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Günther Rühle: "Ein alter Mann wird älter"

02:53 Minuten
Buchcover von "Ein alter Mann wird älter" von Günther Rühle. Im Hintergrund braune Päckchen mit rot-weißen Schleifen.
Günther Rühles "Ein alter Mann wird älter" © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / Alexander Verlag Berlin
Von Susanne Burkhardt |
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24 Mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute: die Selbsterkundungen von Theaterkritiker Günther Rühle. Sie stecken voller Bonmots, Humor und Trost – gerade für ältere Menschen, die ihren Partner verloren haben.

Worum geht es?

Ich verschenke dieses Jahr Günther Rühles „merkwürdiges Tagebuch“ mit dem Titel „Ein alter Mann wird älter“. Günther Rühle ist 97 Jahre alt. Er war Feuilletonchef der "FAZ", Intendant des Schauspiel Frankfurt am Main, Theaterhistoriker und Theaterkritiker.
Weil er den dritten Band seines großen Mammutprojekts „Die Geschichte des Theaters in Deutschland“ aufgrund der nur noch sehr schwachen Augen nicht vollenden kann, hat er vor einem Jahr – fast blind – ein Tagebuch begonnen.
Ein Jahr lang notiert er darin seine Gedanken zum Leben allein in einem großen Haus und zu seiner Arbeit, durch die er sich immer „nur erforscht“ hat. Jetzt durch die zunehmende Erblindung horcht er in sich hinein, geht auf Selbsterkundung und reflektiert sein Leben, das Theater, die Menschen um ihn herum.
Dabei erlebt er die merkwürdigsten Dinge, sieht Gespenster und fühlt das Ende mehrfach. Das Leben ist nur noch „ein Echo aus dem grünen Urwald des Lebens in mein vertrocknetes Dickicht, in das ich geraten bin“.

Was ist das Besondere?

Das Staunen, die Leichtigkeit, das im besten Sinn Merkwürdige seiner Selbsterkundung, die gleichzeitig auch eine Erforschung der Zeitläufte ist – Theatergeschichte als Gesellschaftsgeschichte, zum Beispiel mit Blick auf die eigene Rolle im Zweiten Weltkrieg.
Das ist so poetisch, anrührend, fesselnd – erschütternd auch, es berührt zutiefst. So singt Rühle plötzlich laut ins leere Haus, in dem die Vergangenheit stillsteht: „Heidewitzka Herr Kapitän – mein Mann ist krank, er liegt besoffen unterm Kleiderschrank.“ Dann erschrickt er vor sich selbst. Das Buch ist voller Bonmots, die man alle gern anstreichen würde.

Wem wollen Sie es schenken?

Ich schenke das Buch meiner Schwiegermutter, mit der ich gern ins Theater gehe und die viel liest, weil in den Beobachtungen Rühles auch sehr viel Trost steckt – gerade auch für ältere Menschen, die ihren Partner schon verloren haben, denn sein Humor kann sehr ansteckend sein.

Günther Rühle: "Ein alter Mann wird älter. Ein merkwürdiges Tagebuch"
Herausgegeben von Gerhard Ahrens
Mit Illustrationen von Jakob Mattner und Jonas Englert
Alexander Verlag, Berlin 2021
232 Seiten, 22,90 Euro 

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