Filmproduzentin Çiğdem Mater verurteilt
Die Proteste im Gezi-Park in Istanbul im Jahr 2013 wandten sich gegen das Regierungssystem in der Türkei. Çiğdem Mater wird vorgeworfen, diese mitorganisiert zu haben. © picture alliance / dpa
"Eine absurde Anklage"
07:05 Minuten

Mit dem Kunstmäzen Osman Kavala wurde auch die Filmproduzentin Çiğdem Mater in der Türkei zu 18 Jahren Haft verurteilt. Sie soll 2013 die Gezipark-Proteste mitorganisiert haben - für den Regisseur Adrian Figuero ein unhaltbarer Vorwurf.
Wegen Unterstützung der Proteste im Gezi-Park ist die Filmproduzentin Çiğdem Mater in der Türkei zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf: Sie habe die Proteste gegen die Regierung von Erdogan mitorganisiert und einen Film über diesen Widerstand geplant.
Eine Bürgerbewegung entsteht nicht am Reißbrett
Dieser Film sei jedoch nie zustande gekommen, sagt der deutsche Regisseur Adrian Figueroa, der mit Mater mehrfach zusammengearbeitet hat. Dass sie die Proteste mitgeplant habe, sei falsch:
„Das ist eine absurde Anklage, weil das eine Bürgerbewegung ist, und man das nicht so einfach auf dem Reißbrett organisieren kann.“
Kontakt zu Mater habe er zuletzt nur indirekt über deren Ehemann gehabt. Nach ihrer Verhaftung könne sie nur über ihre Anwälte kommunizieren, so Figueroa.
Mater und Figueroa haben bei zwei Filmen über Osman Kavala zusammengearbeitet. Der Kunstmäzen befindet sich seit vier Jahren in der Türkei in Haft. Vor kurzem wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Darüber sprachen wir mit Deniz Yücel
.
Filme über Osman Kavala
Einer der Filme basiert auf Kavalas Briefen aus dem Gefängnis.
„Man lernt einen Menschen kennen, der ruhig ist, der sehr besonnen über seine Situation spricht, sehr ehrenvoll reagiert, auch über seine Werte respektvoll spricht, trotzdem aber den türkischen Staat, besonders die Regierung, scharf anklagt – und man merkt, dass er zu Unrecht im Gefängnis sitzt.“
Der zweite, erst kürzlich fertiggestellte Film "Dear Osman" basiert auf Briefen von Familienangehörigen und Freunden an Osman Kavala ins Gefängnis. Eine der Erzählstimmen ist die Produzentin Çiğdem Mater. Figueroa war es wichtig, dass in dem Film Stimmen zu Wort kommen, die in Kavalas Fall involviert sind.
Wenig Hoffnung auf Veränderung
Maters Anwälte wollen nun in Revision gehen. Die aktuelle Situation wirkt auf Figueroa jedoch „ziemlich verhärtet".
„Man ist ein Stück weit verzweifelt, aber eben auch wütend. Man muss wirklich hoffen, dass sich die Politik in dem Land ändert – darauf hoffen, dass eine neue Regierung kommt und dass so die politischen Gefangenen freikommen.“