Handelswege

Chinas neue Seidenstraße

Der wie ein Halbmond geformte so genannte Mondsee oder Mondsichelsee (chin.: Yueyaquan) in der Wüste bei Dunhang in der chinesischen Provinz Gansu.
Der Mondsichelsee in der Wüste bei Dunhang in der chinesischen Provinz Gansu. © picture-alliance/ dpa / Imaginechina
Von Ruth Kirchner |
13.000 Kilometer durch sieben Länder: China arbeitet am Ausbau einer neuen Seidenstraße zwischen Asien und Europa. Peking hofft auf einen ökonomischen Boom auch in abgelegenen Regionen. Kritiker warnen dagegen vor chinesischem Großmachtstreben.
Die neue Seidenstraße beginnt ganz weit im Osten Chinas – in Yiwu in der Küstenprovinz Zhejiang. Von hier fahren Züge bis ins 13.000 Kilometer entfernte Madrid. Über zwei Kontinente und durch sieben Länder.
China geht es um den Handel, um alternative Transportwege zu den Seerouten. Aber auch um Zugang zu Rohstoffen und zu Märkten für chinesische Kraftwerke, Züge und Verbrauchsgüter.
Gleichwohl schürt die wirtschaftliche Expansion Ängste vor der Übermacht der Volksrepublik. Zumal unklar ist, was genau China vorschwebt. Die große eurasische Freihandelszone oder die Erschließung neuer Märkte unter chinesischer Kontrolle? Aber, sagt auch Jürgen Conrad von der Asiatischen Entwicklungsbank, nicht nur China könne von der neuen Seidenstraße profitieren:
"Ich denke, man darf die Initiativen und Wirtschaftskooperationen nicht von Anfang an als Nullsummenspiel definieren, dass wenn einer gewinnt, der andere notwendigerweise verliert. Ich glaube, alle Beteiligten können gewinnen, deshalb engagieren sich China, aber auch Russland und viele andere Anrainer, denn wenn man durchlässige Grenzen hat, wenn man handelt, wechselseitig investieren kann, kann das den Wohlstand fördern von allen Beteiligten."
China setzt auf mehr Handel und Entwicklung
Doch das braucht Zeit. Für die neue Seidenstraße müssen eine Menge bürokratische Hürden überwunden werden, angefangen bei Zollformalitäten und Frachtbriefen. Trotzdem setzt Peking auf den Ausbau der Ost-West-Verbindung: auch imeigenen Interesse. Denn die nordwestliche Region Xinjiang ist immer noch bitterarm. Mehr Handel und Entwicklung, so das Kalkül, könnte helfen die Unruheregion zu befrieden.
In der alten Oasenstadt Kashgar kurz vor der Grenze zu Kirgistan, Tadschikistan und Pakistan, ist vom erhofften Boom noch nicht viel zu spüren. Auf den traditionellen Basaren ist wenig los und viele der neuen Markthallen für den grenzüberschreitenden Handel stehen noch leer.
Aber China hat große Pläne, will den Bau einer Bahnlinie von Kasghgar nach Islamabad prüfen und weiter zum pakistanischen Tiefseehafen Gwadar am Arabischen Meer, der von einer chinesischen Staatsfirma betrieben wird. Denn neben der Wiederbelebung der Landrouten, träumt Xi Jinping auch von einer maritimen Seidenstraße, die chinesische Handelshäfen mit Sri Lanka, Ostafrika und dem Mittelmeer verbinden soll. Auch das ist noch Vision.
Aber in Sri Lanka etwa hat China bereits Millionen in neue Häfen investiert und in Griechenland in den Hafen von Piräus, Chinas Tor nach Europa, wie es in Peking heißt. Kritiker sehen solche Projekte als Beleg dafür, dass hinter der neuen Seidenstraße auch chinesisches Großmachtstreben lauere. Andere sind vorsichtiger: In einer globalisierten Welt, sagen sie, bleibe auch China nichts anderes übrig als global zu agieren.
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