Hamburger Handschrift im Konzert

Nur wenige Institutionen können auf eine mehr als 500-jährige Geschichte zurückblicken; die Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek zählt jedoch zu diesen ehrwürdigen Einrichtungen. In diesem Jahr ist sie 530 Jahre alt geworden.
Aus diesem Anlass gelang es in Zusammenarbeit von Sponsoren und der Einrichtung, eine Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, die zu den wertvollsten Schätzen der Bibliothek gehört, wissenschaftlich und aufführungspraktisch zu erschließen.

Das Besondere an jener Sammlung von Antiphonen und Responsorien ist, dass weder ihr lateinischer Text, noch die einstimmigen Melodien in irgendeiner anderen mittelalterlichen Quelle auftauchen. Somit ist die Hamburger Handschrift, die der mittelalterlichen Dom-Bibliothek zugeordnet wird, ein Unikat. Sie umfasst zwei gottesdienstliche Zyklen: ein Offizium zu Ehren der Jungfrau Maria und eines zu Ehren der Heiligen Anna (der Mutter Mariens).

Das Offizium mit dem Titel "Historia de compassione gloriosissimae virginis Mariae" wurde am 24. Oktober in der Staats- und Universitätsblbiothek erstmals seit einigen hundert Jahren wieder zum Erklingen gebracht. Als Ausführende konnte das renommierte Vokalensemble "amarcord" gewonnen werden. Es entführte uns in eine längst vergessene Welt der Ruhe und Kontemplation.

In Aufzeichnung vom 24. Oktober bringen wir drei Nocturnen dieser Historia zu Ehren der Jungfrau Maria.


Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Aufzeichnung vom 24.10.2009

Historia de Compassione Gloriosissimae Virginis Mariae

IN I° NOCTURNO
Kyrie eleison/Kyrie eleison
Domine dominus noster (Antiphon)
Ecce Maria dira pendet (Antiphon)
Plangat cum virgine (Antiphon)
Quis dabit capiti meo (Responsorium)

IN II° NOCTURNO
Kyrie eleison/Christe eleison
Quem genuit mater (Antiphon)
Vidit Maria aquam (Antiphon)
Quia filio crucifixo (Antiphon)
Quis michi tribuat (Responsorium)

IN III° NOCTURNO
Kyrie eleison/Christe eleison/Kyrie eleison
Commota est terra (Antiphon)
Consolare filia Sion (Antiphon)
O mater benedicta (Antiphon)
Stella maris (Responsorium)
Inviolata integra (Prosula)


Ensemble amarcord:
Wolfram Lattke, Tenor
Martin Lattke, Tenor
Frank Ozimek, Bariton
Daniel Knauft, Bass
Holger Krause, Bass


Auf die erste und die zweite Nocturn folgen jeweils kurze musikhistorische und handschriftenkundliche Erläuterungen von Dr. Jürgen Neubacher und Dr. Hans-Walter Stork, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg


anschließend ca. 21:10 Uhr:

Das Projekt D2H

"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", hat Joseph Haydn anlässlich einer geplanten Reise nach London gesagt, und dieser Ausspruch war die Initialzündung für ein ganz besonderes Projekt in diesem Gedenkjahr 2009 zu Haydns 200. Todestag: Das Haydn-Trio Eisenstadt hat bei 18 Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt Klaviertrios in Auftrag gegeben, die sich mit einem Aspekt des Lebens oder Werkes von Joseph Haydn auseinandersetzen; sechs von ihnen kommen aus Österreich, sechs aus anderen europäischen Ländern und sechs aus Ländern der anderen Kontinente. Auf diese Weise soll zum einen das Repertoire für Klaviertrio, zu dem Haydn selbst ganze 39 Werke beigesteuert hat, erweitert, zum anderen eine besondere Art der internationalen kulturellen Zusammenarbeit gepflegt werden.

Sämtliche Werke, die im Rahmen des Projektes "Dedicated To Haydn" entstanden sind, waren im Rahmen eines Konzert-Marathons Ende April/Anfang Mai in Eisenstadt zu hören. Unser Autor Egbert Hiller war dabei und stellt in lockerer Folge die 18 Werke vor, die übrigens in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur auf CD erschienen sind.


Dedicated To Haydn
Helmut Hödl: "An Haydn"
Haydn-Trio Eisenstadt