Einfallslos inszeniert und runterdirigiert
Zur Opernpremiere in der sanierten Staatsoper Berlin gelinge dem für seinen "Parsifal" in Hamburg gefeierten Achim Freyer an diesem Abend rein gar nichts, meint unser Kritiker Uwe Friedrich. Die vorzüglichen Gesangsdarbietungen ausgenommen, sei das ein sehr trauriger Abend gewesen.
Kleine Comicfiguren mit großen Schwellköpfen und ausdruckslosen Gesichtern stellen Hänsel und Gretel dar und erinnern an Marionetten-Theater. Allerdings wäre das, was heute zu sehen gewesen sei, herabwürdigend für ein Marionetten-Spiel, so Opernkritiker Uwe Friedrich.
Kein Gespür für harmonische Entwicklungen
Er hoffe, dass dies den widrigen Umständen geschuldet sei: Die Staatsoper sei immer noch eine Baustelle. Er befürchte aber, dass dem Regisseur Achim Freyer "zu diesem Stück einfach nichts eingefallen ist." Im Gegensatz zu seinem "Parsifal" in Hamburg bei dem er "tolle Bildlösungen" gefunden habe, falle ihm hier zur Bedrohlichkeit der Hexe nichts ein, außer "ein paar mehr oder weniger fantasievollen Kostümen." Auch dem Dirigenten Sebastian Weigle gelinge es nicht, den sanierten Saal zum Klingen zu bringen, so Friedrich weiter, da er "einfach nur runterdirigiert, was in der Partitur steht, ohne dass er ein Gespür für die harmonischen Entwicklungen des Stücks hat."
Totenstille im Publikum
Auch das Bravourstück "Hexenritt" sei misslungen, obwohl "auf Applaus dirigiert von Weigle." Danach habe es Totenstille im Publikum gegeben. Um seinen Glauben an das Berliner Publikum nicht zu verlieren habe er zu guter Letzt auf Buhrufe gehofft. Dieser Wunsch wurde im dann auch erfüllt.
Ganz zum Schluss habe es dennoch frenetischen Jubel gegeben, dem er sich nicht anschließen könne. Mit einer Ausnahme: Gesungen worden sei an diesem Abend sehr gut. Katrin Wundsam und Elsa Dreisig als Hänsel und Gretel, sowie Roman Trekel und Marina Prudenskaya als Eltern überzeugten gesanglich voll und ganz.