Hackerangriff auf Sony

Obama droht Nordkorea mit Konsequenzen

Von Marcus Pindur |
Die Nordkorea-Komödie "The Interview" wird zum Politikum: Nachdem Sony, die Produktionsfirma des Films, Opfer eines Hackerangriffs geworden ist und das FBI Nordkorea dafür verantwortlich gemacht hat, schaltet sich nun US-Präsident Barack Obama persönlich ein.
Seth Rogen ist bekannt für Humor der eher derben Art. Jetzt ist aus einer seiner Komödien ein Staatsdrama geworden. In dem Film "Das Interview" werden zwei etwas vertrottelte Journalisten von der CIA angeworben, um ein Attentat auf den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zu verüben, während sie ihn interviewen.
Nicht nur im Spielfilm nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Kim Jong-un konnte offensichtlich über die Satire nicht lachen. Eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace, Friedenswächter, hatte Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und massenhaft interne Dokumente und E-Mails der Produktionsfirma veröffentlicht. Das war schmerzhaft für Sony, aber noch eher eine Nachricht für die Klatschspalten. Man erfuhr aus den E-Mails zum Beispiel, dass ein Produzent Angelina Jolie für ein "talentloses, verzogenes Kind" hält und noch weitere Sottisen.
Doch dann kamen Terrordrohungen bei den Vertreibern, den Kinoketten an. Diese setzten den Film ab, Sony blieb nach Aussage des Vorstandschefs keine andere Wahl, als den Film zurückzuziehen. Als dann das FBI befand, Nordkorea stecke hinter dem Hackerangriff, war die Schwelle zur Politik spätestens überschritten.
War der Rückzieher ein Fehler?
Präsident Obama erklärte zwar, er könne die Sorge der Unternehmen um ihre Mitarbeiter nachvollziehen, aber diese hätten mit dem Rückzieher einen Fehler gemacht.
"Wir wollen keine Gesellschaft, in der irgendein Diktator hier in den USA Zensur ausübt. Wenn jemand schon auf einen Spielfilm so reagiert, wie reagiert er dann auf eine Dokumentation oder einen Nachrichtenbeitrag?"
Obama kündigte an, dies werde für Nordkorea Konsequenzen haben.
"Sie haben eine Menge Schaden verursacht, und wir werden darauf antworten. Wir werden darauf proportional reagieren, auf eine Art und zu einem Zeitpunkt, der uns angemessen erscheint."
"Das ist außerordentlich gefährlich"
Was genau das sein könne, ließ der Präsident offen. Der republikanische Senator John McCain kritisierte die Entscheidung Sonys. Das schaffe einen beunruhigenden Präzedenzfall, der Täter ermutige, Cyber-Attacken in Zukunft noch aggressiver einzusetzen. Auch die demokratische Senatorin Diane Feinstein wies darauf hin, dass dieser Cyberangriff einer von vielen ähnlichen Attacken sei.
"Was hier anders ist, das ist zu einen die Größe des Cyberangriffs, zum anderen die Tatsache, dass es sich um eine Erpressung handelt. Nordkorea versucht so, anderen seinen Willen aufzuzwingen, das ist außerordentlich gefährlich."
Sony kündigte an, sich jetzt nach alternativen Veröffentlichungskanälen umzuschauen. Ursprünglich sollte der Film in den USA am 25. Dezember anlaufen.
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