Mit die teuersten Immobilienpreise weltweit
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Neuseeland steckt in einer Wohnungskrise: Nur noch ein Viertel der 4,7 Millionen Neuseeländer besitzt ein eigenes Haus. Anfang der 90er-Jahre war es noch die Hälfte. Doch nicht nur Häuslebauer sind betroffen von der Wohnungsnot.
Das hat jetzt gerade noch gefehlt: Laurie Smith schaut im Wartezimmer des "De Paul Hauses" der neuseeländischen 1,6-Millionen-Metropole Auckland zu ihren Kindern. Als wenn die Mittagshitze nicht schon schlauchend genug wäre, streiten sich die drei ums Spielzeug.
"As long as my kids are happy I don't care about anything else in this world."
"Du darfst deinen Kindern so etwas nicht antun"
Für ihre Kinder würde die zierliche 30-Jährige alles tun. Deshalb auch der Termin in der christlichen Notunterkunft. Ein Lächeln huscht über Lauries Lippen: Die Kellnerin hat dem "De Paul Haus" viel zu verdanken. Seit einer Woche wohnt ihre fünfköpfige Familie in einer der 25 Wohnungen der Hilfsorganisation. Übergangsweise.
"Wir haben wieder Stabilität. Die Kinder wissen, dass, wenn sie nach Hause kommen, sie auch ein Zuhause haben. Und nicht hin- und hergeschoben werden - wie zuletzt. Da musste ich meinem 12-Jährigen sagen: 'Du schläfst heute bei Deiner Tante. Wir schlafen woanders.' Es hat mir das Herz gebrochen. Eigentlich darfst du deinen Kindern so etwas nicht antun. Sie verstehen das nicht. Wenn sie erwachsen sind, werfen sie dir vor: "Ihr wart nie für uns da." Aber was hätten wir tun sollen? Wir haben uns das nicht ausgesucht."
Vor rund einem Jahr ist Lauries Familie aus ihrer alten Unterkunft geflogen. Wegen Mietschulden. 600 neuseeländische Dollar – umgerechnet rund 360 Euro – kostete die Wohnung - pro Woche. Solange Laurie ihren Job als Chef-Kellnerin in einem Casino hatte, konnten sich Himmi, ihr Mann, und sie die Miete noch leisten. Doch dann wurde sie krank. Und Himmis Verdienst alleine: Das war zu wenig. Als Maurer verdient er rund 4000 Dollar im Monat.
Auckland ist die siebtteuerste Stadt weltweit
In anderen neuseeländischen Städten mag das genug sein, doch nicht in Auckland - laut einer Studie die siebtteuerste Stadt weltweit. Laurie schüttelt den Kopf. Letzte Woche hat sie Himmi bei der Arbeit besucht.
"Ich und die Kinder haben ihn begleitet. Zur Abnahme eines Neubaus. Es hat 850.000 neuseeländische Dollar gekostet – rund 510.000 Euro. Wirklich schick - das Haus. Himmi hat auf der Baustelle eine Woche lang gearbeitet. Er hat richtig rangeklotzt. Innerhalb einer Woche haben die Besitzer mal eben so 850.000 Dollar ausgegeben. Als wäre es nichts. Irgendetwas stimmt da nicht: Mein Mann verbringt eine ganze Woche auf der Baustelle – und was bekommt er dafür? Tausend Dollar. Und dann geht der Immobilienmakler hin und verkauft das Haus für 850.000 Dollar?! Das ist doch verrückt."
Laurie steht auf. Sie ist dran. Jan Rutledge, die Leiterin des "De Paul Hauses", soll ihr dabei helfen, sich durch den bürokratischen Dschungel zu schlagen, der sich auftut, wenn man in Neuseeland einen Platz auf der Warteliste für Sozialwohnungen ergattern will. Rund 67.000 Wohnungen befinden sich in öffentlicher Hand – viel zu wenig im Land der Häuslebauer, in dem die meisten ein Eigenheim wollen – und keine Mietwohnung. Laurie dagegen sucht weiter nach einer privaten Miet-Unterkunft. Schließlich kann ihre Familie in der Übergangswohnung nicht endlos bleiben.
