrheit im Parlament - die müsse sie sich nun erarbeiten.
Verheugen sagte, von der Leyen müssen nun als erstes darauf achten, dass sie nicht von "dem sehr effizienten, mächtigen Brüsseler Apparat eingewickelt wird, bevor sie überhaupt ihren Schreibtisch eingeräumt hat:" Deswegen müsse sie bei der Auswahl ihrer Berater sehr darauf achten, dass diese keine eigenen Interessen verfolgten.
Die nationalistische Welle zurückdrängen
Auch die Zusammenstellung der Kommission durch von der Leyen wird laut Verheugen nicht einfach. Das sei dann die nächste schwierige Hürde - die Mitglieder der nächsten Kommission würden von den Mitgliedsländern vorgegeben, von der Leyen könne sich ihr Team nicht aussuchen: "Das ist eine Art Lotterie, man könnte auch sagen, eine Wundertüte."
Dennoch glaubt Verheugen an das Potenzial der CDU-Politikerin. Von der Leyen habe eine wichtige Sache verstanden, sagte er. Hauptsache sei nun, Vertrauen wiederherzustellen und den Menschen den Sinn der Europäischen Union erneut nahezubringen. Von der Leyen müsse dafür sorgen, dass die starke nationalistische Welle der letzten Jahre in Europa zurückgedrängt werde, betonte Verheugen. "Das kann sie nur, wenn sie ein Vorbild ist. Ich habe das Gefühl, dass sie dafür ganz gut vorbereitet ist."
(ahe)