"Ein bisschen zerrupft und neu verdichtet"
Standard-Theater ist mit Schorsch Kamerun nicht zu haben: Bei der begehbaren Installation "Spuren der Verirrten" nach Peter Handke bewegen sich die Zuschauer mit Kopfhörern durch das Foyer des Theaters Basel. So kommen sie dem Ensemble ganz nah.
Schorsch Kamerun ist im besten Sinne ein Tausendsassa. Sänger der Hamburger Punkband "Die goldenen Zitronen", Betreiber des Golden Pudel Clubs und immer wieder in Theatergefilden unterwegs.
Jetzt hat Schorsch Kamerun am Theater Basel nach zwei Stücken von Peter Handke einen Abend inszeniert. "Die Stunde, da wir nichts voneinander wußten" ist das eine, das andere, "Spuren der Verirrten", gibt den Titel vor.
Und die Richtung. Die Zuschauer werden mit Kophörern ausgestattet und durch das dreistöckige Foyer des Theaters Basel geschleust. "Es ist also alles andere als eine Theatersituation, wie wir sie klassisch gewohnt sind, dass man da einfach im Publikum sitzt und auf der Bühne wird etwas aufgeführt, sondern man ist tatsächlich selbst Teil dieser Installation", sagt unsere Kritikerin Mirja Gabathuler im Deutschlandfunk Kultur.
Immer näher ran an das Ensemble
Und als Teil der Installation irren die Zuschauer durch die Räume. "Das ist eben für mich so ein bisschen das Charakteristische an diesem Abend. Es fehlen nämlich wirklich diese Orientierungshilfen, also man weiß gar nicht recht, wo man hingehen soll. Zu Beginn ist das noch etwas gesteuert – es ist ein Teil der Räume abgesperrt, man kann noch gar nicht überall hingehen. Und dann öffnet sich das mehr und mehr, man kommt auch immer näher ran an das Ensemble", erzählt Gabathuler.
Das Ensemble ist vielfältig: einerseits die Schauspieler vom Theater Basel, ganz viele Tänzerinnen und Tänzer und auch Studierende der Fachhochschule West-Schweiz. "Also eigentlich Laien", berichtet Gabathuler, "vielleicht so zwei Dutzend Leute, die da auch selbst durch diese Installation irren und denen man relativ frei folgen kann."
Der sperrige Text wird erzählerischer
Nicht ganz so frei ist dann der zweite Teil dieses Theaterabends. "Im zweiten Teil war es dann eher so, dass dieses Dialogische, das ja auch bei Handke in Fragmenten vorkommt, dass Schorsch Kamerun sich das quasi genommen hat, so ein bisschen zerrupft hat und dann neu verdichtet hat. In diesem Teil erhielt dann wirklich dieser eher sperrige Text etwas Erzählerisches und Unmittelbares", sagt Mirja Gabathuler.
(beb)