Horror, Horror, Horror!
Urgestein des Horrors, Steinbruch der Popkultur: H.P. Lovecraft wäre heute 125 Jahre alt geworden. Warum wurde gerade sein Werk tausendfach kopiert, zitiert? Die Lovecraft-Kenner Marco Frenschkowski und Lars Brinkmann liefern die Antwort.
H.P. Lovecraft hatte keine einfache Kindheit. Er sein ein Einzelgänger gewesen, berichtet der Journalist und "Grimm- und-Grusel"-Experte Lars Brinkmann. Er kränkelte oft und wurde von seiner Mutter mit Mädchenklamotten ausgestattet, kein optimaler Start ins Leben. Früh fing Lovecraft an zu lesen, und schnell widmete er sich auch Autoren wie Edgar Allan Poe. "Geboren wurde er im 19. Jahrhundert, gelebt hat er Anfang des zwanzigsten, und geliebt hat er das 18.", sagte Brinkmann im Deutschlandradio Kultur. Lovecraft habe sich verloren gefühlt und alten Werten hinterher geweint, so Brinkmann: "Er hatte Angst vor allem, was anders ist."
Lovecraft war überaus fasziniert von allem, was fremd ist
Der Theologieprofessor und Lovecraft-Kenner Marco Frenschkowski sieht das ähnlich: Lovecraft sei in einem ungeheuren Maß fasziniert von allem gewesen, das fremd, anders und im eigentlichen Sinne des Wortes "un-menschlich" war. In seinen Geschichten habe er immer wieder den Einbruch des völlig Fremden beschrieben – von etwas, "das das Verstehen des Menschen sprengt". Darin habe er sich radikal von den Autoren unterschieden, die die Abgründe der menschlichen Seele suchten. "Menschliche Beziehungen interessierten ihn überhaupt nicht", sagte Frenschkowski. Es gehe bei Lovecraft um die Stellung des Menschen im Kosmos: "Das ist sein Thema."
Lovecraft ist zu einem "Lieblingskind der akademischen Forschung" geworden und in hohem Maß in der Popkultur präsent, sowohl in Batman-Filmen als auch bei Stephen King. Das liege wohl vor allem daran, dass Lovecraft bei der Beschwörung des Unheimlichen eine "fiebrige Intensität" erreichte, "die andere Autoren kaum je haben", sagte der Theologieprofessor.