Häuserkampf
Im Jahr 2014 soll in der norwegischen Hauptstadt Oslo ein neues Museum mit den Werken des weltberühmten Malers Edvard Munch eröffnet werden. So will es die Stadtregierung. Doch wegen der Größe und Platzierung des Neubaus gibt es Widerstand von den Spitzen der Kulturszene.
Oslo nähert man sich am besten vom Wasser her, mit der Fähre aus Kiel oder Dänemark. Die Sicht ist klar, das Meer ruhig, es herrscht absolute Stille. Schon eine gute halbe Stunde, bevor das Boot am Terminal festmacht, ist die norwegische Hauptstadt zu sehen. Im Hafengebiet sticht ein Gebäude hervor: Schneeweiß wie ein marmorner Eisberg liegt die 2008 eröffnete Oper am Ufer. In fünf Jahren soll in unmittelbarer Nähe das neue Munchmuseum eröffnet werden - ein 14-stöckiger Bau mit Glasfassade. Platzierung und Form des Baus aber haben Protest hervorgerufen.
"Das geplante Munchmuseum wird ein besonderer Bau, es hat einen sonderbaren Knick und ist transparent. Es ist etwas extrem Spezielles gegen etwas anderes extrem Spezielles, da habe ich Angst, dass das eine das andere erschlägt."
Tom Remlov, der hochgewachsene Chef der norwegischen Oper, steht in seinem Büro und schaut aus dem Fenster. Rechts ist der Anleger der Kreuzfahrtschiffe zu sehen, links der Berg Ekeberg, von wo aus Munch sein berühmtes Motiv "Der Schrei" gemalt hat, in der Mitte ebene Erde. Dort soll das neue Munchmuseum gebaut werden.
"Das sind maximal 300 Meter von hier, das Museum wird höher als die Oper sein und im entgegengesetzten Winkel liegen, eine Baumasse von völlig anderem Charakter."
Remlov ist nur einer von mehreren Kritikern aus der norwegischen Kulturszene, die davor warnen, ein so riesiges neues Munchmuseum zu bauen. Schließlich würde das hohe Gebäude die Stadtansicht von Oslo für immer verändern. Oslo ist wie ein Kessel geformt, das Zentrum liegt im Tal in der Mitte, im Osten steigt der Ekeberg empor und im Westen der Holmenkollen mit der berühmten Skisprungschanze. Der Architekt Benjamin Haffner meint, diese Formierung Oslos sei so prägend, dass sie unbedingt beibehalten werden solle. Bei einer Tasse Tee in einem Cafe erzählt er, warum:
"Man hat Hügel auf beiden Seiten, die zur Stadt hinunter führen, wenn man Hochhäuser mitten in dieses Tal hineinbaut, so bricht man auch visuell mit den Einflüssen der Natur, man versucht, gegen die Gegebenheiten von Außen zu arbeiten."
Oslo und Munch, das ist ein ganz besonderes Kapitel. Der weltberühmte norwegische Maler hat lange in der Stadt gelebt und ihr seine Werke vermacht, als er 1944 starb. Doch es dauerte gut 20 Jahre, bis das Munchmuseum im Nordosten von Oslo eröffnet wurde, dort befindet es sich noch heute. Seinerzeit war es den Stadtplanern wichtig, einen alten Arbeiterstadtteil aufzuwerten, indem dort das Munchmuseum platziert wurde. Heutzutage hat man mehr die Touristen und das Ausland im Blick; das neue Munchmuseum soll im Hafengebiet von Björkvika stehen. Dort, links und rechts der Oper, wird auch die Hafencity von Oslo entstehen und den vielzitierten Bilbao-Effekt mit sich bringen: Oslo dank aufsehenerregender Kulturbauten international gefragt machen.
"Man hat mit viel Geld und Einsatz der Oper eine eigene Identität gegeben, es ein fantastisches Gebäude, das seine Vor- und Nachteile hat, aber es ist ein Gebäude, mit dem sich die Norweger sehr identifizieren und alle, die kommen, sind sehr angetan, und jetzt möchte man das toppen, im guten Abu Dhabi- oder Dubai-Stil."
Der Architekt Haffner meint, Oslo übertreibe es, wenn auf die Oper sozusagen noch eins draufgesetzt werden soll. Ein weiterer Kritikpunkt an den Plänen für das neue Munchmuseum ist, dass es sich das Gebäude mit dem Stenersen-Museum teilen soll.
"Ich finde, man verwirrt die Menschen, man vermischt etwas, man muss auf jeden Fall dafür sorgen, dass der einzige norwegische Künstler, der im Weltzusammenhang etwas bedeutet, ein eigenes Museum hat, einen eigenen Eingang, ein eigenes Logo, dass wir es nicht Munch-Stenersen-Museum nennen, weil alle wissen, wer Edvard Munch war, aber nur wenige wissen, wer der Kunstsammler Rolf Stensersen war."
Die Kulturjournalistin Lotte Sandberg kommentiert für Aftenposten, die bedeutendste Zeitung Norwegens, die Kunstszene. Zwar stört sie sich an der geplanten Zusammenlegung zweier Museen, anders als Operndirektor Tom Remlov aber nicht an der Platzierung des Hauses.
"Ich finde den Vorschlag von Herreros gut und habe keine Angst vor einem Hochhaus in Björvika."
