Saarländische Fußballer wehren sich gegen Futsal
Wie überall in Deutschland, soll es auch im Saarland ab 2016 nur Futsal geben, und keinen klassischen Hallenfußball mehr. Die Vereine sind sauer: sie wollen an den alten Regeln festhalten - und sich nicht auf den kleineren schweren Ball umstellen.
Fünf Minuten sind noch zu spielen. Bübingen erzielt das 2: 0. In der Halle heißt das noch nicht viel, hier fallen die Tore mitunter im 30 Sekunden-Takt. Aber angefeuert vom mitgereisten Bübinger Anhang legen die Fußballer vom Saarbrücker Vorstadtclub noch einmal nach. Der höher-klassig spielende Gegner aus Wiesbach zeigt keine Gegenwehr. Am Ende heißt es 4:1 für Bübingen.
"Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen..."
Nicht nur Wiesbach kann nach Hause gehen. Sehr wahrscheinlich droht der gesamten Veranstaltung in ihrer jetzigen Form das Aus. Denn der Deutsche Fußballbund und seine regionalen Gliederungen haben sich darauf verständigt, dass ab dem kommenden Winter in der Halle nur noch Futsal gespielt wird, also Hallenfußball nach den internationalen Regeln der Fifa. Franz-Josef Schumann, Präsident des saarländischen Fußballverbandes:
"Die Fifa gibt die Regeln vor und wir zeichnen uns im Fußball ja dadurch aus, dass wir weltweit nach einheitlichen Regeln spielen."
Aufgabe des DFB sei es, diese internationalen Hallenstandards zu Hause umzusetzen. Schließlich hätte die Sportart Futsal, die sich vor allem in Spanien und Russland zunehmender Beliebtheit erfreut, auch ihre Vorteile, wirbt der Präsident.
"Es gibt insbesondere viele Trainer, die sagen, Futsal ist viel besser, weil die Spielkultur gefördert wird, die Spiele würden schneller werden. Es gibt weniger Fouls, die Verletzungsgefahr ist geringer."
Clubs schwören auf den alten Hallenfußball
Unter den saarländischen Fußballlehrern wird der Verband allerdings kaum Befürworter finden, die Hallenfußball nach Fifa-Regeln spielen möchten. Die Clubs schwören auf den traditionellen Hallenfußball. Sie wollen nicht - wie bei Futsal üblich - mit weicheren Bällen auf kleine Tore schießen, sie fürchten die Langeweile. Sigmund Dewald:
"Es fallen sehr wenig Tore, und das A und O beim Hallenfußball ist das Schnelle und die vielen Tore und wenn auf die kleinen Tore gespielt wird, kann man es vergessen."
Sigmund Dewald ist Vorsitzender des Sportvereins Morscholz. Ein kleiner Club aus dem nördlichen Saarland, der weiß, wie Fußball geht. Schließlich hat der derzeit in England spielende Bundesliga-Profi Philipp Wollscheid hier vor 20 Jahren erstmals einen Hartplatz betreten. Morscholz ist nicht allein. 24 weitere Vereine haben sich in der "Interessengemeinschaft traditioneller Hallenfußball" zusammengeschlossen, um das Hallenmasters-Turnier zu retten, sagt Peter Schmitt von der Spielvereinigung Merzig.
"Wir sind keine Gegner von Futsal sondern wir sind für den Fußball."
Vereine bessern beim Hallenfußball ihre Kasse auf
Damit sind handfeste wirtschaftliche Interessen verbunden. Acht Mannschaften erreichen die Endrunde des Hallenmasters. Sie werden in etwa 50 Qualifikationsturnieren ermittelt, an denen über 300 Mannschaften teilnehmen. Das zieht Zuschauer in die Hallen, und die Vereine können über Eintrittsgelder, Brötchen- und Getränkeverkauf die Vereinskasse aufbessern. Bei 40.000 zahlenden Gästen kommt was zusammen. Kleine Vereine wie Morscholz refinanzieren auf diese Weise etwa 40 Prozent ihrer jährlichen Kosten. Selbst die größeren möchten auf die willkommene Einnahmequelle nicht verzichten, argumentiert Frank Seibert, der Vorsitzende von Saar 05.
"Wir haben die Probleme, dass bei den bisher gespielten Futsal-Turnieren die Zuschauermasse nicht da ist. Dort sitzen 150 Zuschauer und bei den anderen Turnieren reden wir von 1.500 bis 2.500 Zuschauern. Es ist ein wirtschaftlicher Faktor, der für die Vereine überlebenswichtig ist."
Die Gefahr, dass sich die Clubs durch ihr Festhalten an traditionellen Regeln von einer allgemeinen Entwicklung im Fußball abkoppeln könnten, sehen die Vereinsfunktionäre nicht. Schließlich kickt die Jugend bereits seit geraumer Zeit nach dem neuen Regelwerk. Möglicherweise sei es deshalb auch nur eine Frage der Zeit, bis sich der Widerstand gegen Futsal legt, wendet Stefan Neuses ein. Er ist Jugendtrainer bei der Spielvereinigung Merzig.
"Irgendwann wird Futsal wahrscheinlich den traditionellen Hallenfußball ablösen. Doch im Moment ist es noch zu früh, die traditionellen Hallenfußballer akzeptieren den plötzlichen Tod einfach nicht."
Verband sucht nach Lösungen im Futsal-Streit
Der saarländische Fußballverband sucht nach Lösungen. Er denkt darüber nach, die Qualifikation für das Hallenmasters nach traditionellen Regeln spielen zu lassen und erst beim Endturnier auf Futsal umzustellen. Franz-Josef Schumann, Präsident des saarländischen Fußballverbandes:
"Ich versuche das zu erreichen."
Die Chancen, beim DFB diese oder eine vergleichbare Regelung hinzubekommen stehen jedoch schlecht. Der Deutsche Fußballbund möchte endlich Hallenfußball nach Fifa-Regeln spielen und nicht länger abseits stehen.