"Klar suche ich weiter nach einer Wohnung. Wir gehen deshalb oft in die Bücherei. Da gibt es kostenlos Internet. Früher habe ich nach 5- oder 6-Zimmer-Wohnungen gesucht, aber das mache ich schon lange nicht mehr. Solche Wohnungen sind unbezahlbar. Ich schaue jetzt auch nach Wohnungen außerhalb Aucklands. Das Bau-Unternehmen, für das mein Mann arbeitet, hat seine Zentrale im Speckgürtel Aucklands, im Süden. Wenn wir in die Nähe ziehen würden, könnte sich Himmi das ganze Pendeln sparen. Außerdem sind die Mieten da günstiger. Wenn ich vor der Wahl stünde: Bleiben oder irgendwo hinziehen, wo wir uns die Miete leisten können, dann müsste ich nicht lange überlegen. Dann würde ich meinen Job aufgeben und zu Hause bleiben."
Der Traum vom Eigenheim - ausgeträumt
Gut eine halbe Stunde hat der Termin bei Jan Rutledge gedauert. Wenn alles gut läuft, hat Laurie bald die nötigen Unterlagen zusammen. Leute aus der Mittelschicht, die den Kürzeren ziehen im neuseeländischen Wohnungs-Monopoly: Die Leiterin des "De Paul"-Hauses kennt etliche solcher Beispiele.
"Home ownership is now a dream for many New Zealanders."
Der Traum vom Eigenheim - für viele Neuseeländer hat er sich ausgeträumt. Niemand weiß das besser als Jan. Wie auf Kommando rattert die Frau in der bunten Bluse die Eckdaten der Immobilienkrise herunter: Zahl der fehlenden Eigenheime: 70.000 – davon allein 45.000 in Auckland. Der Durchschnittspreis für ein Eigenheim ist in den letzten zehn Jahren um 83 Prozent gestiegen – in Auckland auf mehr als eine Million neuseeländische Dollar – rund 600.000 Euro. Für viele unbezahlbar: Der durchschnittliche Neuseeländer verdient 50.000 Dollar im Jahr.
"Das Problem liegt im System. Und es wird immer größer. Unsere Einrichtung gibt es seit 32 Jahren: So schlimm wie jetzt war die Wohnungsnot noch nie. Leute wie Laurie hätten vor dreißig Jahren kein Problem gehabt, auf dem privaten Immobilienmarkt etwas zu finden. Doch da herrscht jetzt ein regelrechter Verdrängungswettbewerb. Auf dem sozialen Wohnungsmarkt sieht es auch nicht viel besser aus. Es rächt sich, dass der Staat das Problem auf die lange Bank geschoben hat – egal ob Sozialdemokraten oder Konservative an der Macht waren. Doch zumindest die aktuelle Regierung drückt aufs Tempo beim sozialen Wohnungsbau."
"In the 35 years that I've been involved in housing and public policy: I don’t recall it being as bad as it is now."
Alarm schlägt auch Wohnungsaktivist Alan Johnson. Süd-Auckland, ein Gewerbegebiet unweit der Autobahn. Hier hat die neuseeländische Heilsarmee ihren Sitz.
"Wenn wir über Armut reden, landen wir innerhalb von ein, zwei Minuten bei der neuseeländischen Wohnungskrise. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist einer der Hauptgründe für die grassierende Armut. Unsere Regierung hat zwar alle UN-Menschenrechts-Konventionen unterzeichnet: Doch niemand kontrolliert, ob sie sich auch daran hält. Bedürftige erhalten zwar Sozialhilfe und Wohnungsgeld, doch es zu bekommen ist viel zu kompliziert. Deshalb auch die ganzen Obdachlosen auf der Straße. Ich setze mich als Menschenrechtler für bezahlbaren Wohnraum ein, weil es etwas mit Armut zu tun hat. Und Armut mit Menschenrechten."
"Wie mit 16,25 Dollar pro Stunde eine Wohnung finden?"
In Neuseeland hat sich der 58-Jährige mit dem grauen Wuschelkopf einen Namen gemacht als Verfechter des sozialen Wohnungsbaus, schon zu Zeiten, als noch kein Hahn danach krähte. In den 80ern und 90ern war Neuseeland Experimentierfeld neoliberaler Reformen. Damals hielten viele Politiker Alan für einen Spinner, heute kleben dieselben Leute an seinen Lippen. Der Städtebauer zeigt auf den Bildschirm seines Computers. In zwei Wochen wird er in der Hauptstadt Wellington die zwölfte Ausgabe des Nationalen Wohnungsberichts vorstellen. Soviel ist klar: Es wird Licht geben - und viel Schatten.
