Klaus-Rüdiger Mai: "Gutenberg. Der Mann, der die Welt veränderte"
Propyläen-Verlag 2016
384 Seiten, 28 Euro
Der Steve Jobs des Mittelalters
Ohne ihn hätte es weder Reformation noch moderne Bildung gegeben. Doch Johannes Gutenberg ging es bei der Erfindung des Buchdrucks nicht um Kultur. Er wollte zeigen, dass sich Dinge seriell produzieren lassen, sagt Klaus-Rüdiger Mai, der eine Biografie über Gutenberg geschrieben hat.
Wir verdanken Johannes Gutenberg oder Henne Gensfleisch zum Gutenberg, wie der Erfinder des modernen Buchdrucks eigentlich hieß, eine "Medienrevolution, die dem vergleichbar ist, was wir erleben mit der Digitalisierung und dem Internet", sagt sein Biograf Klaus-Rüdiger Mai.
So kulturell bedeutsam Gutenbergs Erfindung auch war - es ging dem Mainzer Goldschmied nicht um den Inhalt von Büchern und eigentlich auch gar nicht um Bücher. "Ich glaube nicht, dass er von Anfang an den Buchdruck erfinden wollte", so Mai im Deutschlandradio Kultur. "Er wollte im Grunde serielle Produktion."
"Ein Unternehmer, der produziert"
Bevor Gutenberg sich dem Buchdruck zuwandte, hätte er bereits andere Dinge seriell seriell produziert: sogenannte "Heiltumsspiegel". Diese Spiegel waren unter Pilgern in Aachen ein beliebtes Souvenir, da man glaubte, so das Heilige der Aachener Reliquien einfangen zu können. Und Gutenberg habe sich gesagt: "Wir können viel für wenig Geld produzieren, wenn wir die eben nicht mehr feilen und aussägen, sondern wenn wir sie stanzen, wenn wir sie industriell produzieren, diese Heiltumsspiegel."
Mai zieht auch Parallelen zwischen Gutenberg und Apple-Gründer Steve Jobs: "Er hat es geschafft, Wissen zu vervielfältigen und damit eine neue Kommunikationsform herzustellen", sagt er.
Erhalten ist über den geschäftstüchtigen und erfolgreichen Unternehmer Gutenberg wenig. Insofern habe er auch lange gezögert, dessen Biografie zu schreiben, so Mai. "Es sind fast nur Prozessakten. Deswegen haben Biografen auch gedacht, er war besonders streitlustig, wenn man sich aber mal die Prozesskultur im Mittelalter anguckt, dann ist der Gutenberg im Limit sozusagen." (uko)