UNO-Generalsekretär Guterres in Moskau
Zwei Männer, ein Gespräch, kein Ergebnis: UN-Generalsekretär Guterres trifft Russlands Außenminister Lawrow in Moskau. © IMAGO / ITAR-TASS
Auf der Suche nach der eigenen Rolle
10:43 Minuten

UNO-Generalsekretär António Guterres ist nach Moskau gereist, um im Krieg in der Ukraine zu vermitteln. Auch wenn der Besuch „substanzlos“ gewesen sei, habe Guterres ein Zeichen gesetzt, meint der Politologe Markus Kaim.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine scheint die NATO wiederbelebt zu haben: Finnland und Schweden erwägen den Beitritt. Die Vereinten Nationen dagegen spielen derzeit kaum eine Rolle. Uno-Generalsekretär António Guterres wollte das ändern und hat jetzt in Moskau den russischen Außenminister Sergei Lawrow getroffen. In der folgenden Pressekonferenz sprach Guterres von einem „offenen Gespräch“, das er mit Lawrow geführt habe - auch wenn es zwei unterschiedliche Versionen der Geschehnisse in der Ukraine gebe.
Fluchtkorridore aus Mariupol
Guterres setzte sich vor allem für Fluchtkorridore aus Mariupol ein. Er schlug vor, eine trilaterale Gruppe zu bilden, um die humanitären Fragen zu klären - mit Vertretern der Uno, aus Kiew und aus Moskau. Außerdem forderte er eine unabhängige Kommission zur Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen. Lawrow sagte dagegen, es sei noch zu früh, um über mögliche Vermittler in einem Verhandlungsprozess zu sprechen.
Zwei Szenarien für den weiteren Kriegsverlauf
Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik bewertet den Besuch von Guterres in Moskau als vorerst „substanzlos“. Dennoch könne dieser langfristig auch Folgen haben. Im Moment sieht Kaim zwei Szenarien, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickeln könnte. Entweder eine Partei ringe die andere nieder - oder es komme in einigen Wochen zur gegenseitigen Abnutzung und einem „Waffenstillstand aus Ermüdung“. In diesem Fall könnten die Vereinten Nationen noch eine wichtige Rolle spielen, sagt Kaim.
Großmächte legen die Uno lahm
Ihrer eigentlichen Rolle als Hüterin von Frieden und Sicherheit in der internationalen Politik könne die Uno wegen des russischen Vetos im Sicherheitsrat gerade nicht nachkommen. Sofern Großmächte Konfliktparteien seien, sei das immer ein Problem der Uno, sagt Kaim. Doch bei der Frage, wer einen möglichen Waffenstillstand kontrolliere, für humanitäre Maßnahmen eintrete oder eine Friedenskonferenz organisiere, könnten die Vereinten Nationen wieder ins Spiel kommen.