Wie warm darf es werden?
Nach der ersten Verhandlungswoche beim Klimagipfel in Paris, sind noch entscheidende Fragen zu klären, zum Beispiel: Soll die Erderwärmung auf eineinhalb Grad begrenzt werden? Oder schaffen es die Länder noch nicht einmal die Zwei-Grad-Grenze einzuhalten?
Die erste Verhandlungswoche beim Klimagipfel in Paris ist vorbei und die Fachbeamten haben geliefert: Die Umweltminister aus fast 200 Staaten können in der nächsten Woche über einen gestrafften und überarbeiteten Entwurf eines Welt-Klimavertrages verhandeln. Die wichtigen politischen Fragen sind freilich noch nicht gelöst, die Minister können sich bei ihren Entscheidungen aber immerhin auf vorformulierte Alternativen stützen. Es sind allerdings noch sehr viele Fragen offen und Jochen Flassbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, rechnet mit einer anstrengenden Woche.
"Wir haben heute morgen noch mal hier als Delegationsleitung eine zusammengefasste Analyse bekommen und sehen jetzt, dass der Text tatsächlich jetzt handhabbar ist für die politische Ebene. Wir haben jetzt eine Basis, mit der man umgehen kann. Allerdings will ich auch sagen: Es liegt echt eine Menge an Arbeit auf dem Tisch der Minister, das ist gar keine Frage."
Offen ist unter anderem, ob die Erderwärmung auf höchstens zwei oder auf höchsten eineinhalb Grad begrenzt werden soll. Letzteres fordern ärmere Entwicklungsländer, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, sowie Inselstaaten im Pazifik, die durch den steigenden Meeresspiegel den eigenen Untergang befürchten. Viele Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass schon eine Begrenzung auf zwei Grad schwer zu schaffen sein wird.
Verlängerung wahrscheinlich
Basis des künftigen Klimaschutzes sind Selbstverpflichtungen der einzelnen Staaten, die vor dem Pariser Gipfel eingereicht worden sind. Da sie absehbar nicht ausreichen, soll es Nachbesserungsrunden geben, um die Ziele nach und nach zu verschärfen. Entwicklungsländer sollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz bekommen, dies hatten die Industriestaaten bereits beim ansonsten weitgehend gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen versprochen. Das Geld ist bisher allerdings noch nicht zusammengekommen und viele ärmere Länder befürchten, dass im Gegenzug Entwicklungshilfe gekürzt wird. Umstritten ist unter anderem die Verbindlichkeit der nationalen Klimaziele und die Frage, in wieweit die Länder verpflichtet werden können, sie zu erhöhen.
Regine Günther, die für die Umweltorganisation WWF den Gipfel verfolgt, äußerte sich zuversichtlich zum erreichten Stand.
"Alle guten Vorschläge sind noch im Text, was sehr gut ist. Jetzt kommt es natürlich darauf an, dass die Minister die besten Vorschläge daraus ins Enddokument reinhieven und das ist total offen."
Klaus Töpfer, früher Bundesumweltminister und ehemaliger Chef des UN-Umweltprogramms, sprach sich am Rande der Verhandlungen für möglichst ehrgeizige Ziele aus – auch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in ärmeren Weltregionen.
"Wir werden auch nachhaltige Entwicklung nicht machen können, wenn die Temperatur am Ende so ausschlägt, dass eben ganz andere Grundbedingungen dafür erfüllt sind und deswegen ist alles zu tun um möglichst wenig Anstieg zu haben. Zwei Grad ist eine dieser Messlatten, die ich für notwendig erachte."
Am kommenden Freitagabend soll der Klimagipfel zu Ende gehen. Eine Verlängerung ist angesichts der vielen offenen Fragen allerdings wahrscheinlich.