So gehört sich das!
Aufatmen bei den Couch-Ppotatoes unter den Handball-Fans: Wer die Spiele der DHB-Auswahl im Fernsehen verfolgen will, kann das zum ersten Mal seit 2013 wieder im Free-TV tun. ARD und ZDF übertragen. Gut so, kommentiert Wolf-Sören Treusch.
Handball im frei empfangbaren Fernsehen von ARD und ZDF: das ist richtig, konsequent und gehört sich so.
Unvergessen die Bilder vom Wintermärchen 2007: als die Spieler mit angeklebtem Walrossschnurbart und selbst gebastelter WM-Krone auf dem Kopf ausgelassen den Finalsieg gegen Polen feierten. Oder die Bilder von der EM 2016: als Deutschlands Torhüter Andreas Wolff seine Arme und Beine nahezu krakenartig ausfuhr und alles hielt, was die Spanier auf seinen Kasten warfen.
Niemals hätten sich diese Bilder in die kollektive Erinnerung der deutschen Fernsehzuschauer gebrannt, wären sie damals hinter einer Bezahlschranke verschwunden. Pay-TV spaltet, grenzt einen Teil der Fans aus, vor allem diejenigen, die nur Gelegenheitsgucker sind.
Free-TV stiftet Gemeinschaft
Free-TV dagegen stiftet Gemeinschaft, im besten Fall entwickeln die Übertragungen einen Zauber, von dem sich die Fernsehzuschauer mitreißen lassen. So geschehen 2007 und 2016 und – ganz nebenbei bemerkt – auch schon 1978*, als die bundesdeutschen Handballer unter dem legendären Vlado Stenzel Weltmeister wurden.
Wie gesagt – im besten Fall. Wintermärchen wie 2007 sind keine Selbstläufer. Handballfieber kann man nicht verordnen. Das haben die vergangenen beiden Weltmeisterschaften gezeigt, in denen die Deutschen mit der Titelvergabe nichts zu tun hatten. Und von denen deshalb auch kaum jemand Notiz nahm. Da war es schlicht egal, dass es von ihnen im Free-TV keine Bilder gab.
Alle hoffen nun, dass sich die Mannschaft von Trainer Christian Prokop in einen Rausch spielt und die Zuschauer wieder kollektiv von den Sitzen reißt.
Sechs Jahre Werbung für Handball
Wenn nicht, dann bleiben ja noch ein paar Versuche. Bis 2025 werden deutsche Spiele bei Welt- und Europa-Meisterschaften der Handballer von ARD und ZDF übertragen. Die Verantwortlichen im Deutschen Handballbund wollen die sechs Jahre nutzen, um ihren Sport endlich so populär zu machen, dass er eine echte Alternative zum Fußball wird.
Am Ende könnte das bedeuten, dass TV-Rechte für Handball doch wieder hinter der Bezahlschranke verschwinden. Wie im Fußball. Das wäre dann richtig ärgerlich. Aber so weit ist es ja glücklicherweise noch nicht.
* An dieser Stelle wurde eine versehentlich falsche Jahreszahl korrigiert.