Hamed Eshrat: "Venustransit"

Von Liebe, Verlust und Selbstfindung

Hamed Eshrat im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur
Hamed Eshrat im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Matthias Horn
Hamed Eshrat im Gespräch mit Frank Meyer |
"Venustransit" ist das deutsche Comic-Debüt des aus dem Iran stammenden Hamed Eshrat. Im Mittelpunkt der Graphic Novel stehen ein Zeichner und dessen Lebenskrise: Es gehe um Liebe, Verlust und Selbstfindung, sagt Eshrat.
Bei der Wahl des Titels "Venustransit" habe er zum einen an die Liebesgöttin Venus gedacht, erzählte der aus dem Iran stammende, 36-jährige Esharat im Deutschlandradio Kultur. Zum anderen habe er dabei auch metaphysische und astronomische Überlegungen angestellt: :
"Die Venus als Planet mit ihren Laufbahnen und dann die Erde dazu. Diese ganzen Konstellationen, die sich im Weltraum ergeben. So etwas passiert ja dann auch im Comic: Dass sich die Lebensläufe der Figuren überschneiden beziehungsweise auseinandergehen. Und das war auch ein Thema."
Lebenskrise in kraftvollen Schwarz-Weiß-Bildern
Die Graphic Novel ist teilweise autobiographisch und teilweise erfunden. Die Geschichte handelt vom Zeichner Ben Rama. Er lebt in Berlin, arbeitet als Programmierer und leidet darunter, dass er kaum Zeit für seine Kunst hat. Rama befindet sich in einer Lebenskrise. Es gehe um Liebe, Verlust und Selbstfindung, meinte der Autor. Diese Krise zeichnet Eshrat in expressiv-kraftvollen Schwarz-Weiß-Bildern nach, manchmal auch von Text umrahmt.
Nach dem Wendepunkt folgt die Abstraktion
Eine Szene spielt im Berliner Szeneclub "Berghain": Dort schraubt sich die Hauptfigur an der Garderobe den Kopf ab, danach verändert sich der Comic und wird immer abstrakter. Diese Stelle sei ein Wendepunkt in der Geschichte, erklärte Eshrat:
"In der Szene ging es darum, ein bisschen darzustellen, wie der Protagonist Ben aus seiner Realität fliehen will. Und deswegen habe ich mich für diese Umsetzung entschieden – für die Abstraktion, bis hin zur kompletten Auflösung. Und diese Sequenz ist auch so eine Art Zusammenfassung der ganzen Geschichte."
Hamed Eshrats Biographie
Hamed Eshrat wurde 1979 in Teheran geboren – in jenem Jahr, in dem der Schah gestürzt wird und Ayatollah Khomeini die Islamische Republik ausgerufen hatte. Da sein Vater für den Geheimdienst des Schahs gearbeitet hat, fürchtet die Familie um ihr Leben. 1986 flieht sie nach Deutschland.
Nach dem Abitur studierte Eshrat Kommunikationsdesign in Berlin. Seine Abschlussarbeit, die Graphic Novel "Kaiser-Schnitt. Iran 1979", erzählt von der Verfolgung und Flucht seiner Familie. Sie ist unter dem Titel "Tipping Point – Téhéran 1979" bisher nur in Frankreich erschienen. "Venustransit" ist Eshrats zweiter Comic.

Hamed Eshrat: "Venustransit"
Avant-Verlag, 2016
256 Seiten, 24,95 Euro

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