Haftbefehl: "Mainpark Baby!"
Der Rapper Haftbefehl © Redferns / Frank Hoensch
Nicht viel mehr als eine Anspielung
08:09 Minuten
Schlagzeilen machte der Rapper Haftbefehl zuletzt mit einer Tourabsage im Sommer. Allerdings hat er die Pause für Studioarbeit genutzt: "Mainpark Baby" ist der Titel seines neuen Albums. Die Songs, so unser Kritiker, gehen kaum ins Ohr.
Auch Musiker brauchen mal eine Pause, besonders, wenn sie jahrelang im Rampenlicht stehen. So erging es auch dem Rapper Haftbefehl. Im vergangenen Sommer im August nach einem Sorgen erregenden Konzertabbruch erklärte er: "Mein Körper kann nicht mehr." Die Tour wurde abgesagt, und Haftbefehl zog sich aus dem Alltagsgeschäft zurück.
Extrem viele Durchhänger
Die Pause nutzte der Frankfurter, um ein neues Album fertigzustellen. Der Titel "Mainpark Baby" ist dabei eine Anspielung auf eine große Wohnsiedlung im Mathildenviertel von Offenbach am Main, das auch von einer umfangreichen Videoreihe begleitet wird.
Allerdings beginnt Musikredakteur Raphael Smarzoch seine Kritik mit dem niederschmetternden Urteil: "Es ist kein gutes Album geworden. Es hat extrem viele Durchhänger." An seine alten Hits wie die Frankfurt-Hymne „069“ oder "Chabos wissen wer der Babo ist" komme keiner der neuen Songs ran. Aber auch jüngere sehr gute Stücke wie „Rücken an die Wand“, Haftbefehls wütende Reaktion auf den rassistischen Anschlag von Hanau, seien auf „Mainpark Baby“ nicht zu hören. Keines der neuen Stücke bleibe im Ohr hängen.
Das grundlegende Problem des Albums sei, dass zwar alles sehr fett und professionell produziert sei, die Beats aber "überhaupt nicht zeitgemäß" erschienen, so Smarzoch. "Wenn man das mit tonangebenden US-amerikanischen Produktionen vergleicht, hinkt das alles ein paar Jahre hinterher."
Er will ein Mafiaboss sein - zumindest als Rapper
Sehr wahrscheinlich sei Aykut Anhan, so Haftbefehls bürgerlicher Name, jenseits seiner Kunstfigur ein liebender Familienvater, aber als Kunstfigur Haftbefehl stilisiert er sich zu einer Art Mafia-Boss.
Aber Smarzoch sagt auch: "Es gibt etwas, was Haftbefehl richtig stark macht, und das möchte ich als postmigrantische Melancholie bezeichnen." Gekennzeichnet sei diese Melancholie von einem sehr traurigen Blick auf das eigene Leben und das Umfeld, der aber höchst poetisch ist. Doch auf diesem Album gebe es selbst von diesen Momenten nur sehr wenige.