Olmert geht ins Gefängnis

Wegen Bestechlichkeit wurde der ehemalige israelische Premier Olmert zu 19 Monaten Gefängnis verurteilt. Nun tritt der Ex-Regierungschef seine Haftstrafe an.
Vier Unterhosen, vier Paar Socken und zwei Pullover ohne Kapuze und Innenfutter durfte Ehud Olmert zum Haftantritt mitbringen. Sein Einzug ins Gefängnis ist der vorläufige Abschluss von acht Jahren Ermittlungen, Prozessen, Urteilen und Revisionen.
Zuletzt hatte das Oberste Gericht in Jerusalem für Israels ehemaligen Regierungschef die ursprüngliche Haftstrafe von sechs Jahren deutlich verkürzt:
"Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, dass das oberste Gericht festgestellt hat, dass ich im zentralen Anklagepunkt, der Affäre um das Bauprojekt Holyland in Jerusalem, nicht schuldig bin."
Tatsächlich kassierten die Richter einen wichtigen Punkt der Anklage. Aber Olmert bleibt verurteilt wegen der Annahme von 15.000 Euro Schmiergeld und Strafvereitelung. Und in zwei Verfahren stehen Revision und Befragung noch aus.
Zum ersten Mal trete in Israel ein ehemaliger Ministerpräsident eine Haftstrafe an, erklärt der Jurist Moshe Neghbi im Radio:
"Das ist natürlich auf der einen Seite sehr, sehr traurig. Auf der anderen Seite können wir wirklich stolz darauf sein, dass bei uns die Gleichheit vor dem Gesetz gewährleistet, dass auch ein Mann mit der enormen Macht eines Ministerpräsidenten, vom Gericht wie jeder andere behandelt wird."
Briefumschläge voller Bargeld
Ausgerechnet Olmert. Als Abgeordneter beginnt seine Karriere in den 70er-Jahren. Seine Themen: Kampf gegen Korruption und organisiertes Verbrechen. Er wird später Gesundheitsminister, Handelsminister, ab 1993 Bürgermeister von Jerusalem. Und nach dem Zusammenbruch von Ariel Sharon und der Parlamentswahl 2006 steigt er zum Ministerpräsidenten des Landes auf.
Keine zwei Jahre später ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der Korruption. Der Druck ist groß. Immer neue Vorwürfe tauchen auf. Koalitionspartner drohen mit dem Bruch. Olmert kündigt schließlich seinen Rücktritt an:
"Ich werde mein Amt ehrenhaft und auf korrekte und verantwortungsvolle Weise abgeben, genauso wie ich während meiner Amtszeit gehandelt habe. Dann werde ich meine Unschuld beweisen."
Dem Regierungschef wird vorgeworfen, Dienstreisen doppelt abgerechnet zu haben. Schmiergeld soll geflossen sein, um das Bauprojekt Holyland, gigantische Wohntürme in Jerusalem überhaupt zu realisieren. Und Olmert habe von einem Geschäftsmann Briefumschläge voll Bargeld angenommen:
"Es gab keine Bestechung! Es gab kein Geld, das eingesteckt wurde. Es gab keine Umschläge mit Geld. Es gab nichts von diesen Dingen, die man mir anhängen wollte."
Alles nur Verleumdung?
Vertraute des ehemaligen Ministerpräsidenten sprechen von Verleumdung. Sie machen damals die Opposition dafür verantwortlich.
Aber warum setzt Olmert dann seine frühere Büroleiterin Shula Zacken unter Druck. Zacken schneidet mit, als Olmert sie vor einer Aussage warnt.
Olmert zu Zaken in einem ihrer Mitschnitte, warnt sie gegen Aussage als Zeugin:
"Wenn Du etwas angenommen hast, aber mir nichts davon erzählt hast - was hast Du dann verbrochen? Dann hast Du ja nichts gemacht. Aber in dem Moment, wo ich davon wusste - das ist genau das, was sie wollen."
Zaken packt als Kronzeugin aus. Olmert bleibt deshalb einen zusätzlichen Monat wegen Strafvereitelung in Haft. Block 10 des Gefängnisses Massijahu ist für prominente Häftlinge reserviert. Olmert wird dort den früheren Israelischen Staatspräsidenten Moshe Katzav treffen. Katzav verbüßt eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung.