Händels "Israel in Egypt"

Dramatisch ist das Oratorium "Israel in Egypt" von Georg Friedrich Händel, das der RIAS Kammerchor mit dem Concerto Köln am 12. Juni 2009 um 20 Uhr unter Hans-Christoph Rademann aufführte. Kurz nach Fertigstellung seines Oratoriums "Saul" begann Händel 1738 an diesem in der Thematik und im Ausdruck starken alt-testamentarischen Werk, das den Auszug der Kinder Israels aus der Sklaverei in Ägypten schildert, zu arbeiten.
Der zornige Gott schickt den Ägyptern sieben furchtbare Plagen und teilt das Rote Meer – dramatische Szenen, die von Händel entsprechend in Musik gesetzt wurden. Der Chor spielt in diesem Oratorium eine besonders tragende Rolle – nur vereinzelte Nummern sind solistisch besetzt.

Als Solisten standen Anna Prohaska, Ditte Andersen, Tim Mead, Andreas Karasiak, Wilhelm Schwinghammer und Jonathan E. dela Paz Zaens auf dem Konzertpodium, es spielte gemeinsam mit dem RIAS Kammerchor das in der Musik des 18. Jahrhunderts spezialisierte Concerto Köln.

Roman Hinke bezeichnet das Werk im Programmheft der Aufführung als "untypisch", einen "Sonderfall gewissermaßen. Geradezu konfus liest sich seine Entstehungsgeschichte, die Genesis eines Sorgenkindes, die der Nachwelt drei mehr oder weniger verwandte, mehr oder weniger stimmige Fassungen bescherte... Möglicherweise mit Hilfe seines ebenso kundigen wie streitbaren Librettisten Charles Jennens stellte Händel selbst im Spätsommer 1738 ein formal und inhaltlich ziemlich heterogenes Textbuch zusammen, das Bruchstücke aus dem zweiten Buch Mose sowie den Psalmen 78, 105 und 106 bei annähernd unverändertem Wortlaut kompiliert. Ein für Oratorien eher unübliches Verfahren. Der erste Teil, Exodus, beschreibt die Knechtschaft der Israeliten, ihren Auszug aus Ägypten und ihre Errettung durch Gottes Hilfe, der zweite, Moses’ Song, ist selbständiges Anthem und Lobgesang auf die Allmacht des Schöpfers. Besorgt ob des rudimentären Charakters seiner Partitur, stellte Händel dem Werk bei der Uraufführung am 4. April 1739 in His Majesty’s Theatre am Londoner Haymarket kurzerhand einen weiteren Teil voran, die Lamentations of the Israelites for the Death of Joseph, deren Musik er dem großartigen, vor Jahresfrist zur Trauerfeier für Queen Caroline komponierten Anthem The ways of Zion do mourn entnahm. Eilends umtextiert, erhellte das geschickt recycelte Stück nun zugleich die biblische Vorgeschichte..."
www.rias-kammerchor.de



Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 12.6.2009

Georg Friedrich Händel
"Israel in Egypt", Oratorium in 3 Teilen für Soli, Chor und Orchester

Anna Prohaska, Sopran
Ditte Andersen, Sopran
Tim Mead, Altus
Andreas Karasiak, Tenor
Wilhelm Schwinghammer, Bass
Jonathan E. dela Paz Zaens, Bassbariton
RIAS Kammerchor
Concerto Köln
Leitung: Hans-Christoph Rademann

nach dem 2. Teil ca. 21:20 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
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