"Besonders in Auckland beobachten wir ein beunruhigendes Phänomen: Der Durchschnittsverdienst mag zwar bei tausend neuseeländischen Dollar pro Woche liegen – rund 600 Euro. Doch das heißt noch lange nicht, dass alle auch so viel verdienen. 60 Prozent der Berufstätigen bekommen weniger. Und wenn du dir Gesamt-Neuseeland anschaust: 200.000 der 2,6 Millionen Berufstätigen erhalten Mindestlohn - 16,25 Dollar die Stunde. Unser Niedriglohnsektor wird immer größer. Wie soll jemand mit 16,25 Dollar eine bezahlbare Wohnung finden? Das kannst du vergessen. Noch dazu, wo der Druck ständig wächst. Wegen der ganzen Migranten. Und weil wir es nicht geschafft haben, genügend Häuser zu bauen, um Schritt zu halten mit dem Bevölkerungswachstum."
Eine Spekulationssteuer für Immobilienhaie – wie Alan sie fordert: Da wird Leonie Freeman ganz anders. Auckland, das Finanzviertel. Die Shortland Street 51. Viel schicker geht es kaum. Um die Ecke reiht sich eine Edelboutique an die nächste. Auf der Straße schwarze Limousinen made in Germany. Und oben im vierten Stock logiert Leonie, die wie aus dem Ei gepellte Vorsitzende des neuseeländischen Eigentümerverbands.
"In meiner Jugend hieß es: Arbeite hart! Studiere! Such dir eine Arbeit! Und dann kaufst du dir ein Haus! So sind wir groß geworden. Deshalb ist die Immobilienkrise auch ein so großes Thema. Wir sind alle fassungslos, dass der neuseeländische Traum zu platzen droht. Wenn du dir typische Berufe anschaust: Lehrer, Krankenschwestern, Polizisten: Viele von ihnen haben Riesen-Probleme, ein Haus zu kaufen. Sie haben einfach nicht genug Geld."
Die Immobilienkrise gemeinsam lösen
Drei von vier neuseeländischen Jung-Lehrern haben längst die Hoffnung aufgegeben, ein Eigenheim zu erwerben: Natürlich hat auch die elegante Powerfrau von der Studie der Lehrer-Gewerkschaft gehört. Ihre Augen funkeln: "Scandalous" sei das – skandalös. Genau wie der Vorwurf, ihre Branche trage eine Mitschuld an der Misere. Es ist ja auch nicht so, als ob ihre Leute in den letzten Jahren Däumchen gedreht hätten: Rund 50 Milliarden neuseeländische Dollar haben die in ihrem Verband organisierten 550 Unternehmen investiert: In Malls, neue Bürotürme, Townhouses. Sozialer Wohnungsbau dagegen - Leonie winkt ab - hat sich nicht gelohnt. Die Rendite: Zu niedrig. Doch das soll sich ändern. Dank Collective impact, ihrer neusten Idee.
"Bei meinem kollektiven Ansatz geht es nicht darum zu sagen: Eine Gruppe allein löst das Problem. So funktioniert das nicht. Nur gemeinsam können wir solch ein komplexes Problem wie die Immobilienkrise lösen. Die staatlichen Stellen auf Bundes- und Kommunalebene müssen dem Privatsektor die Hände reichen. Mir schwebt so etwas wie eine kleine Agentur vor, deren einzige Aufgabe darin bestünde, die Arbeit der verschiedenen Akteure auf dem Immobilienmarkt zu koordinieren."
Sachen in Frage gestellt hat Leonie schon immer. 1995 gründete sie Neuseelands erste Immobilien-Website. Sie lacht: Für verrückt hätten sie alle gehalten. Häuser?! Im Internet verkaufen?! Heute ist "Realestate.co.nz" die größte Immobilienplattform des Landes – und Leonie eine reiche Frau.
"Wie können wir Neuseeland lebenswerter machen?"
Doch sie will mehr. Als Vorsitzende des Eigentümer-Verbands.
"Ich habe den Job angenommen, um unsere Branche wachzurütteln. In den letzten dreißig Jahren habe ich in allen möglichen Bereichen des Wohnungsmarktes gearbeitet. Und ständig habe ich mich gefragt: Welche Rolle können wir spielen, um Neuseeland lebenswerter zu machen? Der zweite Grund, warum ich seit Januar Vorsitzende bin, ist, dass der Immobilienmarkt immer noch eine Männer-Domäne ist. Unser Verband hat sich zum Ziel gesetzt bunter und inklusiver zu werden. Mehr Frauen, verschiedene Ethnien. Wir brauchen gute, schlaue Leute. Ich will Frauen in unserer Branche ermutigen, auch eine Rolle zu spielen."
