Tierärztin und Artenschützerin Hannah Emde

Ein Leben für den Naturschutz

33:12 Minuten
Eine junge Frau mit einem Hut steht, mit dem Rücken zur Sonne, mitten in einer Savannenlandschaften und lacht freundlich in die Kamera.
Dass sie Tierärztin werden wollte, wusste Hannah Emde schon als kleines Mädchen. Ihre ersten "Expeditionen" unternahm sie aber noch im Sauerland in Begleitung ihres Dackels. © NDR Naturfilm / Doclights / Tina Muffert
Moderation: Ulrike Timm |
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Die klassische Kleintierpraxis ist nicht ihre Sache: Hannah Emde rettet lieber Gibbons auf Borneo oder Geparden in Namibia. Über ihren Kampf für den Artenschutz schrieb die junge Tierärztin einen Bestseller. Jetzt gibt es eine TV-Serie über sie.
Sie hat eine eigene NGO gegründet und über ihren globalen Einsatz für die Biodiversität das Buch "Abenteuer Artenschutz" geschrieben. Ihr jüngstes Projekt führte sie in eines der trockensten Länder der Erde – nach Namibia: Die junge Tierärztin Hannah Emde ist die Protagonistin der neuen TV-Serie "Hannah goes wild".

Serie über namibische Artenschutzprojekte

In der sechsteiligen Serie, abrufbar in der ARD Mediathek, reist Hannah Emde durch Namibia und stellt Artenschutzprojekte des afrikanischen Landes vor. Sie besucht Auffangstationen für verletzte Wildtiere und trifft Ranger bei der Arbeit in den Reservaten. Die Serie zeigt faszinierende Aufnahmen der namibischen Tierwelt und dokumentiert den Kampf lokaler Naturschützer für den Erhalt bedrohter Arten – wie etwa von Spitzmaulnashörnern und Geparden.
Ihr sei es aber wichtig gewesen, sagt Hannah Emde, auch über die Interessenkonflikte zwischen Mensch und Tier in dem ressourcenarmen Land zu berichten.
"Ich wollte die Geschichten der Farmer und Bauern vor Ort hören. Und die Perspektive der Menschen, die mit diesen wilden Tieren leben, kennenlernen: Sie kämpfen mit ihnen um die gleiche Ressource Wasser. Und Leoparden und Geparde reißen ihre Ziegen – oft die einzige Einkommensquelle. Dass da Wut und Frustration aufkommen, ist vollkommen verständlich."
Kern jeder Artenschutzarbeit müsse daher sein, die Mensch-Wildtier-Konflikte zu lösen. Ansätze dazu gibt es – so werden in Namibia vermehrt Herdenschutzhunde ausgebildet, die Nutztiere vor Raubtieren schützen.

Erste Expeditionen im Sauerland

Dass sie Tierärztin werden wollte, wusste Hannah Emde schon als kleines Mädchen. Sie wuchs im Sauerland auf und ihre ersten "Expeditionen" führten in die heimischen Wälder. In Begleitung ihres Dackels ging sie auf Suche nach "Riesenschlangen und Schnecken". Letztere brachte sie zur genaueren Untersuchung mit nach Hause.
Hannah Emde studierte Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Schon während des Studiums erkannte sie, dass Hunde, Wellensittiche und Meerschweinchen nicht im Zentrum ihres Interesses standen. Auch eine Laufbahn als Veterinärin wäre für sie nicht in Frage gekommen:
"Ich habe in der Rinderklinik gearbeitet und war in Kleintierpraxen im Praktikum. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass mich Praktika außerhalb meiner Komfortzone – in tropischen Regenwäldern oder auf Forschungsstationen – sehr viel mehr gereizt und fasziniert haben. Vor allem habe ich dort gelernt, wie wichtig Tiermediziner*innen auch in diesen Bereichen sind."

Gibbons auf Borneo, Krokodile im Fluss

Hannah Emde suchte sich Ziele außerhalb Europas und ist heute, mit 29 Jahren, schon um die halbe Welt gereist. Sie arbeitete in Forschungsstationen auf den Philippinen, auf Madagaskar und in Costa Rica, hat Papageien-Schutzprojekte in Guatemala und eine Gibbon-Auffangstation auf Borneo betreut. Der Artenreichtum und die Schönheit der Regenwälder faszinieren sie:
"Es ist immer irgendetwas am Rascheln, in den Bäumen, auf dem Boden. Man hört Affenrufe, die Nashornvögel schnattern laut. Und es ist feucht, es gibt so eine durchgehende, fruchtige Feuchtigkeit."
In den Camps sei das Leben "sehr einfach", ganz im Einklang mit dem Rhythmus des Dschungels. Genau das liebe sie. Sich der Natur unterzuordnen, führe dazu, die Umgebung wieder ganz bewusst wahrzunehmen. Manchmal allerdings kann die Natur aber auch gefährlich werden.
"In Borneo bin ich am Ufer eines Flusses mit den Gummistiefeln im Schlamm stecken geblieben – und entlang dieses Flusses gibt es viele sehr große Leistenkrokodile, da habe ich schon Panik bekommen!"
Wie gefährdet die Artenvielfalt der Regenwälder mittlerweile ist, erlebte Hannah Emde hautnah bei vielen ihrer Forschungsaufenthalte. Überall durchschneiden oder vernichten großen Monokulturen die Urwälder:
"Auf Borneo waren es die Palmölplantagen, in Costa Rica die Ananasplantagen. Und dieser krasse Kontrast, wenn man aus diesem ursprünglichen Urwald tritt auf so eine genutzte Fläche, das ist schockierend! Also es ist wirklich wie auf dem Friedhof. Diese Vielfalt an Pflanzen, an Tieren, an Gerüchen – einfach verflogen: Dort steht eine Monokulturpflanze neben der anderen und der Boden ist komplett mit Pestiziden verseucht. Da wächst nichts anderes mehr. Und da krabbelt nix."

Artenschutz im Alltag

Um ihr Wissen in Deutschland weiterzugeben und für den weltweiten Naturschutz zu sensibilisieren, hat Hannah Emde mit Freunden den Verein "Nepada Wildlife e.V." gegründet.
In der Rubrik "Artenschutz to go" finden sich auf der Website Anregungen für kleine Schritte zum Artenschutz. Wer bewusster einkaufen möchte, sollte sich zum Beispiel fragen: Woher kommen meine Produkte? Wie sind sie zertifiziert? Oder auch: Was hat die Nuss-Nougat-Creme mit Palmölplantagen zu tun?
Der Verein bietet auch Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche an. Mit Hilfe einer Augmented-Reality-App etwa können sich Schüler den Dschungel ins Klassenzimmer holen. "Ich nehme sie mit auf eine Reise in den Urwald", sagt Hannah Emde.
"Und natürlich sprechen wir dann auch über Abholzung, über Bedrohungen, über das Artensterben. Und es macht es Spaß, gemeinsam zu überlegen: Okay, wie können wir denn vielleicht auch vor der eigenen Haustür anfangen, Arten zu schützen? Zum Beispiel, indem wir Fledermauskästen bauen und die aufhängen oder, indem wir den Garten mal ein bisschen wilder lassen!"
(tif)

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