Hamburg vor dem Olympia-Referendum

Entscheidung über ein Milliardenprojekt

Ein Plakat mit der Einladung zu einer Diskussionsrunde zu Hamburgs Olympiabewerbung "Hamburg 2024" wurde mit kritischen Anmerkungen von Olympia-Gegner versehen.
Die Olympia-Bewerbung Hamburgs stößt nicht bei allen auf Zustimmung. © picture alliance / dpa - Christian Charisius
Von Axel Schröder |
Falls Hamburg den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2024 erhält, sollen unter anderem ein neuer Stadtteil mit 8000 Wohnungen und eine neue Schwimmhalle entstehen. Trotzdem ist offen, wie die Mehrheit der Bewohner über das Großprojekt abstimmen wird.
Die Zahlen liegen auf dem Tisch. 1,2 Milliarden Euro will die Stadt Hamburg für die Olympischen Spiele in der Hansestadt ausgeben. Keinen Cent mehr, beteuert der Erste Bürgermeister Olaf Scholz.
"Wir haben gesagt, wir machen nicht solche Sachen, wie wir sie von anderen Veranstaltungen kennen. Da wird irgendwas irgendwie gerechnet. Sondern wir rechnen sehr hart, sehr präzise, sehr klar. Wir sagen auch alle Zahlen. Damit jeder vertrauen kann: das sind die richtigen Größenordnungen, um die es geht. Und dann können Deutschland und Hamburg diese Aufgabe sicherlich stemmen."
Den Rest der Kosten, immerhin 6,2 Milliarden Euro soll der Bund beisteuern. Eine Zusage darüber steht allerdings noch aus. Noch studieren die Beamten im Bundesfinanzministerium das Finanzierungskonzept der Hamburger. Über 600 Positionen, vom Neubau eines Olympia-Stadions bis hin zum Sicherheitskonzept wurden darin durchkalkuliert, auf jede Position ein Aufschlag von 30 Prozent addiert. So sollen etwaige Kostenrisiken minimiert werden.
Neue Bahnlinien sollen kommen
Für die 1,2 Milliarden Euro bekommen die Hamburger dann nicht nur 16 Tage Olympische Sommerspiele, sondern auch noch einen neuen Stadtteil mit 8000 Wohnungen, ein Drittel davon mit Sozialbindung, eine neue Schwimmhalle, viele renovierte Sporthallen und - schneller als geplant - je eine neue U- und S-Bahn-Linie. Dazu, so der Senat, weltweite Bekanntheit, nachhaltige Investitionen und Arbeitsplätze. Dem widerspricht Wolfgang Maennig, Professor für Sportökonomie an der Uni Hamburg und Goldmedaillen-Sieger im Ruder-Achter von 1988:
"Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir damit viel Geld verdienen, dass wir da große Beschäftigungsimpulse generieren werden. Das ist nach allem, was wir an Statistiken haben über vergangene Olympia-Orte, nicht der Fall..."
... aber natürlich profitiert die Bauwirtschaft, die Gastronomie. Und die Spiele in Hamburg, in Deutschland, würden, so Wolfgang Maennig, endlich den längst überfälligen Umbau des deutschen Spitzensports befördern. - Vor dem Referendum am kommenden Sonntag bleiben für die Bürgerinnen und Bürger allerdings zwei wichtige Fragen offen: Zum einen, ob der Bund am Ende wirklich bereit ist, 6,2 Milliarden Euro beizusteuern. Zum anderen, ob er auch alle weiteren Kostenrisiken aus dem Vertrag mit dem Internationalen Olympischen Komitee übernehmen wird.

Zu den Vor- und Nachteilen Olympischer Spiele haben wir mit dem ehemaligen Hockey-Weltmeister Moritz Fürste gesprochen, der Olympia 2024 in Hamburg befürwortet und mit Jens Gauger, einem passionierten Marathonläufer und Mitglied der Initiative "Stop Olympia Hamburg".
Hören Sie hier die beiden Teile des Gesprächs:

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