Guido Westerwelle

Zurück in Berlin

Der Politiker Guido Westerwelle (FDP) kommt am 10.09.2015 in Berlin (Berlin) zur Westerwelle Foundation.
Der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle © dpa / picture alliance / Klaus-Dietmar Gabbert
Von Johannes Kulms |
Nach 15 Monaten hat sich der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Doch über seinen Gesundheitszustand wollte er dabei nicht sprechen, sondern warb für die Unterstützung von Flüchtlingen.
Donnerstagabend, kurz nach 19 Uhr. In dem kleinen mit Parkett ausgelegten Saal herrscht Gedränge. 50, vielleicht 60 Damen und Herren versammelt. Darunter auch Botschafter und Mitarbeiter von Auslandsvertretungen. Alle warten sie auf den Gastgeber. Denn hier, in einem Altbau am Berliner Kurfürstendamm hat die Westerwelle Foundation ihren Sitz. Und dann kommt der ehemalige Bundesaußenminister. Guido Westerwelle soll ein Grußwort für die ebenfalls hier versammelten Teilnehmer des Programms Young Leaders halten - 22 Jugendliche aus 16 Ländern.
"For obvious reasons in the last 15 months I was not able to take part in public events in our foundation. That is why I am more than happy, I am grateful ..."
Sagt Westerwelle gleich zu Beginn seiner rund zehnminütigen größtenteils auf Englisch gehaltenen Rede. Und streift damit ein Thema, das vor allem die Journalisten interessiert.
Denn zuletzt im Juni 2014 hatte Westerwelle sich in der Berliner Öffentlichkeit gezeigt. Dann erhielt der FDP-Politiker eine Leukämie-Diagnose. Es folgten Chemotherapie und Knochenmark-Transplantation.
"Es ist richtig, dass wir jetzt den vielen Flüchtlingen helfen"
Doch auf seinen Gesundheitszustand geht Westerwelle nur am Rande seiner Rede ein. Er will über die Flüchtlinge spreche. Und kommt schnell zur Sache.
"Millions of people are suffering in fear of their lifes. Streams of refugees every day are taking high risks to find peace, freedom and prosperity."
Westerwelle wirkt ruhig und konzentriert. Beim Reden auf Englisch schaut er immer wieder auf sein Manuskript. Dann wechselt er ins Deutsche, um seinen Appel noch einmal zu unterstreichen. Und spricht vollkommen frei.
"Es ist richtig, dass wir jetzt den vielen Flüchtlingen helfen. Und Deutschland tut dies vorbildlich. Aber das kann uns nicht davon abhalten, die mittel- und langfristigen Maßnahmen auch jetzt einzuleiten, jetzt zu ergreifen. Dazu zählt ein entsprechendes Einwanderungs-Integrationsgesetz, aber dazu zählt vor allem, dass wir die Lebensumstände und die Perspektiven der Menschen in den jeweiligen Herkunftsländern verbessern."
Auch wenn Westerwelle ein wenig müde scheint: Mit dem Anzug, Krawatte, aber auch der Brille und dem vollen Haar sieht Westerwelle eigentlich genauso aus wie vor knapp zwei Jahren, als er als noch mit auf der Regierungsbank saß.
Später wird Westerwelle von den Journalisten nach seiner Gesundheit gefragt:
"Ich wär nicht hier, wenn ich es nicht verantworten könnte. Und es macht mir große Freude. Die Arbeit der Stiftung macht mir sehr große Freude. Und natürlich ist es auch bewegend und etwas besonderes, wenn man nach langer Pause auch mal wieder eine solche Veranstaltung mitbesuchen kann und auch mal ein paar Dinge sagen kann, von denen man überzeugt ist, dass sie gesagt werden müssen."

"Ich habe wirklich anderes im Kopf"

Selbstverständlich habe er in den letzten 15 Monaten die Tagespolitik verfolgt, sagt der 53-Jährige.
"Man wird ja kein anderer, nur weil man natürlich etwas durchzumachen hat. Also, das ist keine Frage."
Als er gefragt wird, ob er eine Rückkehr in die Politik ausschließe, scheint Westerwelle kurz irritiert:
"Ich habe wirklich anderes im Kopf als solche Überlegungen. Das können Sie sich - glaube - ich auch vorstellen. Dankeschön. Vielen Dank!"