Antony Phelps: Der Zwang des Unvollendeten
Litradukt Verlag, 12,90 Euro.
"Das schwierige Exil der Rückkehr"
Die Erfahrung des Exils steht im Mittelpunkt des Werkes von Antony Phelps. Das neue Buch des haitianischen Schriftstellers "Der Zwang des Unvollendeten" ist jetzt auf Deutsch erschienen.
"Das Exil der Rückkehr, das ist etwas sehr, sehr Schwieriges", sagt der haitianische Autor Antony Phelps im Deutschlandradio Kultur. In seinem neuen Roman "Der Zwang des Unvollendeten" kehrt der Künstler Simon Nodier nach 25 Jahren aus dem Exil nach Haiti zurück. Er muss feststellen, dass das Land, das er in Erinnerung hat, nicht mehr existiert und möglicherweise nie existierte. In seinen Begegnungen scheint seine privilegierte Kindheit in einer wohlhabenden Familie auf, die Jahre der Diktatur und der politischen Verfolgung sowie die Erfahrung der Fremdheit im eigenen Land.
Anderer Erfahrungshorizont
"Das ist immer so, dass wenn man selbst ins Exil geht und dann wieder zurückgeht und auf die Menschen trifft, die eben dageblieben sind, man versteht sie nicht mehr, weil der Erfahrungshorizont ein ganz anderer ist", sagt Phelps, der als einer der bedeutendsten Schriftsteller des Inselstaates gilt und schon lange im Exil in Kanada lebt. Wer in Haiti blieb, sei in ein "inneres Exil" gegangen", sagt er.
Erfolg erst im Ausland
Die haitianische Literatur sei über die vielen Schriftsteller im Exil bekannt geworden. "Der Literatur geht es heute viel, viel besser." Viele junge Autoren hätten, so wie er, das Land verlassen und erst dann ihre Werke verlegen lassen. Diese Möglichkeit habe es auf Haiti nicht gegeben. Einige französische Verleger seien sogar extra auf die Insel gereist, um nach jungen Autoren zu suchen.
Lesereise durch Deutschland
Als Gegner Duvaliers musste Phelps 1964 ins Exil nach Montreal gehen, wo er noch heute lebt. Er gilt heute auch als einer der wichtigsten Gegenwartsautoren Québecs. Sein literarisches Werk umfasst etwa 30 Bücher. Mit einer Lesung in Berlin beginnt der Schriftsteller am 5. Mai seine Lesereise durch Deutschland.