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Was sich in alten Formen leisten lässt
Ein einfaches gesangliches Thema von Georg Friedrich Händel ist der Ausgangspunkt für Variationen des 28-jährigen Komponisten Johannes Brahms. Sie zeigen den meisterhaften Erfindungsreichtum des jungen Musikers.
Die Händel-Variationen von Johannes Brahms erschienen 1862 im Verlag Breitkopf & Härtel. Heimlich gewidmet waren sie Clara Schumann.
Brahms' Variationen gehören in die Linie der Meisterwerke musikalischer Veränderungen, die mit Bachs Goldberg-Variationen beginnt, über Beethovens Diabelli-Variationen führt und einen weiteren Höhepunkt im Werk Max Regers erfährt.
Ein Thema aus einer Cembalo-Suite von Georg Friedrich Händel war der Ausgangspunkt. Brahms hatte es in einem antiquarisch erworbenen Notendruck gefunden. 25 Variationen dieser "Aria" bereiten den Boden für eine orchestral anmutende vierstimmige Fuge, die den Zyklus krönt und den Pianistinnen und Pianisten alles abfordert.
"Ich habe Dir Variationen zu Deinem Geburtstag gemacht, die Du noch immer nicht gehört hast, und die Du schon längst hättest einüben sollen für Deine Konzerte", schreibt Brahms an Clara Schumann. Die ursprünglich vorhandene Widmung ist nicht in den Druck eingegangen.
Erfolg in Wien
Am 29. November 1862 gab Brahms sein Debüt im Wiener Musikverein. Er war selbst Veranstalter des Konzertes und präsentierte den Wienern, denen er bis dahin nahezu unbekannt war, neben Schumanns Fantasie op. 17 seine neuesten Werke. Neben dem Klavierquartett A-Dur op. 26 standen auch die Händel-Variationen auf dem Programm.
Der Wiener Kritiker Eduard Hanslick bewunderte den "männlichen, geistvollen Vortrag". Außerdem feierte er Brahms als "Meister, welcher eigenartigen, modernen Inhalt in klassischer Form zu gestalten wusste".
Unser Studiogast Frank-Immo Zichner ist Pianist und Hochschuldozent an der Universität der Künste Berlin. Außerdem ist er als Gastprofessor für Kammermusik an der Fryderyk-Chopin-Universität für Musik in Warschau tätig.