Es ist offen, in welcher Form das Munchmuseum realisiert wird. Zwar hat der Stadtrat seinen Beschluss formell gefällt, doch der oberste Denkmalschützer des Landes, Riksantikvar Jørn Holme, argumentiert ähnlich wie Remlov. Er fürchtet um das Stadtbild Oslos und will den Bau notfalls per Veto stoppen. Am liebsten aber sehe er eine einvernehmliche Lösung im Dialog mit der Stadt Oslo. In einem sind sich nämlich alle einig: Das alte Museum ist zu klein und unattraktiv, ein neues muss definitiv her.
"Das geplante Munchmuseum wird ein besonderer Bau, es hat einen sonderbaren Knick und ist transparent. Es ist etwas extrem Spezielles gegen etwas anderes extrem Spezielles, da habe ich Angst, dass das eine das andere erschlägt."
Tom Remlov, der hochgewachsene Chef der norwegischen Oper, steht in seinem Büro und schaut aus dem Fenster. Rechts ist der Anleger der Kreuzfahrtschiffe zu sehen, links der Berg Ekeberg, von wo aus Munch sein berühmtes Motiv "Der Schrei" gemalt hat, in der Mitte ebene Erde. Dort soll das neue Munchmuseum gebaut werden.
"Das sind maximal 300 Meter von hier, das Museum wird höher als die Oper sein und im entgegengesetzten Winkel liegen, eine Baumasse von völlig anderem Charakter."
Remlov ist nur einer von mehreren Kritikern aus der norwegischen Kulturszene, die davor warnen, ein so riesiges neues Munchmuseum zu bauen. Schließlich würde das hohe Gebäude die Stadtansicht von Oslo für immer verändern. Oslo ist wie ein Kessel geformt, das Zentrum liegt im Tal in der Mitte, im Osten steigt der Ekeberg empor und im Westen der Holmenkollen mit der berühmten Skisprungschanze. Der Architekt Benjamin Haffner meint, diese Formierung Oslos sei so prägend, dass sie unbedingt beibehalten werden solle. Bei einer Tasse Tee in einem Cafe erzählt er, warum:
"Man hat Hügel auf beiden Seiten, die zur Stadt hinunter führen, wenn man Hochhäuser mitten in dieses Tal hineinbaut, so bricht man auch visuell mit den Einflüssen der Natur, man versucht, gegen die Gegebenheiten von Außen zu arbeiten."
Oslo und Munch, das ist ein ganz besonderes Kapitel. Der weltberühmte norwegische Maler hat lange in der Stadt gelebt und ihr seine Werke vermacht, als er 1944 starb. Doch es dauerte gut 20 Jahre, bis das Munchmuseum im Nordosten von Oslo eröffnet wurde, dort befindet es sich noch heute. Seinerzeit war es den Stadtplanern wichtig, einen alten Arbeiterstadtteil aufzuwerten, indem dort das Munchmuseum platziert wurde. Heutzutage hat man mehr die Touristen und das Ausland im Blick; das neue Munchmuseum soll im Hafengebiet von Björkvika stehen. Dort, links und rechts der Oper, wird auch die Hafencity von Oslo entstehen und den vielzitierten Bilbao-Effekt mit sich bringen: Oslo dank aufsehenerregender Kulturbauten international gefragt machen.
"Man hat mit viel Geld und Einsatz der Oper eine eigene Identität gegeben, es ein fantastisches Gebäude, das seine Vor- und Nachteile hat, aber es ist ein Gebäude, mit dem sich die Norweger sehr identifizieren und alle, die kommen, sind sehr angetan, und jetzt möchte man das toppen, im guten Abu Dhabi- oder Dubai-Stil."
Der Architekt Haffner meint, Oslo übertreibe es, wenn auf die Oper sozusagen noch eins draufgesetzt werden soll. Ein weiterer Kritikpunkt an den Plänen für das neue Munchmuseum ist, dass es sich das Gebäude mit dem Stenersen-Museum teilen soll.
"Ich finde, man verwirrt die Menschen, man vermischt etwas, man muss auf jeden Fall dafür sorgen, dass der einzige norwegische Künstler, der im Weltzusammenhang etwas bedeutet, ein eigenes Museum hat, einen eigenen Eingang, ein eigenes Logo, dass wir es nicht Munch-Stenersen-Museum nennen, weil alle wissen, wer Edvard Munch war, aber nur wenige wissen, wer der Kunstsammler Rolf Stensersen war."
Die Kulturjournalistin Lotte Sandberg kommentiert für Aftenposten, die bedeutendste Zeitung Norwegens, die Kunstszene. Zwar stört sie sich an der geplanten Zusammenlegung zweier Museen, anders als Operndirektor Tom Remlov aber nicht an der Platzierung des Hauses.
"Ich finde den Vorschlag von Herreros gut und habe keine Angst vor einem Hochhaus in Björvika."
Es ist offen, in welcher Form das Munchmuseum realisiert wird. Zwar hat der Stadtrat seinen Beschluss formell gefällt, doch der oberste Denkmalschützer des Landes, Riksantikvar Jørn Holme, argumentiert ähnlich wie Remlov. Er fürchtet um das Stadtbild Oslos und will den Bau notfalls per Veto stoppen. Am liebsten aber sehe er eine einvernehmliche Lösung im Dialog mit der Stadt Oslo. In einem sind sich nämlich alle einig: Das alte Museum ist zu klein und unattraktiv, ein neues muss definitiv her.