Helfen Sie als Weltraummediziner auch den Erdenbürgern?
"Das ist die ultimative Präventivmedizin", sagt Hanns-Christian Gunga über sein Fachgebiet. Er ist zwar Mediziner, beschäftigt sich aber ausschließlich mit gesunden Menschen. Ihn interessiert, wie Menschen auf Extremsituationen reagieren.
Zum Beispiel wenn sie schwerelos im All schweben, Hunderte von Metern unter der Erde extreme Hitze ertragen müssen oder auf über 5000 Meter hohen Berggipfeln an Atemnot und Kälte leiden.
Der 61-jährige ist Direktor des Institutes für Physiologie am Zentrum für Weltraummedizin und Extreme Umwelten in Berlin. Mit den Astronauten auf der ISS haben er und sein Team zur Zeit regelmäßigen Kontakt, weil sie untersuchen, ob sich die Körpertemperatur im All verändert und welche Folgen das haben könnte.
Ein Zitat aus dem Gespräch: "Die Erdanziehung hat unseren ganzen Bauplan beeinflusst. Zum Beispiel 60 Prozent unserer gesamten Muskulatur brauchen wir nur, um aufrecht zu gehen. Die Astronauten sind in einem System, das man den freien Fall nennt. Sie fallen permanent um die Erde herum. Und der Gravitationsvektor, der zur Erde hinzeigt, der wird ausgeglichen durch die Beschleunigung. Sie sind ja nicht ruhend, sondern bewegen sich selbst mit 28.000 Stundenkilometern. Sie haben in der Raumstation eine Schwerelosigkeit. Und diese wirkt sich dann auf den Körper in jedem Organ aus. Um das mal ganz plakativ zu sagen: In jedem Organsystem haben wir irgendeinen Einfluss der Gravitation."