Günter Zints Fotoband "Wilde Zeiten"

"Ich klaue meine Bilder am Wegesrand"

Die Beatles in Hamburg, fotografiert von Günter Zint.
Die Beatles in Hamburg: Ihre wahre Bedeutung habe er erst später erkannt, sagt der Fotograf Günter Zint. © Günter Zint
Günter Zint im Gespräch mit Carsten Beyer · 31.01.2019
Günter Zint ist eine Art Hamburger Institution: In dem Fotoband "Wilde Zeiten" sind nun seine besten Bilder erschienen. Dass er als Hausfotograf im Star-Club die Beatles und Jimi Hendrix porträtierte, sei einem Zufall zu verdanken, erzählt er.
Hamburg hat in der Musikszene hierzulande schon immer eine besondere Rolle gespielt. Wohl kaum einer weiß das besser, als Günter Zint. Der Fotograf und Gründer der "St.-Pauli-Nachrichten" ist in der Hansestadt eine Art Institution, seine schönsten Fotos aus den Jahren 1965 bis 1989 sind vor Kurzem in einem Bildband erschienen – unter dem Titel "Wide Zeiten".

Durch Zufall wurde er Hausfotograf im Star-Club

Darin sind natürlich auch die Aufnahmen zu sehen, die er in seiner Zeit als Hausfotograf im Star-Club in St. Pauli machte, und durch die er bekannt wurde. Durch Zufall sei er überhaupt an diesen Job gekommen, erzählt Günter Zint im Deutschlandfunk Kultur.
Manfred Weissleder, der Chef des Clubs, habe ihn als Gast angesprochen, weil er Fotos für den Schaukasten brauchte: "Dann habe ich die Musiker fotografiert und die Schaukästen damit dekoriert. Ich hätte nie geglaubt, dass man von diesen Musikern heute noch spricht. Damals waren natürlich viele Eintagsfliegen dabei, aber auch Jimi Hendrix und die Beatles."
Jimi Hendrix in Hamburg, fotografiert von Günter Zint.
Jimi Hendrix wohnte sogar ein paar Tage in Günter Zints Fotostudio. © Günter Zint
Als er die Band aus Liverpool zum ersten Mal traf, sei er mit dem Chef des Star-Clubs einig gewesen, der gesagt habe: "Die Jungs müssen noch viel üben, da habe ich bessere Bands." Er selbst habe die Bedeutung der Beatles erst viel später erkannt, nachdem sie in den Abbey Road Studios in London ihre Konzeptalben aufgenommen hatten.

Musikbranche heute "macht keinen Spaß mehr"

Zu dieser Zeit war ein persönliches Verhältnis zu den Musikern selbstverständlich. "Wenn ich denen Fotos mitgebracht habe, dann haben die mir erstmal ein Bier ausgegeben", erzählt Günter Zint. Heute fotografiere er in der Musikbranche so gut wie gar nicht mehr: "Das ist sowas von oberkommerziell geworden, das macht keinen Spaß mehr."
Er begegnete seinerzeit den Bands und Musikern sehr kumpelhaft, beschreibt der Fotograf sein Erfolgsrezept, und sei nicht vor ihnen auf die Knie gefallen: "Süßholzraspeln, das mögen die gar nicht", sagt Günter Zint. "Ich bin auf die zugegangen. Die haben gemerkt, dass ich kein Paparazzo bin. Die waren dann auch immer natürlich. Ich sage ja, ich bin ein Bilderdieb. Ich klaue meine Bilder am Wegesrand, wo ich sie finde."

Beste Erinnerungen an Lennon und Hendrix

Die besten Erinnerungen aus dieser Zeit habe er an John Lennon, dicht gefolgt von Jimi Hendrix, der sogar einmal für einige Tage in seinem Fotostudio gewohnt habe, weil er in seinem Hotel nicht laut Musik hören durfte.
Selbstporträt von Günter Zint mit Kamera
"Ich bin ein Bilderdieb", sagt Günter Zint über sich.© Günter Zint
Noch heute ist Günter Zint mit seiner Kamera in St. Pauli unterwegs, allerdings liegt sein Schwerpunkt inzwischen woanders: "Ich fotografiere in der Hafenstraße, ich fotografiere in der Flora. Ich habe da nirgends Berührungsängste." (hum)

Wilde Zeiten. Hamburg-Fotografien von Günter Zint 1965 - 1985
Texte von Tania Kibermanis
Frölich & Kaufmann Verlag, München 2018
240 Seiten, 250 Abbildungen, 49,90 Euro

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