Hajo Schumacher, geboren 1964 in Münster, arbeitete von 1990 bis 2000 beim Nachrichtenmagazin "Spiegel". Später leitete er die Redaktion des Lifestyle-Magazins "Max". Heute ist er als freier Journalist und Autor für Tageszeitungen, Magazine, Hörfunk, Online und Fernsehen in Berlin tätig. Zuletzt erschien sein Buch "Männerspagat: Wie wir mit Offenheit, Respekt und Leidenschaft die alten Rollen überwinden".
Ein rot-roter Kurs ist nicht in Sicht
05:35 Minuten
Landtagswahlen stehen an. Finden SPD und Linke vielleicht nicht nur auf Länder-, sondern auch auf Bundesebene zusammen? Der Journalist Hajo Schumacher ist skeptisch: Viele politische Positionen seien kaum vereinbar. Außerdem sei die Linke zu zerstritten.
Das Thema kocht immer wieder hoch, wenn in Deutschland eine Landtagswahl ansteht: Können die SPD und die Linke vielleicht doch miteinander...? Meist redet nach den Wahlen niemand mehr davon. Ein mögliches Regierungsbündnis zwischen den beiden roten Parteien wurde auch jetzt, vor den Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer wieder aufs Tapet gebracht. Oder – Gedankenspiel – könnte die Sozialdemokratie durch eine Fusion der im Bundestag vertretenen linken Parteien gerettet werden, weil sie selbst dadurch wieder ein Stück weiter nach links rücken würde?
"Anders herum: Sie würde ja nach links rücken lassen", meint unser Studiogast, der Journalist Hajo Schumacher. "Dadurch, dass man mit den Linken koaliert, würde man praktisch das linke Geschäft, das idealistische Geschäft, praktisch outsourcen – und wäre dann als Kern-SPD für die schmutzigen Sachen zuständig." Für die Ur-SPD sei das kein triviale Angelegenheit – "das hätte man früher machen müssen. Jetzt hat es sowas Verzweifeltes. Die SPD führt nicht mehr, sondern sie rennt hinterher."
Es fehlt an Politikern vom Schlage eines Fischer oder Trittin
Peer Steinbrück habe damals, 2013, die Chance für ein Bündnis mit Linke und Grünen verpasst. Ihm, sagt Schumacher, habe er zugetraut, eine solche Koalition zu führen. Auch Malu Dreyer habe das Zeug dazu – "die könnte das auch zusammenhalten".
Doch unabhängig davon hält Schumacher eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene weiterhin für nicht realistisch. Zum einen seien die Positionen in Rüstungspolitik, Verteidigungs- und Außenpolitik kaum vereinbar – dort habe die Linke "sehr klare Vorstellungen". Zum anderen fehle es vor allem bei den Linken an Politikern vom Schlage eines "Duos Fischer/Trittin", das zu Zeiten der rot-grünen Koalition die Geschicke der Grünen lenkte. Die Linkspartei sei dafür jedoch viel zu zerstritten und zerfahren zwischen Realos und Fundis, zwischen Ost und West, Gewerkschafts- und K-Flügel.
Schumacher: "Können wir uns das mit Katja Kipping vorstellen? Definitiv: nein. Können wir uns das mit Dietmar Bartsch vorstellen? Definitiv: ja. Ist es gut, dass sich Sahra Wagenknecht sich aus der Politik zurückgezogen hat? Ja."
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