Hajo Seppelt (zus. mit Wigbert Löer), "Feinde des Sports. Undercover in der Unterwelt des Spitzensports"
Econ Verlag, 384 Seiten, € 20.
Ein System der Heuchelei
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Der Profisport verliert durch Korruption und Doping an Glaubwürdigkeit. Der Journalist Hajo Seppelt deckt seit Jahren auf, wie das System funktioniert - jetzt hat er ein Buch darüber geschrieben. Er findet, dass ein Kulturgut auf dem Spiel steht.
Die Feinde des Sports - für bestimmte Gruppen sind das die Journalisten. "Weil sie Dinge öffentlich machen, von denen viele hoffen, dass sie nicht veröffentlicht werden", sagt Hajo Seppelt. Er selbst ist so ein Journalist. Mit seiner Berichterstattung über Doping hat er sich in Russland zur persona non grata gemacht und im Jahr 2018 Einreiseverbot bekommen.
Seppelt aber macht weiter mit seinen Investigativrecherchen. Jetzt hat er ein Buch geschrieben, das von den "Feinden des Sports" handelt - eben jenen, die durch Doping und Korruption den Spitzensport unglaubwürdig machen. Seppelt meint damit "diejenigen, die ein System der Heuchelei am Laufen halten und die ein Kulturgut kommerzialisieren und die es auf den reinen Benefit ausrichten und dabei vergessen, wie viele Menschen auf der Strecke bleiben."
Alle profitieren vom Doping
Doping sei dabei eine Variante der Korruption, ein System, von dem alle zunächst profitieren - Sportler, Manager, Sponsoren und Medien: "Alle haben etwas davon, solange Doping nicht auffliegt. Fliegt es auf, setzt sich die Spirale genau in die entgegengesetzte Richtung in Gang." Daher sei es dem organisierten Sport in der Vergangenheit nicht darum gegangen, Doping zu bekämpfen, sondern die Debatte des Dopings aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.
Seppelt fordert mehr Kontrolle. "Sport ist für mich ein Kulturgut so wie Musik oder Theater. Ich finde, es kann nicht sein, dass der Sport mit dem vorgetragenen Argument, er müsse autonom sein, partiell wie im Selbstbedienungsladen aufführt. Das heißt: Immer schön die Hand aufhalten, wenn es um öffentliche Gelder geht, Olympiabewerbung beispielsweise, auf der anderen Seite sich nicht in die Karten schauen lassen wollen."
Doping zerstört Kulturgut Sport
Von der Forderung, wie man sie aus der Drogendebatte kennt, Doping zu legalisieren, hält Seppelt nichts. "Das halte ich für eine akademische Wolkenkuckucksheim-Diskussion, die zu nichts führt und die nicht zu Ende gedacht ist." Medikamenten- und Drogenmissbrauch sei ein gesellschaftliches Problem. Im Sport müsse man Regeln akzeptieren, ohne die es Sport nicht gäbe. Eine Legalisierung des Dopings würde alles noch viel schlimmer machen. Seppelt befürchtet, dass ein eigener Industriezweig entstehen könnte, bei dem es nur noch darum gehen würde, den Körper von Sportlern wie Motoren zu tunen.
Auch für die Jugend wäre ein falsches Zeichen gesetzt: "Es hätte keinen Vorbildcharakter mehr. Das Kulturgut Sport wäre aus meiner Sicht zerstört."