Genießen Sie Ihre Zeit!
Eine Langzeitstudie an der Harvard-Universität hat es an den Tag gebracht: Wer länger leben will, sollte weniger trinken - weniger Alkohol, versteht sich. Kein schlechter Vorsatz für 2014, oder?
Das neue Jahr hat begonnen. Sie haben Vorsätze gefasst. Die Sie unbedingt einhalten wollen. Und vermutlich haben Sie auch schon geschummelt. Kaum dass das Jahr begonnen hat.
In der Tageszeitung taz findet sich nicht nur ein hübscher Aufsatz, in dem jemand beschreibt, wie er im Neuen Jahr mit den Rauchen anfangen will – und für das Jahr 2015 schon das Saufen ins Auge gefasst hat – es gibt auch von Daniel Schreiber einen Artikel über eine Harvard-Langzeitstudie: Die begann 1938 und befragte eine Studentengeneration über die Jahre hinweg über ihre Beziehungen, Arbeitsverhältnisse und ihren Gesundheitszustand. Ziel der Studie – so Schreiber – war es, herauszufinden, unter welchen Bedingungen ein Leben am besten gelingen kann.
Es stellte sich heraus, dass starker Alkoholkonsum die Ursache war für Angstzustände, Depression, zerbrochene Beziehungen. Von den 268 Männern von 1938 ist heute noch ungefähr ein Drittel am Leben, sie sind um die 90 Jahre alt. Die Männer, die schwer tranken…starben im Durchschnitt 17 Jahre vor ihren einstigen Studienkollegen. Schneider zieht daraus den radikalen Schluss:
"Entweder man wird abstinent oder man stirbt."
Ach – haben wir Ihnen schon ein Frohes Neues Jahr gewünscht? Und ein langes Leben?
Kein frohes Jahr ist dieses Jahr für das Privatfernsehen, das heute vor drei Jahrzehnten auf Sendung ging. FAZ und Tagesspiegel widmen ihm Artikel, die wie Grabgesänge klingen. Am Anfang war alles, „frech, frivol, fordernd“, so - erinnert sich der Tagesspiegel - war man ins Rennen gegangen gegen die behäbigen öffentlich-rechtlichen Anstalten – aber heute: - Zitat - "Der Blick zurück zeigt vor allem eines: die Privaten sind in die Jahre gekommen.“ Und in der FAZ beerdigt Michael Hanfeld den privatwirtschaftlichen Aufbruch: "Das ist eine schlaffe, matte, kleinmütige Veranstaltung geworden." Allerdings räumen beide Autoren ein, dass ARD und ZDF kräftig bei den Privaten abgekupfert haben, - wir fügen hinzu - bevor diese selbst zu behäbigen Anstalten wurden.
In der Süddeutschen Zeitung verlangt Gerhard Matzig: "Etwas mehr Pädagogik bitte" und fordert die Museen heraus. Matzig hat in München das Deutsche Museum besucht. Zitat: "In der Abteilung 'Erdöl und Erdgas' liest man seinem Kind sodann vor: 'Zwei achteckige Drehkolben werden vom einströmenden Gas beaufschlagt und drehen sich in einem Gehäuse, mit dem zusammen sie ein definiertes Kammervolumen bilden.' Ah ja, stöhnt Vater Matzig und räumt ein "Keine Sekunde bedauert man, dass die Rohstoffe endlich sind" – nur damit man solche Erklärungen nicht mehr lesen muss. Er stellt das neue Ägyptische Museum als Gegenbeispiel vor und findet, hier sei die Balance zwischen Unterhaltung, also: Disneyfizierung, und seriöser Vermittlung gelungen. Es gibt also Hoffnung im Neuen Jahr, denkt man.
"Der Jäger des verlorenen Negativs" – "Mein Gott, Walter!" – "Alle Zeit der Welt" – an den Überschriften kann man erkennen, dass Ben Stillers neuer Film um ein verschwundenes Foto-Negativ ein breites Spektrum an Reaktionen hervorruft. "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" nennt die FAZ eine "feinziselierte Charakterkömodie, die zugleich großes Abenteuer sein will". Die taz bekennt: "Damit ich es los bin: Für mich ist „Walter Mitty“ einer der schönsten Hollywoodfilme der letzten Jahre." Und zwar weil: … "Stiller…einen zutiefst unzeitgemäßen Film gedreht hat" – einen, der an die alten Hollywood-Schinken der Zelluloidära erinnert. Der Film sei, sagt die Welt – "eine Hymne an die analogen Werte der Fotografie, an Menschen, die noch Hand anlegen, um sich der hektischen Achtlosigkeit des modernen Lebens entgegenzustellen". Die SZ hat von Stiller gelernt: "Dass man der Zeit sich hingeben, in ihr sich verlieren darf."
Wenn wir die Quersumme der Elogen richtig gezogen haben, finden Sie in Ben Stillers Film den ultimativen Vorsatz für 2014: Genießen Sie Ihre Zeit!