Ein neuer Tag, eine andere Ecke der Südpazifik-Insel. Und auch hier ist die Immobilienkrise großes Thema. An den Baustellenlärm haben sie sich langsam gewöhnt: Die Mitarbeiter des Bau-Ministeriums in der Hauptstadt Wellington. Rod Harris winkt ab. Alles halb so wild – das mit dem Lärm draußen. Der Beamte leitet ein fünfzigköpfiges Team.
"Einer der Gründe, warum Abteilungen von anderen Ministerien letzten Oktober im neuen Ministerium für Wohnungs- und Städtebau zusammengelegt wurden, ist, dass wir so besser zusammenarbeiten können, um systemische Lösungen zu erreichen."
Die Probleme in Neuseeland und Deutschland ähneln sich
Rods neuer Arbeitsplatz könnte schöner kaum liegen. Durch das Fenster fällt der Blick auf die Bucht von Wellington. Segelboote und Frachter ziehen ihre Runden, manchmal auch Wale. Erst vor ein paar Tagen hätten sie zwei gesehen, erzählt der Karriere-Diplomat, der vom Außen- ans Bauministerium ausgeliehen wurde. Bevor Rod nach Wellington zurückkam, war er neuseeländischer Botschafter in Berlin.
"Es ist sehr nützlich für mich, diese zwei Systeme vergleichen zu können", sagt er.
Deutsch spricht Rod fließend – auch wenn er über Details seines neuen Jobs lieber auf Englisch redet. Seine Zeit in Berlin kommt ihm jetzt zugute. Neuseeland und Deutschland mögen zwar 18.000 Kilometer auseinander liegen, doch die Probleme sind ähnlich:
"Einerseits ähneln wir uns sehr, andererseits sind wir sehr verschieden. Wir untersuchen das gerade. Unsere Botschaft in Berlin schaut sich näher an, was wir uns von eurer Wohnungspolitik abschneiden können. Ich denke, wie ihr Städte verdichtet, könnte für uns interessant sein. Dann eure Miettradition. Auch bei uns mieten immer mehr Leute - aktuell dreißig Prozent. Wir müssen prüfen, ob unsere Mietgesetze noch zeitgemäß sind. Da schauen wir, wie Deutschland das regelt. Ihr macht einiges in der Wohnungspolitik ziemlich gut. Aber klar, es gibt auch große Unterschiede zwischen unseren Ländern. Die Größe, die geografische Lage. Doch mir scheint, wir haben dieselben Probleme. Neuseelands größtes Problem ist zurzeit der Mangel an bezahlbarem Wohnraum."
Es gibt nicht DIE Lösung: Das ist das Mantra von Rods Kollegin Hillary Aid. Auch sie berät Bau-Minister Phil Twyford, auch sie eine Technokratin. Als solche verkauft Hillary der Öffentlichkeit das, was der Minister politisch auf den Weg bringt. Die Sache mit dem Kaufverbot etwa. Seit August 2018 dürfen Ausländer keine Häuser mehr kaufen – es sei denn, sie sind Australier oder aus Singapur. Für alle anderen gilt: Hände weg! Auch wenn Hillary es nicht offen sagt, aber: Mit der Maßnahme will sich die Regierung chinesische Investoren vom Hals halten. In den letzten Jahren haben sie reihenweise Häuser und Wohnungen auf der "Insel der Seligen" gekauft – genau wie etliche Milliardäre, darunter Tesla-Chef Elon Musk. In der Bevölkerung kommt das Kaufverbot gut an. Genau wie anfangs der zweite Paukenschlag der Labour-Regierung: Der "Kiwibuild"-Plan. 10.000 neue Häuser will der Staat bis Mitte 2021 bauen – erschwingliche Häuser.
"Der Grund, warum die Regierung das Kiwibuild Programm eingeführt hat, liegt darin, dass der Markt nicht genügend bezahlbare Eigenheime bereitgestellt hat. Der Staat musste handeln. Und sich fragen: Warum baut die freie Wirtschaft nicht genug Häuser? Die Antwort lautet: Die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Wir schauen uns das gerade genauer an. Ist die Bauplanung zu kompliziert? Braucht ein Bauträger zu viele Erlaubnisse? Sind wir zu bürokratisch? Das haben wir als ein Hauptproblem identifiziert."
