Der Journalist Lukas Wallraff, geboren 1970, arbeitet für die Berliner "taz", vor allem als Gestalter und Themenplaner für die erste Seite der Zeitung. Er ist Absolvent der Deutschen Journalistenschulen in München.
Empörte Proteste gegen Klimawandel durch Kohle
Seit Wochen ist der Hambacher Forst von Braunkohlegegnern besetzt. Der Energiekonzern RWE hat nun begonnen, Rodungsarbeiten vorzubereiten. Die Proteste dagegen seien ein Symbol für den Klimaschutz, sagt der taz-Journalist Lukas Wallraff.
Der Energiekonzern RWE hatte in den vergangenen Tagen unter starkem Polizeischutz Barrikaden, Möbelstücke und vieles mehr aus dem besetzten Hambacher Forst abtransportiert. Heute wurden Demonstranten auf dem Weg zum Hambacher Forst von der Polizei gestoppt. Eine Polizeisprecherin sprach von rund 100 Demonstranten, ein Sprecher der Rodungsgegner von 150 bis 200. Da der Hambacher Forst von der Polizei als "gefährlicher Ort" eingestuft wurde, mussten die Demonstranten ihre Personalien angeben und sich durchsuchen lassen, sagte die Polizeisprecherin. Das hätten die meisten verweigert und sich am nahgelegenen Bahnhof auf den Boden gesetzt. Der Sprecher der Rodungsgegner sprach dagegen von einem "Polizeikessel".
Der Protest gegen die Abholzung im Hambacher Forst sei bereits zu einem Symbol für den Klimaschutz geworden, sagte unser Studiogast, der taz-Journalist Lukas Wallraff im Deutschlandfunk Kultur. Gerade in diesem heißen Sommer hätten alle durch die Hitzewelle gespürt, was Klimawandel bedeute. "Das ist jetzt ein konkretes Beispiel, wo nicht nur kein Klimaschutz betrieben wird, sondern im Gegenteil weiter beigetragen wird zum Klimawandel durch Kohle." Die Empörung darüber werde jetzt weit über die üblichen Aktivistenkreise hinausgehen. Vermutlich würden sich die Rodungsarbeiten nicht ganz verhindern lassen, aber die Proteste könnten es so schwierig und teuer machen, wie möglich, um vergleichbare Pläne in Zukunft zu verhindern.
Widersprüchliche SPD-Politik
In der SPD erlebe man bei diesem Thema verschiedene Flügel und regionale Unterschiede. In Nordrhein-Westfalen sei die Partei traditionell immer auf der Seite der Kohleförderung gewesen, ebenso wie Brandenburg. "Es ist ein Riesenproblem, dass die Politiker vor Ort in den Regionen natürlich auch zu Recht sich um Arbeitsplätze sorgen müssen", sagte Wallraff. Deshalb wäre es eigentlich wichtig, dass die Politik sich um andere Jobs für die betroffenen Menschen bemühe. Aber bislang seien die Sozialdemokraten widersprüchlich: "Die Umweltministerin der SPD in Berlin predigt Klimaschutz und die SPD in Nordrhein-Westfalen fördert die Kohle, das ist natürlich absurd." (gem)