Ein Problem hat auch Bauminister Twyford: Mit "KiwiBuild" nämlich. Hillary verdreht die Augen. Natürlich weiß auch sie, dass ihr Boss kleinlaut zugeben musste: Statt der versprochenen tausend neuen Häuser werden es bis zum Stichtag am 1. Juli nur 300 sein. Die Beraterin strafft den Rücken. Zu politischen Fragen: No comment. Nur so viel:
"Wir können auch nicht ALLE Probleme lösen. Es ist nicht so, als ob wir nur mit dem Finger schnippen müssten – und schwups: Schon ist das Wohnungsproblem vom Tisch. Kooperation ist das A und O. Unser Ministerium muss mit der Privatwirtschaft an einem Strang ziehen. Die Bauindustrie weiß oft besser als wir, wo der Schuh drückt. Deshalb sind meine Kollegen und ich auch, so oft es geht, draußen unterwegs."
Das Kiwibuild-Fiasko: Es sorgt auch in einem Gewerbepark am Rande Wellingtons für Gesprächsstoff.
"Zumindest legt die Regierung nicht die Hände in den Schoß. Es ist besser als gar nichts. Ich finde, Kiwibuild ist der richtige Ansatz. Es dauert halt. Du kannst nicht von heute auf morgen Häuser bauen", konstatiert Andrew Duncan, der junge Immobilienmakler und Blogger.
"Es ist heute einfacher materielle Dinge anzuhäufen"
Der neuseeländische Traum in einem Vorort zu leben - das ist Andrews Thema.
"Der neuseeländische Traum hat sich mit der Zeit verändert. Als meine Eltern groß wurden, träumten alle von einem 100 Quadratmeter großen Haus auf einem tausend Quadratmeter großen Grundstück. Jetzt ist es eher so, dass die Leute ein 300 Quadratmeter großes Haus wollen – auf einem deutlich kleineren Grundstück. Die Häuser werden immer größer, während die Familien kleiner werden. Da spielen ein paar Faktoren eine Rolle: Es ist heute einfacher materielle Dinge anzuhäufen. Möbel, Autos, Fernseher kosten viel weniger als früher. Der Rest ist Psychologie: Je größer mein Haus, desto stolzer bin ich. Ein großes Haus bedeutet: Ich habe es geschafft. Viele Neuseeländer denken so. Ihr Ego ist größer, wenn ihnen eine große Immobilie gehört."
Big is beautiful: Der Familienvater kann damit nichts anfangen. Er selbst wohnt mit Frau und Kind in einem kleinen 80er-Jahre-Haus. Reicht vollkommen – meint er. Genau wie sein minimalistisches Büro mit den Fotos von der Skyline Wellingtons.
"Traditionellerweise befinden sich Immobilienfirmen im Zentrum auf einer Hauptstraße. Doch das kostet Geld. Nicht nur den Immobilienmakler, sondern auch ihre Kunden. Die Makler preisen das ja in ihre Gebühren ein. Mein Geschäftspartner und ich haben uns deshalb gedacht: Lass uns einen Standort suchen, der etwas abseits liegt, aber immer noch leicht zu erreichen ist und weniger kostet. Wir versuchen so effizient wie möglich zu sein, damit unsere Kunden Geld sparen können."
Happy End im Häuserkampf?
Sechs Häuser hat der Immobilienmakler im letzten Monat verkauft – wenn er nicht gerade gebloggt hat. Über den Häuserkauf. Eine "Wohnungspolitik des 21. Jahrhunderts". Andrew klappt sein Notebook auf. Eine Mail will er unbedingt noch zeigen. Schließlich bekommt er nicht alle Tage so nettes Feedback.
"Die Mail hat mir eine Frau geschickt. Sie schreibt: 'Vielen Dank, Andrew.' Ihr Mann und sie haben gerade ein Haus gekauft. Sie hat meinen Blog gelesen und mich angeschrieben. Ich habe ihr ein paar Tipps gegeben. Süßerweise hat sie ein Foto mitgeschickt. Da: Siehst du: Da sind sie – mit einem goldenen Dankeschön-Zeichen."
Es gibt sie noch: Versöhnliche Geschichten aus dem neuseeländischen Häuserkampf. Solche mit Happy End.